Batteriekonzern in der Krise : Varta-Sanierung - Kleinanleger wollen Entschädigung
Nach der jüngsten Hauptversammlung des angeschlagenen Batterieherstellers Varta, an dem der österreichische Unternehmer Michael Tojner maßgeblich beteiligt ist, scheint eine Klage durch Aktionärsschützer immer wahrscheinlicher zu werden. Auslöser hierfür ist der Plan des Unternehmens, Kleinanleger ohne entsprechende Entschädigung aus dem Aktionariat zu drängen, um den Konzern im laufenden Überlebenskampf zu stabilisieren.
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Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), kritisierte das Vorgehen des Varta-Vorstands scharf und warf ihm vor, die Interessen der Kleinaktionäre zu missachten. "Die Versammlung war eine Kampfansage", sagte Tüngler in einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur.
"Tür ist noch nicht geschlossen"
Tüngler zeigte sich zwar noch zu Gesprächen bereit, betonte jedoch: "Die Tür ist zwar noch nicht geschlossen. Wir sind im Verhandlungsstadium." Gleichzeitig forderte er jedoch, den Druck auf das Unternehmen zu erhöhen, da eine gerichtliche Auseinandersetzung nun deutlich wahrscheinlicher sei. "Wir bereiten uns jetzt ganz konkret darauf vor. Nach dieser Hauptversammlung werden wir klarer werden müssen, was denn die Konsequenzen sind, wenn das Unternehmen den Streubesitz ohne Entschädigung rausdrücken will."
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Während der außerordentlichen Hauptversammlung, die am Montag hinter verschlossenen Türen stattfand, gab der Varta-Vorstand den Aktionären einen Überblick über die aktuelle Lage des Unternehmens. Laut DSW vertreten sie gemeinsam mit Partnerorganisationen über 3.000 freie Varta-Aktionäre, die insgesamt 49,9 Prozent der Aktien halten. Tojner, der Mehrheitseigner, kontrolliert hingegen 50,1 Prozent des Unternehmens.
Sanierungskonzept angenommen
Varta hat einen bedeutenden Schritt zur Vermeidung einer Insolvenz gemacht. Das Sanierungskonzept wurde nach intensiven Verhandlungen mit Gläubigern und Großaktionären wie Michael Tojner und der Porsche AG verabschiedet. Es sieht eine umfassende finanzielle Neustrukturierung vor, um den krisengeschüttelten Batteriekonzern zu stabilisieren. Dabei wird Tojner 50 Millionen Euro durch eine Kapitalerhöhung beisteuern, und Porsche plant, sich ebenfalls stärker zu engagieren, insbesondere durch die Übernahme der V4Drive Battery-Sparte, die auf großformatige Lithium-Ionen-Zellen spezialisiert ist.
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Das Sanierungskonzept zielt darauf ab, die Schulden Vartas deutlich zu reduzieren und frisches Kapital zu mobilisieren. Ein zentraler Punkt des Plans ist der Abbau von rund 285 Millionen Euro an Schulden, um den Betrieb langfristig zu sichern. Gleichzeitig sollen keine drastischen Einschnitte in die Produktion erfolgen, lediglich in der Verwaltung ist ein "moderater" Stellenabbau geplant. Strategisch will Varta seine Position im Bereich der Energiespeicher und Mikrobatterien stärken und sich in Wachstumsbereichen wie der Elektromobilität engagieren.
Die Zustimmung der Gläubiger und Aktionäre sowie des Bundeskartellamts sind entscheidend für die Umsetzung des Plans, der Varta bis 2027 finanzieren und auf einen stabilen Wachstumskurs bringen soll. Die nächsten Monate werden zeigen, ob die geplanten Maßnahmen ausreichen, um das Unternehmen langfristig wieder profitabel zu machen
Varta, mit Sitz im schwäbischen Ellwangen, befindet sich seit längerem in einer schwierigen finanziellen Lage, die sowohl auf konjunkturelle Probleme als auch auf Managementfehler zurückzuführen ist. Im Jahr 2023 erzielte das Unternehmen in den ersten neun Monaten einen Umsatz von etwa 554 Millionen Euro. Aktuelle Finanzdaten liegen aufgrund eines Hackerangriffs jedoch nicht vor, der Jahresabschlussbericht für 2023 wird erst Ende Oktober erwartet, während die Zahlen für das erste Quartal 2024 im November veröffentlicht werden sollen.