Mexiko, Kanada, China, EU : Zoll-Chaos unter Trump: Welche US-Zölle aktuell gelten – und welche nicht

"Unfairer Handel", mangelnde Bekämpfung der irregulären Migration, Schmuggel der tödlichen Droge Fentanyl in die USA: Dies führt US-Präsident Donald Trump als Gründe für zahlreiche neue Zölle auf Einfuhren in die USA an.
- © Jeffrey Phelps / AP / picturedesk.comDas überraschende Einlenken von US-Präsident Donald Trump im internationalen Zollkonflikt bringt nicht nur eine kurzfristige Entspannung in den globalen Handelsbeziehungen, sondern löst auch eine Welle der Euphorie an den internationalen Börsen aus. Nach anhaltender Volatilität auf den Finanzmärkten kündigte Trump an, für viele Staaten eine 90-tägige Zollpause zu gewähren. Besonders bemerkenswert: Während die Strafzölle für viele Länder vorübergehend reduziert wurden, verschärfte Trump gleichzeitig den Kurs gegenüber China.
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Sein ständiger Kurswechsel in der US-Zollpolitik sowie die daraus resultierenden Marktschwankungen rufen allerdings nicht nur Kritik hervor – sie werfen auch den Verdacht auf möglichen Insiderhandel auf. Trumps Zickzackkurs in der Handelspolitik ist nicht neu. Bereits zu Beginn seiner Amtszeit verhängte er Zölle gegen Kanada und Mexiko, nur um sie kurz darauf wieder zu lockern. Immer wieder gibt es Ausnahmen, Sonderregelungen und kurzfristige Änderungen – teils produkt-, teils länderbezogen. Ein konsistenter Kurs ist kaum erkennbar.
Der demokratische Minderheitsführer im US-Senat, Chuck Schumer, brachte es auf den Punkt: „Das ist Chaos.“ Und weiter: „Trump ändert die Dinge von Tag zu Tag. Mit so einer Unberechenbarkeit lässt sich kein Land regieren.“
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Was hat Donald Trump konkret beschlossen?
Der US-Präsident setzte kürzlich eingeführte Strafzölle für 90 Tage aus. Während dieser Frist gilt ein reduzierter Zollsatz von zehn Prozent für nahezu alle betroffenen Länder – mit Ausnahme Chinas, wie Trump auf der Plattform Truth Social verkündete. Damit ist ein wesentlicher Teil des kurz zuvor angekündigten, umfassenden Zollpakets vorerst ausgesetzt.
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Dieses Paket war zweistufig angelegt: Zunächst wurden pauschale Zölle von zehn Prozent auf Importe aus nahezu allen Ländern erhoben – diese bleiben bestehen. In einem zweiten Schritt sollten je nach Handelsbilanz höhere individuelle Strafzölle folgen. Genau diese Zusatzabgaben sind nun temporär ausgesetzt.
In den kommenden drei Monaten sollen Verhandlungen mit den betroffenen Staaten geführt werden. Trump begründet den Schritt damit, andere Länder mittels Zöllen dazu zu bringen, Handelsbarrieren gegenüber US-Produkten abzubauen.
Bereits zuvor hatte die US-Regierung Importzölle auf bestimmte Güter wie Autos, Stahl und Aluminium erhoben – unabhängig vom Ursprungsland. Diese Maßnahmen bleiben nach aktuellem Kenntnisstand weiterhin in Kraft. Die plötzliche Kehrtwende in der Handelspolitik sorgte allerdings für erhebliche Verwirrung, da offizielle Informationen seitens der US-Regierung spärlich blieben.
Auswirkungen auf die Europäische Union
Für die EU-Staaten bedeuten Trumps jüngste Maßnahmen eine temporäre Entlastung. Statt der ursprünglich angekündigten 20 Prozent gelten nun – zumindest für 90 Tage – Zölle von zehn Prozent auf Importe in die USA.
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Die US-Handelsexpertin Laura von Daniels von der Stiftung Wissenschaft und Politik ordnete die Entscheidung gegenüber der Deutschen Presse-Agentur ein: „Für die EU und andere Handelspartner ist das eine gute Nachricht.“ Dennoch gelten die zehn Prozent weiterhin – ebenso wie die Autozölle, die insbesondere die deutsche Automobilindustrie belasten. Von Daniels warnt: „Die Kuh ist überhaupt noch nicht vom Eis.“
Trotz der Unsicherheiten sorgte Trumps Schritt an den Börsen für eine deutliche Entspannung. Nach Tagen im Minus legten die US-Aktienmärkte kräftig zu: Der Dow Jones Industrial holte die Verluste der letzten drei Handelstage auf und schloss mit einem Plus von 7,87 % bei 40.608,45 Punkten. Der marktbreite S&P 500 stieg um 9,52 % auf 5.456,90 Punkte, während der technologieorientierte Nasdaq 100 mit einem Zuwachs von 12,02 % auf 19.145,06 Punkte besonders stark profitierte.
