Grüne Kostenbremsen : Fronius-Experte Berger: "Müssen über den Tellerrand schauen"

Ewald Berger Fronius

Ewald Berger, Head of Project Business, Business Unit Perfect Charging, Fronius International: "Auf dem Weg zur CO2-neutralen Intralogistik spielt der Einsatz erneuerbarer Energien eine große Rolle"

- © Fronius

INDUSTRIEMAGAZIN: Herr Berger, an welchem aktuellen Maschinenmodell aus Ihrem Portfolio lässt sich die Steigerung der Energieeffizienz am besten illustrieren?

Ewald Berger:
Die Energieeffizienz unserer Ladelösungen steht bei Fronius Perfect Charging im Vordergrund. Diese begründen sich einerseits auf der Produktseite auf dem RI-Ladeprozess, welcher die Ladung der Blei-Säure Batterien nicht nur deutlich schonender und energieeffizienter macht, sondern damit auch die Lebensdauer der Batterien verlängert.

Um Ihnen Zahlen zu nennen: Die Selectiva 4.0 Ladegeräte verfügen über einen Wirkungsgrad von 96%. Bis zu 30% kann mit dem von Fronius entwickeltem RI- Ladeprozess an Strom im Vergleich zu herkömmlichen 50Herz Ladegeräten eingespart werden. Doch der Clou ist nicht der Wirkungsgrad vom Ladegerät selbst, sondern der durch unseren Ri-Ladeprozess mögliche Gesamtwirkungsgrad der Batterie + Ladegerät Einheit von 84% was uns deutlich vom Mitbewerb abhebt und unseren Kunden einen großen Vorteil verschafft. Hinsichtlich Batterielebensdauer ist eine bis zu 15% längere Nutzung im Vergleich zu anderen Ladegeräten möglich. Dies entspricht einer bis zu 1-1,5 Jahr längeren Nutzung bei moderater Verwendung.

Mit welchen Methoden schaffen Sie Energieeinsparungen?

Berger:
Neben den technologischen Vorteilen unserer Selectiva 4.0 Ladegeräten lassen sich im Rahmen einer gesamtheitlichen Energie-Analyse auch die Einsparpotentiale im Gesamtsystem mit der Staplerflotte ermitteln. Wie z.B. Reduktion der Handlingzeit und somit auch der operativen Kosten, platzsparende Bauweise, modulare und wiederverwendbare Konzepte und natürlich auch das Thema Sicherheit werden von uns betrachten und beim Kunden umgesetzt.

Das lässt sich anhand eines Beispiels illustrieren. Die Ausgangssituation: Es sollen 2 Ladestationen errichtet werden welche sowohl energieeffizient, platzsparend und für die Mitarbeiter einfach, sicher und schnell bedient werden können:

© Fronius; IM Grafik
© IM Grafik
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Die Berechnungen zeigen auf, dass sich so laufend Einsparungspotentialen und Optimierungen erzielen lassen. Um unsere Kunden hinsichtlich dieser ungenutzten Potentiale zu unterstützen, wurde das Project Business bei Fronius – Perfect Charging ins Leben gerufen. Das Team zeigt unseren Kunden genau dies auf.

Welche Treiber gab es für die Optimierung?


Berger:
Unsere Kunden sind heutzutage mit stark steigenden Strompreisen und immer strengeren Umweltschutzauflagen konfrontiert. Stromspitzen stellen dabei eine große Herausforderung für die Infrastruktur und die Netzstabilität dar und treiben den Energieverbrauch und folglich die Kosten sowie die CO2-Bilanz in die Höhe. Neben Effizienz und Wirtschaftlichkeit wird quer durch sämtliche Branchen auch Nachhaltigkeit ein immer wichtigeres Thema.

