Stromproduktion : Windkraft Ausbau – und der Industrie bleibt mehr Gas

Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft

Stefan Moidl: „Windräder sind deutlich schneller errichtet als die Infrastruktur für Flüssiggas."

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Je nach Bundesland werden in Österreich große Mengen an importiertem Gas für die Stromproduktion verwendet. So beziehen Wien und Oberösterreich am meisten Erdgas. In der Bundeshauptstadt entfällt mehr als die Hälfte davon für Umwandlung, etwa in Strom. Nur ein winziger Bruchteil wird für den produzierenden Bereich benötigt. In Oberösterreich hingegen braucht der produzierende Bereich mit über 36.000 Terajoule mehr als die Hälfte des Erdgasbezugs.

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Derzeit werden in Österreich rund 40 Prozent des Erdgases von der Industrie benötigt. In der Produktion etwa von Zement, Papier, Stahl, Glas oder auch Kunstdünger ist es derzeit mehr oder weniger alternativlos. Könnte Strom anderweitig als durch Gasumwandlung gewonnen werden, bliebe also mehr Gas übrig?

„Mit einem Ausbau der Windkraft auf lediglich 2 Prozent der Landesfläche kann 80 Mrd. kWh Windstrom erzeugt werden. Das ist mehr Strom, als Österreich derzeit verbraucht“, erklärt Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft. Von der Energiemenge ist dies etwa der gesamte Gasverbrauch in Österreich. Laut Moidl müssten dafür vor allem die Bundesländer aktiv werden und die Rahmenbedingungen ändern und neue Flächen für den Windkraftausbau ausweisen.

Das Potential der Windkraft in Österreich ist sehr hoch. „Österreich hat hervorragende Windverhältnisse und es sind für diese Entwicklung der Windkraft geeignete Flächen vorhanden", erläutert Hans Winkelmeier, Vorstand der IG Windkraft. Zwei Prozent der Landesfläche entspricht jener Fläche, die derzeit für den Anbau von Ölfrüchten verwendet wird. 99 Prozent der Windparkfläche kann darüber hinaus weiterhin für die Landwirtschaft genutzt werden. „In Österreich werden rund 95 TWh Gas verbraucht. Die Windkraft kann das Erdgas ersetzen und den Weg in die Unabhängigkeit ermöglichen,“ so Stefan Moidl.

Dass der Windkraftausbau schnell von statten gehen kann, zeige das Burgenland, so Moidl: „Windräder sind deutlich schneller errichtet als die Infrastruktur für Flüssiggas."

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IG Windkraft: Weniger auf das Landschaftsbild schauen, mehr genehmigen

Die Doppelprüfungen in den Verfahren, etwa zum Landschaftsbild, sollten abgeschafft werden, fordert die IG Windkraft weiters. "Der strenge Schutz des Landschaftsbilds ist ein österreichisches Phänomen und europarechtlich nicht vorgesehen", heißt es. Auch sollten redundante Verfahrensschritte bei den Genehmigungen beseitigt werden. Dazu verweist man auf die "Strategische Umweltprüfung" (SUP) in der überörtlichen Raumplanung, die SUP in der örtlichen Raumplanung und die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) laut UVP-Gesetz. Der Behördenapparat für die Genehmigungen solle ausgebaut, die Verfahren besser strukturiert und die Verwaltungsverfahren gestrafft werden.

Durch den bisher in Österreich bis zum Jahr 2030 geplanten Windkraft-Ausbau werde die Windstromerzeugung infolge des Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes (EAG) mehr als verdoppelt werden können - von 7,6 TWh im vorigen Jahr auf 17,3 TWh -, doch werde die Anlagenzahl lediglich um ein Drittel von 1.300 auf 1.700 Windräder steigen, weil alte Anlagen ersetzt würden, so die IG Windkraft. Die dann erzeugte Strommenge entspreche etwa einem Viertel (23 Prozent) des heimischen Stromverbrauchs.

Eigentlich möglich wäre aber zum Beispiel auf ein Prozent der Landesfläche rund die zweieinhalbfache Menge wie sie derzeit bis 2030 geplant sei, nämlich 43 TWh aus 2.700 Windrädern. Damit könnte so viel Strom erzeugt werden, wie derzeit alle Wasserkraftwerke zusammen bereitstellen, rechnete die IG Windkraft vor. (apa/red)