Unternehmen : Insolvenzen 2023 und 2024: Steht Österreich besser da als Europa?

Gudrun Meierschitz, Vorständin von Acredia, über die Insolvenzen 2023 und 2024 in Österreich.

Gudrun Meierschitz: "Der Anstieg bei den Firmenpleiten dürfte dieses Jahr niedriger ausfallen als zuletzt. Allerdings hat sich die Insolvenzdynamik inzwischen an das weltweite Geschehen angeglichen."

- © Acredia

Österreich verzeichnete im vergangenen Jahr einen der stärksten Anstiege der Unternehmensinsolvenzen in Europa. Diese Phase scheint nun aber beendet, zumindest nach einer aktuellen Insolvenzprognose durch Acredia und Allianz Trade.

Die beiden Kreditversicherer prognostizieren für heuer in Österreich einen Anstieg um rund elf Prozent auf 5.310 Unternehmensinsolvenzen. Ein Trend, der sich auch 2024 fortsetzen soll. Hier gehen die Experten von plus vier Prozent aus.

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„Das Abbremsen der Insolvenzdynamik deckt sich mit den Signalen, die wir von der Wirtschaft bekommen“, sagt Gudrun Meierschitz, Vorständin von Acredia. „Die Lieferkettenproblematik hat sich zuletzt entspannt und die Inflation sinkt langsam. Dennoch rechnen viele Unternehmen mit sinkenden Margen. Besonders die hohen Energiepreise und der enge Finanzmarkt sorgen für Kopfzerbrechen.“

Steigende Material- und Lohnkosten belasten die Ertragslage der Unternehmen zusätzlich. „Speziell Unternehmen mit hohen Lagerbeständen ächzen unter den Kosten, die durch die Kapitalbindung entstehen“, so Meierschitz. „Zudem droht kapitalschwachen Unternehmen angesichts des Marathons bei der Zinswende die Luft auszugehen.“

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Ein Grund zur Panik ist es nicht – ein Anlass zur Vorsicht schon.“
Gudrun Meierschitz, Vorständin von Acredia

Insolvenzen in Europa: Neuer Schub erwartet

Während die Insolvenzdynamik in Österreich abnimmt, nimmt sie weltweit zu. Nach einem Plus von 17 Prozent im vergangenen Jahr wird für 2023 ein weltweiter Anstieg der Unternehmensinsolvenzen um 21 Prozent erwartet.

Damit liegt das prognostizierte weltweite Insolvenzniveau 2023 noch unter dem Niveau von 2019 (-5 Prozent gegenüber 2019). Österreich hingegen wird voraussichtlich darüber liegen (+6 Prozent vs. 2019). Nach einem weiteren Schub von plus vier Prozent im Jahr 2024 dürfte sich das globale Insolvenzgeschehen dann weitgehend normalisiert haben.

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Deutlicher als im weltweiten Durchschnitt ist der Anstieg der Unternehmensinsolvenzen in Europa mit rund plus 24 Prozent. Dies liegt vor allem an den stark steigenden Zahlen in den Niederlanden (+52 Prozent), Frankreich (+41 Prozent), Irland (+30 Prozent) und Italien (+25 Prozent).

Viele europäische Länder werden bereits 2023 das Vorkrisenniveau deutlich übertreffen, allen voran Spanien (+75 Prozent gegenüber 2019), Großbritannien (+29 Prozent gegenüber 2019), Dänemark, Irland und die Schweiz (+18 Prozent gegenüber 2019) sowie Frankreich (+15 Prozent gegenüber 2019).

„Österreich steht im europäischen Vergleich gut da“, sagt Meierschitz, „der Anstieg bei den Firmenpleiten dürfte dieses Jahr niedriger ausfallen als zuletzt. Allerdings hat sich die Insolvenzdynamik inzwischen an das weltweite Geschehen angeglichen. Ein Grund zur Panik ist es nicht – ein Anlass zur Vorsicht und zu einem noch sorgfältigeren Debitoren- und Liquiditätsmanagement allerdings schon.“