Wir sehen dabei einen ganz klaren Trend, dass Unternehmen im Hinblick auf CO2-Reduktion und Dekarbonisierung selber aktiv werden wollen und nach umsetzbaren, praktikablen Lösungen suchen. Genau hier setzt Fronius an. Nachhaltiges Handeln ist bei Fronius tief verwurzelt. Seit Anfang unserer Firmengeschichte begleitet uns das Thema effizientere Nutzung und Lebensdauerverlängerung von Batterien. Marktseitig sehen wir, dass Bewegung in die Thematik kommt. Auf dem Weg zur CO2-neutralen Intralogistik spielt der Einsatz erneuerbarer Energien eine große Rolle – ganz besonders die Nutzung von Photovoltaik-Anlagen. Unsere jahrelange Erfahrung sowohl in der Batterieladetechnik als auch in der Solarenergie ermöglicht es uns, unseren Kunden ganzheitliche, intelligente und gleichzeitig nachhaltige Ladelösungen zu bieten, die einen wichtigen Beitrag in Richtung CO2 neutrale Intralogistik liefern können. Mit den Ladegeräten der Selectiva 4.0 bieten wir eine der fortschrittlichsten am Markt verfügbaren Technologien zum Laden von Antriebsbatterien für elektrische Flurförderzeugen. Diese lassen sich optimal mit dem Fronius Solar Energy Geschäftsbereich, welcher auf die Auslegung und Realisierung maßgeschneiderter Photovoltaik-Anlagen inklusive Wechselrichter spezialisiert ist, kombinieren.

Ist bei diesen Produkten damit in Sachen Energieeffizienz der Plafond erreicht?


Berger:
Das größte zünftige Potential liegt dabei in der intelligenten Abstimmung und Vernetzung der einzelnen Akteure im Gesamtsystem. Lastspitzen und Stromkosten sind dabei der größte Treiber. Unternehmen benötigen oftmals zu bestimmten Zeitpunkten eine besonders große Menge an Energie. Dann wird für einige Minuten deutlich mehr elektrische Energie benötigt als zu jedem anderen Zeitpunkt des Tages. Diese sogenannten Lastspitzen kosten oftmals enorm viel Geld. Dies beruht darauf, dass zum einen der Energieversorger diese Zeiten gesondert einplanen und für die Maximallasten entsprechend mehr Energie bereitstellen muss, was natürlich bezahlt werden muss. Zum anderen wird in diesen Zeiten das Netz stärker belastet. Stromtarife sind vielerorts tageszeitabhängig, mit deutlich höheren Kosten zu Spitzenzeiten. Diese Spitzen werden folglich in Form höherer Netznutzungsentgelte in Rechnung gestellt.

Wie halten Sie es selbst mit Energieeffizienz?


Berger:
Auch privat liegt mir das Thema der Energieeffizienz am Herzen. So habe ich mich bei der Auswahl meiner Heizung im Privathaus beispielswiese für eine der energieeffizientesten Wärmepumpen entschieden. Auch andere Energieeffizienzsteigerungen und Kostenreduktionen habe ich umgesetzte wie z.B. eine Solarthermie Anlage oder das die Beleuchtungen als LED ausgeführt sind. Eine PV-Anlage ist in Kombination mit einem Energiespeicher bereits in Planung und soll in den nächsten Jahren umgesetzt werden.

Grundsätzlich ist mir unsere Umwelt extrem wichtig, den meine Kinder sollen auch zukünftig noch in einer intakten aufwachsen und lernen die Natur zu schätzen und auch zu beschützen. Das fängt für mich auch im Garten an, dass man bewusst Flächen für Insekten und Kleintiere übrig lässt und auch für Bienen & Co ausreichend Pflanzen zur Verfügung stellt damit diese einen Lebensraum vorfinden.

Da ich privat ein begeisterter Motorradfahrer bin, bin ich mir aber bewusst, dass die Umstellung zb. auf e-Antriebe nicht unbedingt überall ohne grobe Einschnitte möglich sind. Dennoch sehe ich mit Zuversicht in die Zukunft, dass Unternehmen auch hier über den Tellerrand hinausblicken und auch in diesen Bereichen Nachhaltigkeit und Energieeffizienz Einzug finden wird, ohne das Fahrverhalten und Lebensgefühl zu beeinträchtigen. (red)