Die Sorge vor einer möglichen Konjunkturabkühlung durch steigende Zölle hatte in den Tagen zuvor die Kurse belastet. Trump zeigte sich nach der Erholung siegessicher: „Man sagt, es war der größte Tag in der Finanzgeschichte.“
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Man muss flexibel sein.
Donald Trump zu seiner Zoll-Politik
Was steckt hinter dem plötzlichen Kurswechsel?
Ironischerweise hatte Trump mit der Einführung der neuen Zölle selbst die Turbulenzen ausgelöst. Viele Ökonomen warnten vor einer wachsenden Rezessionsgefahr für die USA. Hinzu kam, dass in der Nacht auf Mittwoch erste Anzeichen für eine Abkehr von US-Staatsanleihen sichtbar wurden – ein Warnsignal für die Stabilität der amerikanischen Staatsfinanzen.
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Beobachter vermuten, dass genau diese Faktoren zur temporären Aussetzung der Zölle geführt haben. US-Handelsminister Howard Lutnick wies diese Vermutung in einem CNBC-Interview jedoch zurück.
Trump begründete seinen Schwenk mit der Aussage, „die Leute“ seien unruhig und „ein bisschen ängstlich“ geworden. Er betonte: „Man muss flexibel sein.“ Doch es scheint, als habe auch der Druck der Finanzmärkte sowie von einflussreichen Unternehmern seinen Teil beigetragen. Analysten berichten, Trump beobachte die Börsenentwicklung sehr genau – und reagiere entsprechend sensibel.

Insiderhandel? Der Verdacht steht im Raum
Ein weiteres Detail sorgt für Spekulationen: Trump hatte nur wenige Stunden vor seiner offiziellen Ankündigung, die Zölle auszusetzen, auf Truth Social gepostet, jetzt sei „eine großartige Zeit, zu kaufen“ – signiert mit seinen Initialen DJT, dem Ticker-Symbol seines Unternehmens Trump Media & Technology. Die Aktie dieses Unternehmens schloss den Handelstag mit einem Plus von 21,67 % ab.
Auch andere Titel legten deutlich zu: Die Aktie von Tesla, unter Führung von Trump-Verbündeten Elon Musk, stieg um 22,7 %. Musk hatte sich zuvor für die Aussetzung der Zusatzabgaben stark gemacht. Bereits einige Tage vorher hatte Handelsminister Lutnick öffentlich erklärt, Tesla-Aktien seien „nie wieder so günstig“ zu haben – ein weiterer Baustein für den Verdacht gezielter Marktbeeinflussung.
Der demokratische Senator Adam Schiff kritisierte auf X: „Trumps Hin und Her bei den Zöllen und die Marktschwankungen liefern gefährliche Möglichkeiten für Insider-Handel.“ Er fragte: „Wer in der Regierung wusste vorab von Trumps jüngstem Kurswechsel bei den Zöllen? Hat irgendjemand Aktien gekauft oder verkauft und auf Kosten der Öffentlichkeit profitiert?“
Handelsstreit innerhalb Nordamerikas
Der Handelsstreit in Nordamerika verschärfte sich Anfang 2025 deutlich, als US-Präsident Donald Trump neue Strafzölle gegen Mexiko und Kanada ankündigte – zwei der engsten Wirtschaftspartner der Vereinigten Staaten. Geplant war ursprünglich, ab dem 1. Februar Einfuhrzölle in Höhe von 25 Prozent auf nahezu alle Warenimporte aus beiden Ländern zu erheben. Die Maßnahme wurde mit dem Schutz nationaler Interessen und der Bekämpfung von Drogen- und Menschenschmuggel an der Südgrenze begründet.
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Kurz vor dem Inkrafttreten verschob Trump die Einführung jedoch um einen Monat, nachdem es zu diplomatischen Gesprächen und ersten Zugeständnissen seitens Mexikos und Kanadas gekommen war. Am 4. März 2025 traten die Zölle schließlich auf bestimmte landwirtschaftliche Produkte wie Avocados, Tomaten und Beeren in Kraft – mit massiven Auswirkungen auf Lieferketten und Lebensmittelpreise. Doch bereits drei Tage später setzte die US-Regierung viele dieser Zölle wieder aus, um den Handlungsspielraum für neue Verhandlungen zu wahren. Produkte, die unter das Freihandelsabkommen USMCA fallen, waren von den Maßnahmen ohnehin weitgehend ausgenommen.
