Künstliche Intelligenz : Sepp-Hochreiter über Österreichs Forschungspolitik: "Echt frustrierend"

Sepp Hochreiter JKU Linz

Österreich investiert kaum in Zukunftstechnologien wie Künstliche Intelligenz

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Österreichs bekanntester KI-Forscher, Sepp Hochreiter, zeichnet im Ö1-Podcast DIGITAL.LEBEN ein düsteres Bild für die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz in Österreich: Der Erfinder des "Long Short Term Memory" (LSTM) in den 1990er Jahren - damit wurde maschinelles Lernen erst möglich - hat nun mit seinem Team ein neues Sprach-Modell entwickelt. Dies könnte nach vorläufigen Tests sogar ChatGPT und dessen Nachfolger GPT4 in den Schatten stellen.

Allerdings fehlt es an Geld, um das neue Modell zu testen. Für die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz gibt es in Österreich kaum Forschungsgelder, so Hochreiter gegenüber Ö1. Hierzulande fließen sieben Millionen Euro in die Forschung von KI.

Sollte Hochreiter keine Forschungsgelder für die Testphase erhalten, müsse er seinen Algorithmus verschenken - an Facebook beispielsweise. Dies wäre nicht das erste Mal, dass eine von Hochreiter und seinem Team entwickelte Intelligenz bei US-Firmen laufen lernt: bereits vor einigen Jahren wurde Spitzenforschung des Teams Hochreiter bei Amazon getestet. Zwei Milliarden mehr Umsatz brachte dies dem US-Konzern damals.

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Neue Intelligenz basiert auf alter Erfindung Hochreiters

Hochreiters neueste Entwicklung basiert auf seinem aus den 1990er-Jahren stammenden LSTM. Da Texte, mit denen Programme wie ChatGPT umgehen müssen, immer länger werden, geht Hochreiter wieder auf sein LSTM-Prinzip zurück. Es wurde jedoch mit der Transformer-Technologie verbunden, die aktuell fast alle großen KI-Modelle verwenden. Dadurch ist Hochreiters neue KI "schneller und kann viel längere Sätze analysieren", so Hochreiter im Gespräch mit Ö1.

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Um eine Künstliche Intelligenz zu trainieren braucht es enorme Rechner-Leistungen und viel Personal in Form von Software-Entwicklern und - beides sei, so Hochreiter, mit dem knappen Budget in Österreich nicht möglich. In den Niederlanden beispielsweise fließen zwei Milliarden Euro in die Forschung und Entwicklung von AI. Die Universität Tübingen, südlich von Stuttgart, in der Hochreiter in einem Gremium sitzt, erhält pro Jahr rund 30 Millionen Euro für das dortige KI-Zentrum.

Vergleicht man das Budget Österreichs für Forschung und Entwicklung von KI, so liegt man in etwa gleich auf mit Uganda und Mexiko.

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Sepp Hochreiter mit Studenten der JKU Linz

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