OeKB-Vorstand : Bernkopf: "Rezessionsängste sind vorerst vom Tisch"

OeKB Vorstand Helmut Bernkopf

OekB-Vorstand Bernkopf: "Schmerzpunkte getroffen"

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INDUSTRIEMAGAZIN: Herr Bernkopf, die Welt steht nun schon einiger Zeit Kopf. Vor welchen Herausforderungen stehen Österreichs Exporteure?

Bernkopf: Es tut sich viel, wie immer in der Welt. Die aktuell drängenden Herausforderungen für Unternehmen sind nach wie vor die Versorgung ihrer Betriebsstandorte mit Energie, die Teuerungswelle bei Vormaterialien sowie Engpässe und Verzögerungen in den Lieferketten. Das Fachkräfteproblem ist weiterhin ungelöst. Längst ist das Recruiting auch für Banken zu einer Herausforderung geworden. Wir suchen aktuell Mitarbeiter im IT-Bereich. Die findet man selbst als Top-Arbeitgeber nicht so leicht.

Ihr Job wurde also auch nicht gerade einfacher.


Bernkopf:
Die Veränderungen sind enorm. Wobei die OeKB und ihr Angebot immer schon einem großen Wandel unterlag. Denken Sie an die Zeit vor der EU-Osterweiterung. Und daran, was aus den Ländern des ehemaligen Ostens geworden ist. Heute sind das sichere Märkte, eingegliedert in die große europäische Einheit. Damals waren dort erweiterte Deckungsmöglichkeiten durch unser Haus hoch im Kurs.

Wie ist die OeKB für die grüne Transformation aufgestellt?


Bernkopf:
Wir sind uns unserer Verantwortung beim Rückzug aus fossilen Energiequellen bewusst. Auf unsere jüngste Finanzierungsmöglichkeit für Investitionen in Erneuerbare Energien sind wir stolz. Im Februar entwickelten wir das Produkt Exportinvest Green Energy. Österreichische Exportunternehmen und ihre heimischen Zulieferer haben die Möglichkeit, bis zu 100 Prozent ihres Kapitalbedarfs mit den attraktiven OeKB-Konditionen zu finanzieren.

Zusätzlich können die Haftungsquoten - bonitätsabhängig - auf bis zu 70 Prozent erhöht werden. Diese Projekte - etwa Investitionen in Biomassekraftwerke oder Solar- und Windenergie - haben einen langfristigen Charakter. Deshalb erhöhten wir die Laufzeit auf bis zu 18 Jahre ab Inbetriebnahme. Das hilft Unternehmen, die Abhängigkeiten von fossiler Energie zu reduzieren. Selten kann man sich ja mit einem Schlag lösen. Das Instrument wird gut angenommen. Wir haben die richtigen Schmerzpunkte getroffen, leisten unseren Beitrag zur Energietransformation.

Rund 73 Prozent der Exporte von Österreichs Unternehmen gehen in die EU. Welche Regionen außerhalb der EU performen stark?

Bernkopf:
Die OeKB ist ja für die Absicherung nicht marktfähiger Risiken zuständig, weshalb unsere Volumina nicht repräsentativ sind. Wir haben 2022 besonders in Lateinamerika viel Neugeschäft verzeichnet, auch Asien und hier die ASEAN Staaten waren wieder stark. In der Ukraine haben wir Einzelfallprüfungen, da sind die Volumina noch nicht groß.

Im Vorjahr meinten Sie, die Investitionen in Produktionsmaschinen hoch. Sind diese immer noch auf erstaunlichem Niveau?


Bernkopf:
Die Nachfrage ist ungebrochen. Punktuelle Verbesserungen des Energieverbrauchs als auch in der Automatisation, um den Personalmangel abzufedern, sind hoch im Kurs.

Wie wird denn die Industrie durchs erste Quartal kommen? Trauen Sie sich eine pauschale Aussage zu?


Bernkopf:
Wir sehen doch ein paar tausend Bilanzen im Jahr. Und was wir hier sehen, macht Mut. Natürlich kämpfen einige Unternehmen. Doch es ist vielen gelungen, höhere Preise weiterzugeben. Die Gesamtexportquote mit plus 17,2 Prozent 2022 war auch eine gute Nachricht. Die Unsicherheiten im ersten Quartal waren weniger einschneidend wie befüchtet. Die Rezessionsängste sind vorerst vom Tisch.

Dieser Artikel entstand in Kooperation mit OeKB.

ZUR PERSON

Helmut Bernkopf ist seit 2016 im Vorstand der OeKB. Der ausgebildete Handelswissenschafter, der langjährig bei der Unicredit beschäftigt war, ist unter anderem Mitglied des Aufsichtsrats der Lenzing AG.