Wer das Werk von Innerio Heat Exchanger in Kottingbrunn betritt, sieht Aluminium Coils, die direkt in Klima-Kondensatoren verwandelt werden. Hier schlägt das industrielle Herz eines Unternehmens, das sich als Tier-1-Zulieferer in der Automobilindustrie etabliert hat. Und hier wirkt Richard Pöttinger, als Produktionsleiter. Für den 34-Jährigen ist die Rolle mehr als nur ein Job. „Als Teil einer globalen Lieferkette ist Verlässlichkeit das entscheidende Kriterium“, sagt er. Seine Teams fertigen jährlich Millionen Wärmetauscher, liefern an Premiumkunden wie VW, Audi, BMW oder Daimler. Allein im Segment der Alu-Kondensatoren hält Innerio Marktanteile von 15 bis 20 Prozent. Jeder fünfte bis sechste Kompaktwagen in Europa fährt mit einem Bauteil aus Kottingbrunn.
Tradition im Blut
Geboren in Oberösterreich, stammt Pöttinger aus einer Unternehmerfamilie, die seit Generationen Industriegeschichte schreibt. In Grieskirchen gründete sein Ururgroßvater vor über 150 Jahren die heute international bekannte Pöttinger Landtechnik. Doch statt Landtechnik wählte er den Automotive-Pfad: Studium in Wien und St. Gallen, Master in Strategie und Internationalem Management, erste Jahre bei Boston Consulting und Projekte für deutsche Autobauer. „Die Beratung hat mir gezeigt, wie die Industrie tickt – aber irgendwann wollte ich selber umsetzen, nicht nur Konzepte schreiben.“ Über drei Ecken kam er schließlich zu Innerio. Seit dreieinhalb Jahren ist er in der Gruppe.
Immer top informiert über Österreichs Industrie? Jetzt das Daily Briefing abonnieren – die wichtigsten Branchen-News täglich um 7 Uhr direkt in Ihre Inbox. Hier kostenlos anmelden!
Die Wurzeln von Innerio liegen in der traditionsreichen Fertinger GmbH, die im Jahr 2018 mit neuem Kapital und Eigentümern wie Christian Knill (Knill Gruppe), Klaus Pöttinger und Partnern das Unternehmen strategisch auf die Automotive-Sparte neu ausrichteten. So entstand Innerio – heute mit rund 1.600 Mitarbeitenden und einem Umsatz von rund 300 Millionen Euro. Seither folgte ein schneller Konsolidierungskurs: Übernahmen von Standorten in Polen, Integration von Fertinger Tubes, zuletzt der Zukauf der ESTRA Gruppe in Luxemburg. Die Logik: von Rohmaterial bis zum fertigen Modul möglichst viel Wertschöpfung in einer Hand zu generieren. „Wir verarbeiten Aluminium vom Coil bis zum fertigen Wärmetauscher“, sagt Pöttinger.
Transformation der Produkte
Das Geschäft bleibt dabei höchst anspruchsvoll. Noch läuft das große Volumen mit klassischen Verbrenner-Komponenten: Aluminiumkondensatoren in Millionenstückzahlen, Module für Golf-, A3- oder C-Klasse-Plattformen. Doch die Branche wandelt sich. Innerio arbeitet an Plattenwärmetauschern, die für Elektrofahrzeuge entscheidend sind. Erste Aufträge wurden gewonnen, Projekte laufen – auch wenn Starttermine verschoben wurden.
Innerio setzte zuletzt stark auf Automatisierung und klassisches Lean-Management. Roboter übernehmen viele Schritte, Prozesse werden digitalisiert. In Kottingbrunn stieg die Produktivität so um 15 bis 20 Prozent. „Produktion heißt täglich Engpässe zu finden und zu beheben", sagt Pöttinger. Gleichzeitig setzt die Gruppe auf Standortlogik: Komplexe Logistikabläufe aus verteilten Standorten werden an einem Standort gebündelt, Die letzten Jahre waren für Innerio alles andere als ruhig: „Das war wild, ein permanenter Ritt“, sagt Pöttinger. Heute sei die Lage viel stabiler.