Auto-Industrie : Wegen Lieferengpässen: Rosenbauer 2022 mit hohen Verlusten

Rosenbauer-Konzernzentrale in Leonding – Werk 1 besitzt eine Photovoltaikanlage

Das "schwierigsten Jahr in der Geschichte": Die Rosenbauer-Zentrale in Leonding

- © Rosenbauer

Der oberösterreichische Feuerwehrausstatter Rosenbauer ist 2022 in die roten Zahlen gerutscht. Wie das börsennotierte Unternehmen am Freitag mitteilte, stand unter dem Strich ein Verlust von 22,3 Millionen Euro (2021: +23,2 Millionen Euro). "Die wiederholten Lieferkettenunterbrechungen haben 2022 zu erheblichen Ineffizienzen in der Produktion geführt und es zum schwierigsten Jahr in der Geschichte von Rosenbauer gemacht", so Rosenbauer-CEO Sebastian Wolf.

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Beim Betriebsergebnis (EBIT) und beim Umsatz wurden die bereits Mitte Februar veröffentlichten vorläufigen Zahlen weitgehend bestätigt. Der Umsatz ging im Jahresvergleich leicht auf 972,2 Mio. Euro zurück (Vorjahr: 975,1 Mio. Euro). Das EBIT fiel mit minus 10,6 Millionen Euro noch etwas niedriger aus als im Februar berichtet. Die EBIT-Marge lag bei minus 1,1 Prozent.

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Material- und Energiekosten setzten dem Unternehmen zu

"Wir haben Fixpreisverträge zum großen Teil", erläuterte Rosenbauer-CEO Sebastian Wolf auf einer Pressekonferenz am Freitag. "Längere Lieferzeiten mit einem fixen Preisangebot heißen hier natürlich automatisch eine schwierige Situation für uns als Hersteller."

Hinzu kamen höhere Material- und Energiekosten. Aber auch zwei große Sondereffekte hätten zu einem negativen Ergebnis geführt: So habe man an einer alle fünf Jahre stattfindenden Leitmesse der Branche teilgenommen. Außerdem seien Restrukturierungskosten angefallen. Ab August habe Rosenbauer teilweise auf die Serienproduktion von standardisierten Feuerwehrfahrzeugen in Europa umgestellt.

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Deutlich gestiegen ist auch die Nettoverschuldung des Konzerns - von 203,6 auf 319,9 Millionen Euro. Der Anstieg sei zu zwei Dritteln auf die vollständige Übernahme von zwei US-Tochtergesellschaften zurückzuführen, erklärte Finanzvorstand Markus Richter. Die Auszahlung der Minderheitsaktionäre, auf deren Wunsch die Übernahme erfolgte, habe rund 80 Millionen US-Dollar (73,10 Millionen Euro) gekostet. Die Eigenkapitalquote sank dadurch von 23,6 auf 19,1 Prozent.

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Rosenbauer-CEO Sebastian Wolf - © Rosenbauer

Verbesserung der Lage zum Ende des Jahres

Gegen Ende des Jahres hat sich die Lage bei Rosenbauer verbessert. Der Feuerwehrausrüster habe wieder mehr LKW-Fahrgestelle erhalten, "womit die Anzahl der Auslieferungen erhöht werden konnte", heißt es in der Aussendung. Im vierten Quartal habe man mit einem Umsatz von 321,0 Mio. Euro und einem positiven EBIT von 19,9 Mio. Euro fast wieder das Niveau der Vergleichsperiode (Q4 2021) erreicht.

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Positiv hebt Rosenbauer auch den Auftragseingang hervor, der mit 1.230,0 Mio. Euro im Jahr 2022 einen Rekordwert erreicht hat. Das stimmt den Konzern auch für das laufende Jahr zuversichtlicher. "Unter der Annahme einer weiteren Verbesserung bei der Belieferung mit LKW-Fahrgestellen" rechnet der Vorstand für 2023 mit einem Umsatz von mehr als einer Milliarde Euro. Die EBIT-Marge soll sich um rund vier Prozentpunkte verbessern.

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Ausblick für dieses Jahr

Grundsätzlich werde man sich in Zukunft darauf konzentrieren, die Kosten zu senken und die Rentabilität zu erhöhen. Aus diesem Grund wolle man auch verstärkt auf maßgeschneiderte Serienfertigung setzen. Im Fahrzeugbereich wolle man die Elektrifizierung des Antriebs weiter vorantreiben. Zudem soll der gesamte Non-Fahrzeugbereich (z.B. Ausrüstung und vorbeugender Brandschutz) weiter wachsen. Im Jahr 2022 werden die Fahrzeuge noch 74 Prozent des Umsatzes ausmachen, nach 76 Prozent im Vorjahr. Dieser Anteil soll in Zukunft weiter sinken.

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In die Prognose für dieses Jahr seien inzwischen auch die Kosten für den Cyberangriff im Februar eingeflossen. "Es gab Standorte, die haben weiterproduziert. Andere Bereiche waren stärker betroffen", sagte Wolf. Es seien keine sensiblen Daten von dem Hackerangriff betroffen, "darum werden wir kein Lösegeld bezahlen". Die Kosten, die der Angriff verursacht habe, könnten aber erst zu einem späteren Zeitpunkt beziffert werden.

Aufgrund des schwachen Periodenergebnisses werden Vorstand und Aufsichtsrat der Hauptversammlung den Verzicht auf die Ausschüttung einer Dividende für das Jahr 2022 vorschlagen.

Der gesamte Non-Fahrzeugbereich soll in Zukunft weiter wachsen

- © Rosenbauer