VW in der Krise : Sinkende Nachfrage nach Verbrennern: Dieses Werk will Volkswagen nun schließen
Volkswagen und sein chinesischer Partner SAIC erwägen aufgrund der sinkenden Nachfrage nach Verbrennerfahrzeugen die Schließung eines Werks in China. Die Produktion der Passat-Modelle soll laut einer mit dem Vorgang vertrauten Quelle von Nanjing in ein nahegelegenes Werk verlagert werden, berichtete Reuters am Mittwoch. Offizielle Stellungnahmen von VW und SAIC lagen jedoch nicht vor.
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Einige der Mitarbeiter aus dem Werk in Nanjing sollen ebenfalls in das andere Werk wechseln, doch es gibt noch keinen konkreten Zeitplan, so der Insider weiter. Zudem sei unklar, ob die Fabrik in Nanjing geschlossen oder möglicherweise verkauft werde. Parallel dazu erwägen Volkswagen und SAIC, die Verkaufszahlen der Marke "Skoda" wieder zu steigern. Der Anteil von Skoda am Gesamtabsatz des Gemeinschaftsunternehmens liegt aktuell bei nur einem Prozent – 2017 betrug dieser noch 17 Prozent.
Volkswagen-Werk in Nanjing: Ein strategischer Pfeiler für VW
Volkswagen galt lange als führender Automobilhersteller in China, doch aufgrund der zunehmenden Konkurrenz aus dem In- und Ausland hat der Konzern in den letzten Jahren Marktanteile verloren. Um diese Entwicklung umzukehren, arbeitet VW mit Partnern wie SAIC und Xpeng an neuen Fahrzeugmodellen. 2023 verkaufte SAIC-VW 1,2 Millionen Fahrzeuge – das sind 43 Prozent weniger als noch 2017. Bereits im Frühjahr hatten Insider berichtet, dass SAIC in Zusammenarbeit mit Volkswagen und General Motors plant, Tausende Stellen abzubauen.
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Laut Bloomberg sei noch ein zweites Werk in China von einer Werksschließung bedroht. Allerdings stellten zwei weitere Insider klar, dass das Werk in Ningbo aktuell nicht betroffen sei.
Das Volkswagen-Werk in Nanjing, China, spielt eine zentrale Rolle in der globalen Expansionsstrategie des deutschen Automobilherstellers. Die Produktionsstätte, die 2008 in Betrieb genommen wurde, ist Teil eines Joint Ventures zwischen Volkswagen und der Shanghai Automotive Industry Corporation (SAIC), einem der größten Automobilhersteller Chinas. Das Werk ist ein wesentlicher Baustein von Volkswagens ambitionierter Strategie, sich als Marktführer im chinesischen Automobilsektor zu etablieren – einem der größten und dynamischsten Märkte weltweit.
In Nanjing produziert Volkswagen sowohl Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren als auch zunehmend Modelle der ID-Reihe, die rein elektrisch betrieben werden. Das Werk ist damit ein wichtiger Teil der Strategie des Unternehmens, die Elektromobilität in China voranzutreiben. Mit dem Ziel, bis 2030 rund 50 Prozent des Fahrzeugabsatzes auf Elektroautos umzustellen, investiert Volkswagen massiv in die Transformation seiner chinesischen Produktionsstätten, darunter auch das Werk in Nanjing. Mit mehreren Tausend Mitarbeitern und einer jährlichen Produktionskapazität von über 300.000 Fahrzeugen gehört die Fabrik zu den bedeutendsten Standorten von Volkswagen in China.
Auch Batteriefabriken sollen kleiner ausfallen
Volkswagen könnte auch seine geplanten Batteriezellfabriken in Europa und Nordamerika zunächst kleiner gestalten als ursprünglich angedacht. Grund dafür ist die aktuell stagnierende Nachfrage nach Elektrofahrzeugen. VW-Technikvorstand Thomas Schmall erklärte in einem vorab veröffentlichten Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung", dass der Bau der Werke "flexibel" an die Verkaufszahlen von E-Autos angepasst werde.
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"Unser Ziel ist nach wie vor realistisch, aber es ist nicht in Stein gemeißelt, der Bau von Batteriezellfabriken ist ja kein Selbstzweck", so Schmall weiter. Der Umfang des Ausbaus hänge von der Entwicklung des E-Auto-Marktes ab. Volkswagen plant derzeit drei Standorte für seine Batteriewerke: in Salzgitter (Deutschland), Valencia (Spanien) und Ontario (Kanada). Insbesondere in Europa verzeichnet der Markt für Elektrofahrzeuge derzeit eine sinkende Nachfrage.
VW verliert in China an Ansehen
China ist für Volkswagen der wichtigste Einzelmarkt und trägt erheblich zum Umsatz und Gewinn des Konzerns bei. Im Jahr 2023 verkaufte Volkswagen über 3 Millionen Fahrzeuge in China, was etwa 40 Prozent des gesamten Absatzes des Unternehmens ausmacht. Der chinesische Automobilmarkt ist hart umkämpft, insbesondere im Bereich der Elektromobilität, wo lokale Hersteller wie BYD und NIO zunehmend Marktanteile gewinnen. Zudem beeinflussen geopolitische Spannungen zwischen China und westlichen Ländern die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für internationale Konzerne wie Volkswagen.
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Während Volkswagen sich stark auf die Entwicklung und Produktion von Elektrofahrzeugen wie der ID-Reihe konzentriert, haben chinesische Unternehmen wie BYD, NIO und XPeng erheblich an Marktanteilen gewonnen. Diese heimischen Marken bieten nicht nur wettbewerbsfähige Preise, sondern auch technologische Innovationen, die teilweise besser auf die Bedürfnisse chinesischer Konsumenten zugeschnitten sind. Volkswagen hat es bisher nicht geschafft, sich in diesem Bereich gegen die wachsende Konkurrenz durchzusetzen. Volkswagen wurde 2023 von BYD im Verkauf von Elektroautos in China überholt.
Traditionell galten deutsche Marken wie Volkswagen als Inbegriff von Qualität und Zuverlässigkeit. Doch dieser Status scheint zu bröckeln. Eine jüngste Studie von J.D. Power zeigt, dass chinesische Käufer zunehmend heimische Automarken bevorzugen, die in den Bereichen Technologie und Benutzererfahrung oft besser abschneiden. Volkswagens Angebot, insbesondere bei Elektrofahrzeugen, hat es bisher nicht geschafft, diesen Trend umzukehren.