Kanada reagierte mit der Ankündigung, US-Waren im Wert von rund 87 Milliarden Dollar mit Vergeltungszöllen zu belegen. Auch Mexiko bereitete entsprechende Maßnahmen vor. Der Konflikt belastet seither das wirtschaftliche Klima in der gesamten Region.

Liste der angekündigten und umgesetzten Zölle
Seit Januar 2025 hat Präsident Donald Trump eine Reihe von Zöllen angekündigt und implementiert, die erhebliche Auswirkungen auf den internationalen Handel haben. Im Folgenden finden Sie eine aktualisierte und detaillierte Übersicht dieser Maßnahmen:
🔧 Allgemeiner Importzoll:
- Zollsatz: 10 % auf alle Importe aus nahezu allen Ländern (ausgenommen Kanada und Mexiko).
- Inkrafttreten: 5. April 2025.
- Aktueller Stand: Dieser allgemeine Zollsatz bleibt bestehen.
🚗 Zölle auf Autoimporte
- Ankündigung: 2. April 2025
- Zollsatz: 25 % auf alle Pkw-Importe weltweit
- Inkrafttreten: 3. April 2025
- Aktueller Stand: In Kraft; keine bekannten Ausnahmen für EU, Asien oder andere Regionen. Ausweitung auf Autoteile und Elektrofahrzeuge wird geprüft.
🏗️ Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte
- Ankündigung: 10. Februar 2025
- Zollsätze: Bis zu 25 % auf alle Stahl- und Aluminiumprodukte
- Inkrafttreten: 12. März 2025
- Aktueller Stand: In Kraft, auch auf EU-Importe anwendbar.
🇨🇦🇲🇽 Zölle auf Importe aus Kanada und Mexiko
- Ankündigung: 1. Februar 2025
- Zollsätze: 25 % auf sämtliche Warenimporte, 10 % auf kanadische Energieexporte
- Inkrafttreten: 4. März 2025 (nach 1-monatiger Aussetzung)
- Aktueller Stand: Teilweise in Kraft, mit Ausnahmen für USMCA-konforme Produkte.
🇨🇳 Zölle auf chinesische Importe
- Ankündigung: 1. Februar 2025
- Zollsätze:
- 4. Februar: 10 %
- 4. März: Erhöhung auf 20 %
- 2. April: Zusatz von 34 % → Gesamtsatz: 54 %
- 9. April: Erhöhung auf 125 % für chinesische Importe
- Aktueller Stand: In Kraft; stärkste Zollbelastung für einen US-Handelspartner.
🇪🇺 Zölle auf europäische Produkte
- Ankündigung: 2. Februar 2025
- Zollsätze: 20 % auf ausgewählte EU-Importe, besonders alkoholische Getränke (z. B. Wein, Champagner)
- Aktueller Stand: Zölle sind nun für einen Zeitraum von 90 Tagen ausgesetzt
🛢️ Zölle auf Ölimporte aus Russland (angekündigt)
- Ankündigung: 2. April 2025
- Zollsätze: 25 % auf russische Ölimporte
- Ziel: Reduktion russischer Deviseneinnahmen; betrifft auch Drittstaaten wie China und Indien
- Aktueller Stand: Noch nicht in Kraft, aber kurzfristig möglich.
🛢️ Zölle auf venezolanische Ölimporte
- Ankündigung: März 2025
- Zollsätze: 25 % auf Ölimporte aus Venezuela
- Zielgruppe: Drittstaaten, die venezolanisches Öl importieren
- Inkrafttreten: 24. März 2025
- Aktueller Stand: In Kraft, betrifft insbesondere China, Indien und andere Abnehmerstaaten.
US-Zölle auf Stahl und Aluminium
Seit dem 12. März 2025 gelten in den USA neue Importzölle in Höhe von 25 Prozent auf Stahl- und Aluminiumprodukte. Rund die Hälfte des in den USA verwendeten Stahls und Aluminiums stammt aus dem Ausland, wobei die wichtigsten Lieferländer Kanada, Brasilien und die Europäische Union sind. Diese Zölle haben zu erheblichen Spannungen mit den Handelspartnern geführt.
