Sandoz investiert 50 Mio. Euro in Tirol : Sandoz-Chef: "Bestürzt mich, dass wir unsere Produkte billiger als eine Packung Süßigkeiten verkaufen"

ABD0169_20240321 - KUNDL - ?STERREICH: ++ HANDOUT ++ ZU APA0296 VOM 21.3.2024 - Abf?llung und Verpackung von oralen Penicillinen, aufgenommen in der neuen Produktionsanlage des Generika-Herstellers Sandoz in Kundl. Der Generika-Hersteller Sandoz mit Sitz im Tiroler Kundl (Bezirk Kufstein) hat am Mittwoch, 21. M?rz 2024 eine weitere Anlage zur Herstellung von Antibiotika er?ffnet. Mit der 50 Mio. Euro teuren Produktionsst?tte soll die Kapazit?t um 20 Prozent gesteigert werden. - FOTO: APA/SANDOZ - ++ WIR WEISEN AUSDR?CKLICH DARAUF HIN, DASS EINE VERWENDUNG DES BILDES AUS MEDIEN- UND/ODER URHEBERRECHTLICHEN GR?NDEN AUSSCHLIESSLICH IM ZUSAMMENHANG MIT DEM ANGEF?HRTEN ZWECK UND REDAKTIONELL ERFOLGEN DARF - VOLLST?NDIGE COPYRIGHTNENNUNG VERPFLICHTEND ++

Der Generika-Hersteller Sandoz hat am Mittwoch eine weitere Anlage zur Herstellung von Antibiotika in Tirol eröffnet.

- © APA/SANDOZ

Der Generikahersteller Sandoz im Tiroler Kundl (Bezirk Kufstein) hat am Mittwoch eine neue Antibiotikaproduktion eröffnet. Mit der 50 Millionen Euro teuren Produktionsanlage soll die Kapazität um 20 Prozent erhöht werden. Das teilte das Unternehmen bei einer Pressekonferenz mit. Gleichzeitig forderten die Verantwortlichen bessere Rahmenbedingungen in Europa und "faire Marktbedingungen".

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"Es bestürzt mich, dass wir unsere Produkte billiger als eine Packung Süßigkeiten verkaufen", sagte Sandoz-Chef Richard Saynor. Er wolle mit der Politik in Europa einen "Gespräch über Partnerschaften" führen, um "nachhaltige Investitionen" zu ermöglichen. Saynor nannte in diesem Zusammenhang Maßnahmen wie günstigere Energieverträge, Steuervergünstigungen oder höhere Produktpreise. Er bedauerte, dass es in Europa diesbezüglich kein einheitliches Vorgehen gebe, sondern man nur "Markt für Markt" agieren könne.

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- © Industriemagazin
Generika sind wertvoll, aber nicht teuer.
Peter Stenico

Bekenntnis zum Standort Kundl

Ein positives Beispiel sah der Sandoz-Chef in Kundl. Bei der im November eröffneten 150 Millionen Euro teuren Produktionsanlage habe sich die öffentliche Hand mit 50 Millionen Euro beteiligt, um die Penicillin-Produktion am Standort zu halten. Auch Wirtschafts- und Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) bezeichnete das Projekt als "gutes Beispiel für die Strategie in Österreich", bei der versucht werde, "Innovation und Produktion" im Land zu halten. Er räumte jedoch ein: "Wir werden nie in Lohnkonkurrenz mit asiatischen Staaten gehen können." Dennoch müsse man wettbewerbsfähig bleiben.

Sandoz-Country Manager Peter Stenico nannte die relativ hohe Inflation in Österreich und das hohe Lohnniveau als Hemmnisse. Für den Österreich-Chef ist auch der Preis ein Thema: "Generika sind wertvoll, aber nicht teuer." Unabhängig von den Produktionskosten müsse der Preis "immer der billigste sein".

Ein Bekenntnis zum Standort Kundl gibt Sandoz mit der neuen Penicillin-Anlage jedenfalls ab. "Wir haben hier eine unglaubliche Infrastruktur", so Seynor. Schließlich gebe es hier die einzige noch verbliebene vertikal integrierte Produktionsstätte in Europa. Um ein komplett neues Werk zu errichten, wären drei Milliarden Euro nötig - und damit erteilte er einer möglichen Abwanderung eine Absage.

ABD0172_20240321 - KUNDL - ?STERREICH: ++ HANDOUT ++ ZU APA0296 VOM 21.3.2024 - Eine Au?enansicht des Geb?udes einer neuen Produktionsanlage zur Herstellung von Penicillin-Wirkstoffen des Schweizer Generika-Herstellers Sandoz in Kundl. Der Generika-Hersteller Sandoz mit Sitz im Tiroler Kundl (Bezirk Kufstein) hat am Mittwoch, 21. M?rz 2024 eine weitere Anlage zur Herstellung von Antibiotika er?ffnet. Mit der 50 Mio. Euro teuren Produktionsst?tte soll die Kapazit?t um 20 Prozent gesteigert werden. - FOTO: APA/SANDOZ/MARTIN VANDORY - ++ WIR WEISEN AUSDR?CKLICH DARAUF HIN, DASS EINE VERWENDUNG DES BILDES AUS MEDIEN- UND/ODER URHEBERRECHTLICHEN GR?NDEN AUSSCHLIESSLICH IM ZUSAMMENHANG MIT DEM ANGEF?HRTEN ZWECK UND REDAKTIONELL ERFOLGEN DARF - VOLLST?NDIGE COPYRIGHTNENNUNG VERPFLICHTEND ++
Neue Sandoz-Produktionsanlage in Tirol - © APA/SANDOZ/MARTIN VANDORY

