Konjunktur Österreich : Österreichs Industrie vor leichtem Aufschwung
Die Stimmung in der österreichischen Industrie hat sich zuletzt verbessert. Laut einer Aussendung der UniCredit Bank Austria setzt sich der Aufwärtstrend des Einkaufsmanagerindex beschleunigt fort. "Der Indikator stieg im Mai auf 46,3 Punkte und erreichte damit den höchsten Wert seit fünfzehn Monaten", sagte UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer. Ein Wert über 50 Punkten signalisiert jedoch erst Wachstum.
>>> Konjunktur im Mai: Erholung erst zur Jahresmitte?
Der Einkaufsmanagerindex zeigt vorsichtige Anzeichen einer Stabilisierung der österreichischen Industrie. Das Ende der Rezession dürfte unmittelbar bevorstehen. Der Index für die Erwartung der kommenden zwölf Monate stieg im Mai auf 56,3 Punkte und lag damit leicht über dem langjährigen Durchschnitt, so Bruckbauer weiter.
Höchster Wert seit zwei Jahren
Im Mai ging die Produktionsleistung in der heimischen Industrie deutlich weniger zurück. Der entsprechende Indikator steigt seit Dezember kontinuierlich und erreichte mit 49,2 Punkten den höchsten Wert seit zwei Jahren, knapp unter der Wachstumsschwelle. Auch der Index für Exportaufträge verbesserte sich im Mai und stieg um fast 4 Punkte auf 47,7 Punkte, den höchsten Stand seit Mai 2022.
>>> "Investitionsstandort Österreich muss sich anschnallen"
Ein weiterhin drängendes Problem für die österreichische Industrie sind die hohen Energie- und Stromkosten. Laut dem Wirtschaftsforschungsinstitut EcoAustria sind Maßnahmen zur Reduktion dieser Kosten entscheidend, um die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. EcoAustria empfiehlt, die Aussetzung des Erneuerbaren-Förderbeitrages und die Senkung der Elektrizitätsabgabe fortzusetzen. Auch die europaweite Integration des Strommarktes müsse vorangetrieben werden. "Um den Anteil erneuerbarer Energieträger an der Stromerzeugung rasch zu erhöhen und die preisliche Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, ist zudem auch die Beschleunigung von Genehmigungsverfahren für erneuerbare Energieprojekte unerlässlich", erklärte EcoAustria-Direktorin Monika Köppl-Turyna.
Industrie kämpft mit hohen Kosten
Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch die UniCredit Bank Austria: Laut einer aktuellen Analyse der Ökonomen verzeichnet der Konjunkturindikator der Bank im April einen Anstieg auf minus 2,3 Punkte, den höchsten Wert seit einem Jahr. Rückenwind kommt vor allem aus dem Dienstleistungssektor, wie das Geldhaus mitteilte. Die jüngsten nominellen Lohnsteigerungen und der Rückgang der Inflation haben die Kauflaune der österreichischen Konsumenten verbessert. Erstmals seit zwei Jahren war die Stimmung unter den Konsumenten in Österreich besser als im Euroraum insgesamt. "Dies übertrug sich auch auf den Dienstleistungssektor, wo die Stimmung im April zwar nicht mehr weiter anstieg, aber im Vergleich zu den anderen Wirtschaftssektoren erneut relativ positiv ausfiel."
Schlechter als im Euroraum ist weiterhin die Lage im Baugewerbe und in der Industrie. Die gestiegenen Baupreise und die damit verbundene Auftragsschwäche im Hochbau wirken sich dämpfend aus. Die Industrie kämpft zudem mit hohen Kosten. Trotz dieser Herausforderungen verbesserten sich die Geschäftseinschätzungen in beiden Sektoren leicht."Für bessere Stimmung sorgte am Bau das staatliche Konjunkturpaket und in der Industrie die Aussicht auf baldige Zinssenkungen", erklärte Bank-Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer.
Die Lage am Arbeitsmarkt wird von den Ökonomen trotz eines leichten Anstiegs der Arbeitslosenzahl als "relativ stabil" eingeschätzt, da in vielen Branchen weiterhin ein Arbeitskräftemangel herrscht. "In den kommenden Monaten dürfte sich der leichte Aufwärtstrend der Arbeitslosenquote noch fortsetzen und erst im kommenden Jahr 2025 langsam umkehren", erwartet Bank-Austria-Volkswirt Walter Pudschedl. Für die Inflation wird ein weiterer Rückgang über den Sommer prognostiziert, vor allem aufgrund niedrigerer Großhandelspreise bei Strom und Gas, die an die Haushalte weitergegeben werden.
Für 2024 prognostizieren die Experten ein Wirtschaftswachstum von 0,3 Prozent, während für das folgende Jahr ein Plus von 1,5 Prozent erwartet wird. Haupttreiber dieser Entwicklung dürfte der Konsum sein, zusätzlich soll es zu einer Belebung der Investitionen kommen, ausgelöst durch Zinssenkungen ab Mitte 2024.