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Kanada reagierte mit Vergeltungsmaßnahmen: Zölle auf US-Waren im Wert von knapp 21 Milliarden Dollar (rund 19,4 Milliarden Euro), darunter Stahl- und Aluminiumprodukte sowie Konsumgüter wie Computer und Sportartikel. Die Provinz Ontario erhob zeitweise einen Aufschlag von 25 Prozent auf Stromexporte in drei US-Bundesstaaten. Trump drohte daraufhin mit einer Verdopplung der Stahlzölle. Letztlich zogen beide Seiten ihre Drohungen zurück.
Auch die Europäische Union setzte Gegenmaßnahmen in Kraft – zunächst geplant ab dem 1. April, dann jedoch auf Mitte April verschoben, da weitere Verhandlungen stattfinden sollten. Die EU-Zölle betreffen ausgewählte US-Produkte wie Jeans, Whiskey und Motorräder. Eine Ausweitung der Zölle wird von Brüssel nicht ausgeschlossen.
Ein möglicher Grund für die Verzögerung der EU-Maßnahmen liegt in Trumps Ankündigung, Importzölle von bis zu 200 Prozent auf alkoholische Getränke wie Wein und Champagner zu verhängen. Dies wäre ein schwerer Schlag für die europäische Exportwirtschaft: Laut Angaben der Welthandelsorganisation (WTO) exportierte Europa allein im Jahr 2023 Wein und Champagner im Wert von knapp 5,2 Milliarden Euro in die USA. Die angedrohten Zölle gelten als direkte Antwort auf die EU-Maßnahmen gegen US-Produkte wie Whiskey.

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Statt unsere Bürger zu besteuern, um andere Länder zu bereichern, werden wir ausländische Länder besteuern und verzollen, um unsere Bürger zu bereichern.
Donald Trump in seiner Antrittsrede am 20. Januar 2025
Kein Aufschub für China
Während andere Länder zumindest vorübergehend Erleichterung erfahren, verfolgt Trump gegenüber China eine harte Linie. Die US-Zölle auf chinesische Importe wurden erneut drastisch erhöht – von 104 % auf 125 %. Peking reagierte prompt mit Gegenzöllen in gleichem Umfang: Auf US-Importe werden nun Sonderabgaben von 84 % erhoben.
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Ob China auf Trumps jüngste Eskalation mit weiteren Maßnahmen antwortet, bleibt vorerst offen. Klar ist: Der Handelskonflikt zwischen den USA und China spitzt sich weiter zu – mit weitreichenden Folgen für die globale Wirtschaft.
Auswirkungen auf die US-Wirtschaft
Die von Präsident Donald Trump eingeführten Zölle haben nicht nur internationale Handelsbeziehungen belastet, sondern auch erhebliche Auswirkungen auf die US-Wirtschaft selbst. Ökonomen warnen, dass diese Maßnahmen zu einem Anstieg der Verbraucherpreise führen könnten, da importierte Waren teurer werden und Unternehmen die erhöhten Kosten an die Kunden weitergeben. Besonders betroffen sind dabei Produkte des täglichen Bedarfs wie Elektronik, Spielzeug und Kleidung, deren Preise aufgrund der Zölle steigen könnten. Dies trifft insbesondere einkommensschwächere Haushalte, die auf preisgünstige Importwaren angewiesen sind.
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Die US-Notenbank Federal Reserve hat ihre Wirtschaftsprognosen für 2025 aufgrund der durch die Zölle verursachten Unsicherheiten nach unten korrigiert. Sie erwartet nun ein Wirtschaftswachstum von lediglich 1,7 %, während die Inflationsrate auf 2,7 % steigen könnte. Diese Entwicklung wird auf die von der Regierung verhängten Handelsbarrieren zurückgeführt, die die Preise erhöhen und das Wachstum hemmen.
Darüber hinaus haben die Zölle negative Auswirkungen auf US-UnterneUhmen. Eine Analyse der Federal Reserve Bank of New York zeigt, dass betroffene Firmen nach der Einführung von Zöllen einen durchschnittlichen Gewinnrückgang von etwa 13 % verzeichneten. Dies führte zu reduzierten Investitionen, geringeren Verkaufszahlen und einem Rückgang der Beschäftigung in diesen Unternehmen.
Zusätzlich zu den direkten wirtschaftlichen Folgen haben die Zölle auch politische Konsequenzen. Studien zeigen, dass die von China als Reaktion eingeführten Vergeltungszölle gezielt auf landwirtschaftliche Produkte aus republikanisch geprägten Regionen abzielen. Dies hat dort zu wirtschaftlichen Einbußen geführt und könnte die politische Unterstützung für die Regierung in diesen Gebieten beeinträchtigen.
