Klimaneutralität : Zement soll Co2-neutral werden: mit neuem Projekt

Energieintensive Industrien: Österreichs Zementindustrie liegt bei den Emissionen pro Tonne um 22 Prozent unter dem EU-Durchschnitt.

Energieintensive Industrien: Österreichs Zementindustrie liegt bei den Emissionen pro Tonne um 22 Prozent unter dem EU-Durchschnitt.

- © Enrique del Barrio

Bis 2050 will die Österreichischen Zementindustrie Klimaneutralität erreichen. So ist es auch in der Roadmap der VÖC festgehalten. „Wir arbeiten seit vielen Jahren daran, unsere spezifischen CO₂-Emissionen zu reduzieren – seit 1990 um 21 Prozent", erklärt Sebastian Spaun, Geschäftsführer der VÖZ.

Gelungen ist das durch den Einsatz neuer Technologien zur Herstellung von Klinker und Zement. Laut Spaun hat die Zementindustrie in keinem anderen Land den Anteil fossiler Brennstoffe so stark zurückgefahren und durch Alternativen ersetzt wie in Österreich.

Wie viel Gas braucht die Zementindustrie?

Soeben wurde ein neues Forschungsprojekt gestartet: „CarboRate“, in dem das CO2-Aufnahmepotential von Beton während der gesamten Wertschöpfungskette untersucht wird. Kooperiert wird hier mit den Mitgliedswerken und der Prüfstelle Smart Minerals.

Wie die Zementherstellung bis 2050 CO2-neutral werden soll

- © VÖZ/Susanne Teschner

„In unserer Roadmap setzen wir den Beitrag einer möglichen CO2-Reduktion mit 13 Prozent an. Beton kann dank seiner Zusammensetzung aus natürlichen Rohstoffen abgebrochen, aufbereitet und wiederverwendet werden", erklärt Projektleiterin Cornelia Bauer (Forschung VÖZ).

"Beim Rückbau und Brechen von altem Beton vergrößert sich die Oberfläche, dadurch kann mehr CO2 aus der Umgebungsluft aufgenommen und dauerhaft im Beton eingebunden werden. Es gibt viele Studien und Berichte dazu, welcher Anteil des aus der Zementherstellung emittierten CO2 durch die Carbonatisierung eingebunden werden kann, die eine große Bandbreite aufweisen."

Mit dem Projekt sollen nun gesicherte Zahlen als Wissensgrundlage für die Bau- und Kreislaufwirtschaft geliefert werden. "Gute Daten sind die Voraussetzung, um CO2-Senken in der Klimabilanzierung nachvollziehbar darstellen zu können“, meint Spaun.

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Beton in der Kreislaufwirtschaft

Neben dem Potenzial der CO2-Aufnahme sollen auch die möglichen Auswirkungen auf die Produkteigenschaften des carbonatisierten Betons untersucht werden. Das Projekt will herausfinden, wie lange es dauert, bis die Carbonatisierung abgeschlossen ist, und verschiedene Möglichkeiten zur Beschleunigung des Prozesses untersuchen. Außerdem sollen Messmöglichkeiten zur validen Bestimmung der CO2-Aufnahme entwickelt und das CO2-Bindepotenzial des aufbereiteten Betonmaterials getestet werden.

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Auch nach Möglichkeiten, CO2-Emissionen direkt am Entstehungsort in rezyklierte Gesteinskörnungen oder Bauprodukte einzubinden, sucht das Forscherteam um Cornelia Bauer. Dazu werden verschiedene Brechsandfraktionen von CO2-reichen Abgasen (z.B. aus einem Zementwerk) durch- bzw. umströmt.

Derzeit werden nahezu 100 Prozent des Betonabbruchs recycelt. Aufgrund der Langlebigkeit des Baustoffes werden jedoch jährlich nur etwa zehn Prozent der verbauten Menge der Kreislaufwirtschaft zugeführt. Im Jahr 2050 wird dieser Anteil nach Prognosen der VÖZ bei rund 25 Prozent liegen und damit das Potenzial für die Carbonatisierung steigen.

Die CO2-Aufnahmefähigkeit von Betonbruch ist beachtlich und kann bis zu 41 Prozent des CO2 betragen, das bei der Zementherstellung durch die Entsäuerung des Kalksteins entsteht. Da der CO2-Fußabdruck in Zukunft einen erheblichen Einfluss auf die Bewertung von Gebäuden und damit auf die Materialauswahl haben wird, muss der Effekt der Carbonatisierung auf die Netto-CO2-Emissionen von zementgebundenen Baustoffen nachvollziehbar berücksichtigt werden.