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Bereits im November wurde im Tiroler Unterland eine neue Penicillin-Produktionsanlage in Betrieb genommen. In Kundl werden alle Prozesse - von der Herstellung der Grundstoffe bis hin zur fertigen Darreichungsform - gebündelt. Damit ist das Unternehmen der letzte große Penicillin-Produzent in der westlichen Welt außerhalb Asiens, sagte Stephanie Jedner, Sandoz-Standortleiterin für die Antibiotika-Produktion: „Mit den nun investierten 50 Millionen Euro haben wir einen höheren Automatisierungsgrad. Damit schaffen wir es, eine Milliarde Tabletten mehr zu produzieren. Und wir schaffen es, die Menge an Trockensäften, das sind die Kinderarzneimittel, um das Doppelte zu erhöhen.“

Für die Errichtung der seit Herbst genutzten Anlagen steuerte der Bund 45 Millionen Euro bei, fünf Millionen Euro kamen vom Land Tirol. Die erwähnten 50 Millionen Euro investierte Sandoz selbst in die Produktion in Kundl.

Keine neuen Mitarbeitenden benötigt

Sandoz beschäftigt in Österreich nach eigenen Angaben 2.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Durch die neue Anlage würden aber aufgrund der Effizienzsteigerung keine zusätzlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter benötigt. Das sagte Produktionschefin Stephanie Jedner. "Nichts ist wichtiger für uns als Kundl, nichts ist für uns wichtiger als Penicillin", betonte auch Glenn Gerecke, Chief Manufacturing and Supply Officer. Der Pharmakonzern habe im Tiroler Unterland ein Werk errichtet, das auf dem "neuesten Stand der Technik" sei.

Tirols Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP), der ebenfalls an der Eröffnungsfeier teilnahm, zeigte sich begeistert von der Investition. Wenn damit 250 Millionen Patientinnen und Patienten mit Penicillin versorgt werden können, ist das "mehr als jeder zweite Europäer", betonte er. Er versprach, auch weiterhin für ein gutes Umfeld zu sorgen, etwa durch internationale Schulen in Tirol:"Es sind die wenigen Dinge, die wir mitgeben können."

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Mit dem neuen Werk können auf einer Produktionsfläche von 3.000 Quadratmetern 240 Millionen Packungen pro Jahr hergestellt werden. Das entspricht einer Kapazitätssteigerung von 20 Prozent gegenüber 2023 und einer Verdoppelung gegenüber dem Produktionsniveau von 2021. Die Produktion wurde damit weiter automatisiert und ermöglicht die Herstellung von einer Milliarde Penicillin-Tabletten zusätzlich sowie eine Verdoppelung der wichtigen Trockensäfte im Bereich der Kinderarzneimittel.

Der Generikahersteller Sandoz ist seit dem vergangenen Jahr vom ehemaligen Mutterkonzern Novartis abgespalten und hat seinen Hauptsitz in Basel in der Schweiz. Das Unternehmen erzielte nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr einen Umsatz von 9,6 Milliarden US-Dollar (umgerechnet 8,85 Milliarden Euro) und beschäftigt 20.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus 200 Nationen.

ABD0168_20240321 - KUNDL - ?STERREICH: ++ HANDOUT ++ ZU APA0296 VOM 21.3.2024 - Abf?llung und Verpackung von oralen Penicillinen, aufgenommen in der neuen Produktionsanlage des Generika-Herstellers Sandoz in Kundl. Der Generika-Hersteller Sandoz mit Sitz im Tiroler Kundl (Bezirk Kufstein) hat am Mittwoch, 21. M?rz 2024 eine weitere Anlage zur Herstellung von Antibiotika er?ffnet. Mit der 50 Mio. Euro teuren Produktionsst?tte soll die Kapazit?t um 20 Prozent gesteigert werden. - FOTO: APA/SANDOZ - ++ WIR WEISEN AUSDR?CKLICH DARAUF HIN, DASS EINE VERWENDUNG DES BILDES AUS MEDIEN- UND/ODER URHEBERRECHTLICHEN GR?NDEN AUSSCHLIESSLICH IM ZUSAMMENHANG MIT DEM ANGEF?HRTEN ZWECK UND REDAKTIONELL ERFOLGEN DARF - VOLLST?NDIGE COPYRIGHTNENNUNG VERPFLICHTEND ++
Sandoz beschäftigt in Österreich nach eigenen Angaben 2.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. - © APA/SANDOZ