Supply Chain : Maschinenbau: Lieferkettenprobleme könnten noch schlimmer werden

VDMA-Präsident Karl Haeusgen

"Die Unternehmen werden für den russischen Angriffskrieg einen Preis zahlen müssen", so Haeusgen.

- © YouTube/VDMAonline

Maschinenbauer müssen sich vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges auf schwächere Geschäfte in diesem Jahr einstellen. Gründe dafür gibt es mehrere: höhere Produktionskosten durch höhere Energiepreis, sowie Lieferkettenprobleme sind jetzt bereits deutlich spürbar.

Russland hat außerdem bereits angedroht, Betriebe und Produktionsstätten westlicher Unternehmen, die das Land verlassen, zu verstaatlichen. Sollte das passieren "dann laufen wir auf eine lange Eiszeit zu", sagte Karl Haeusgen, Präsident des Branchenverbands VDMA in Deutschland, am Freitag.

Der VDMA hat seine Produktionsprognose bereits deutlich gesenkt. "Statt eines ursprünglich erwarteten Zuwachses von real 7 Prozent rechnen wir nun für das laufende Jahr nur noch mit einem Produktionsplus von 4 Prozent", so Haeusgen. Die Prognose sei allerdings mit Unsicherheiten behaftet. Im vergangenen Jahr wuchs die Produktion nach Daten des Statistischen Bundesamts um 6,4 Prozent.

"Für den Maschinen- und Anlagenbau ist die Geschäftstätigkeit mit Russland zwar nicht existenziell, aber die Unternehmen werden für den russischen Angriffskrieg, der durch nichts zu rechtfertigen ist, einen Preis zahlen müssen", sagte Haeusgen.

Nach einer aktuellen Umfrage des VDMA, an der sich Anfang März knapp 550 Mitgliedsfirmen beteiligten, sehen 85 Prozent der Unternehmen den Ukraine-Krieg als gravierendes oder merkliches Risiko für ihre Geschäfte. Sorge bereiten den meisten (knapp 80 Prozent) vor allem die indirekten Auswirkungen, zum Beispiel durch weitere Energiepreissprünge, die allgemeine Verunsicherung von Kunden oder die Rubel-Abwertung. Direkte Folgen erwarten 45 Prozent der Firmen durch die Verschiebung von Projekten, weniger Umsätze oder Sanktionen.

Etwa drei Viertel der Maschinenbauer haben Probleme mit Lieferketten. Eine Mehrheit der Befragten (53 Prozent) rechnet hier mit einer Verschärfung aufgrund des Krieges. Probleme bereiten der mittelständisch geprägten deutschen Schlüsselindustrie vor allem Engpässe bei Metallerzeugnissen und Elektronikkomponenten, die teilweise mit bis zu sechs Monate Verspätung bei den Unternehmen eintreffen. Der Umfrage zufolge haben inzwischen 82 Prozent der Unternehmen deswegen Rückstände in der Produktion, zum Beispiel bei Endprodukten, die aufgrund von Materialmangel nicht fertiggestellt und ausgeliefert werden können.

Gut drei Viertel der Unternehmen haben aus den jüngsten Erfahrungen während der Coronapandemie gelernt und stellen ihre Lieferketten kritisch auf den Prüfstand. "Das heißt sicher auch, dass europäische Liefernetzewerke an Gewicht gewinnen werden", sagte Haeusgen. Dank gut gefüllter Auftragsbücher rechnen 84 Prozent der Unternehmen trotz der wirtschaftlichen Folgen des Krieges mit einem Umsatzplus in diesem Jahr. (apa/red)