Ein zentrales Argument, mit dem Donald Trump seine aggressive Zollpolitik verteidigt, ist der Kampf gegen den Schmuggel der synthetischen Droge Fentanyl in die Vereinigten Staaten. Trump behauptet, Länder wie China und Mexiko würden nicht genug unternehmen, um die Produktion und den illegalen Export von Fentanyl zu stoppen – einer Substanz, die in den USA jährlich zehntausende Todesopfer fordert. Laut Angaben der US-Gesundheitsbehörde CDC starben im Jahr 2023 mehr als 70.000 Menschen an einer Überdosis synthetischer Opioide, überwiegend Fentanyl.
Trump betont, dass Handelspolitik ein wirksames Druckmittel sei, um internationale Partner zu stärkerem Handeln zu zwingen. Im Februar 2025 sagte er: „Wer nicht hilft, das Fentanyl-Problem zu lösen, wird zahlen – in Form von Zöllen.“Besonders China steht dabei im Fokus, da Vorprodukte für Fentanyl häufig aus chinesischen Chemiewerken stammen. Trotz Pekings Beteuerungen, die Exporte zu kontrollieren und mit den USA zu kooperieren, wirft Trump der chinesischen Regierung mangelnde Konsequenz vor.
Diese Argumentation stößt international auf Kritik: Experten warnen, dass wirtschaftliche Strafmaßnahmen kaum geeignet seien, ein komplexes Problem wie Drogenschmuggel zu lösen. Stattdessen fordern sie verstärkte Zusammenarbeit im Bereich Strafverfolgung und Aufklärung – und warnen vor den wirtschaftlichen Kollateralschäden der Zollpolitik.
Reaktionen der internationalen Gemeinschaft
Die internationale Gemeinschaft hat unterschiedlich auf die US-Zölle reagiert. Während einige Länder direkte Vergeltungsmaßnahmen ergriffen haben, suchen andere den Dialog, um Handelskonflikte zu vermeiden. Die Europäische Union etwa betont weiterhin die Bedeutung eines regelbasierten multilateralen Handelssystems und hat sich in jüngsten Gesprächen mit den USA um eine Deeskalation bemüht. Gleichzeitig bereitet sie jedoch weitere Gegenmaßnahmen vor, sollte Washington seine Zollpolitik ausweiten.
Auch die Welthandelsorganisation (WTO) wurde in die Auseinandersetzungen einbezogen: Mehrere betroffene Staaten haben offiziell Beschwerde eingelegt, um die Rechtmäßigkeit der US-Zölle prüfen zu lassen. Die WTO steht damit unter erheblichem Druck, ihre Handlungsfähigkeit zu beweisen – insbesondere, da Trump wiederholt deren Autorität infrage gestellt hat und sogar mit einem Austritt der USA aus der Organisation gedroht hat.
In Asien reagierten Staaten wie Südkorea und Japan mit diplomatischen Initiativen, um bilaterale Ausnahmeregelungen auszuhandeln. Gleichzeitig stocken sie Investitionen in ihre heimischen Industrien auf, um sich unabhängiger vom US-Markt zu machen. China hingegen nutzt die Situation, um sich als Gegengewicht zu den USA zu positionieren und baut seine Handelsbeziehungen mit anderen Schwellen- und Entwicklungsländern aus.
Insgesamt zeigt sich: Trumps Zollpolitik hat eine globale Kettenreaktion ausgelöst. Während die USA versuchen, durch protektionistische Maßnahmen kurzfristige wirtschaftliche Vorteile zu erzielen, wächst international der Widerstand gegen diese Strategie. Langfristig droht eine Fragmentierung des globalen Handelssystems – mit ungewissen Folgen für Wachstum, Stabilität und politische Zusammenarbeit weltweit.
Wie rechtfertig Donald Trump die neuen US-Zölle?
Donald Trump stützt sich auf den International Emergency Economic Powers Act (IEEPA), ein US-amerikanisches Gesetz von 1977, das ihm weitreichende Vollmachten im Krisenfall einräumt. Bereits im Februar nutzte er es als Grundlage für die Einführung von Zöllen auf Produkte aus China, Mexiko und Kanada. Diese Maßnahmen begründete er mit dem Kampf gegen das Opioid Fentanyl sowie gegen illegale Migration. Im Rahmen des IEEPA erklärte Trump nun erneut den nationalen Notstand – mit Verweis auf das "große und anhaltende" Handelsdefizit der USA, das im Jahr 2024 auf 1,2 Billionen Dollar (1,11 Billionen Euro) angestiegen ist.