Chipmangel : Warum geht es der Autoindustrie in Großbritannien so schlecht?

Autoverkehr und Smog auf Autobahn in Großbritannien
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2021 war das schlechteste Jahr für die britische Autoindustrie seit 1956. Vor allem der weltweite Chipmangel ist dafür verantwortlich, dass letztes Jahr lediglich 859.575 Fahrzeuge hergestellt wurden – um 6,7 Prozent weniger als im Corona-Jahr 2020. Das teilt der Branchenverband SMMT aktuell mit.

Wegen fehlender Halbleiter mussten einige Fabriken ihre Produktion verringern oder gar aussetzen. Hinzu kam ein Mangel an Arbeitskräften wegen Corona-Infektionen und der Notwendigkeit zur Quarantäne. Wegen strenger Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen blieben auch 2021 Autohäuser lange geschlossen.

Doch auch abgesehen von der Pandemie gibt es Gründe für das "klägliche Jahr", wie es der Verband Society of Motor Manufacturers and Traders (SMMT) nennt. Für rund ein Viertel des Rückgangs ist allein die Schließung des Werks von Honda in Swindon westlich von London im Juli 2021 verantwortlich. Das Unternehmen hatte das Aus angekündigt, nachdem die Briten 2016 für den Brexit gestimmt und sich die EU und Japan 2017 auf zollfreie Autoimporte geeinigt hatten.

SMMT-Chef Mike Hawes blickt dennoch optimistisch in die Zukunft. Die Investitionen waren 2021 mit 4,9 Milliarden Pfund deutlich höher als in den vergangenen Jahren. Das Handelsabkommen mit der EU nach dem Brexit sorge trotz einiger neuer Hemmnisse in der Bürokratie für Erleichterungen, so Hawes.

Der SMMT-Chef glaubt außerdem, dass der Chipmangel bald behoben sein wird und dass 2022 wieder mehr als eine Million Fahrzeuge in Großbritannien produziert werden.

Für Optimismus sorgt auch der hohe Marktanteil von E-Autos. Mehr als ein Viertel der zugelassenen Wagen hatte 2021 einen alternativen Antrieb, jedes zwölfte Fahrzeug war rein batteriebetrieben – ein Plus von 72 Prozent. Die britische Regierung will von 2030 an keine neuen Verbrenner mehr zulassen.

Eine Gefahr bleiben aber die hohen und weiter steigenden Energiepreise, sagt Hawes. Der Einbruch des Automarkts ist kein rein britisches Phänomen. Weltweit gab die Produktion 2021 erneut deutlich nach, der Chipmangel ist hier der Hauptgrund. In Deutschland verzeichnete der Branchenverband VDA ein Minus von rund 10 Prozent.