Russlandkrise : Maschinenbauer Andreas Fill: "80 Prozent Abhängigkeit ist viel zu viel"

Maschinenbauunternehmer Andreas Fill

Maschinenbauunternehmer Andreas Fill: "Planbarkeit gegen null".

- © Fill

Mit einer Exportquote von rund 90 Prozent agiert das Innviertler Maschinenbauunternehmen Fill weltweit - so auch in der Ukraine. Der Plan bis noch vor wenigen Tagen: Mehrere komplette Produktionslinien für das Fischer Werk in Mukachevo in der Westukraine nach erfolgter Montage im ersten Quartal 2022 unter Anleitung von Fill-Technikern in Betrieb zu nehmen. Längst hat CEO und Eigentümer Andreas Fill seine zehn heimischen Monteure nach Hause geholt. Mit INDUSTRIEMAGAZIN sprach Fill über die Russlandkrise - und seine ganz persönliche Einschätzung der Lage.

INDUSTRIEMAGAZIN:
Herr Fill, ich nehme an, man trifft Sie nicht gerade in Bestlaune.

Andreas Fill:
Generell ist dieser dauerhafte Ausnahmezustand nicht wirklich inspirationsfördernd. Mit dem Wissen, dass wir aus jeder Krise noch stärker hervorgegangen sind, bleibe ich aber weiterhin positiv. Kühlen Kopf bewahren und positiv bleiben.

Wo trifft es Ihr laufendes Geschäft?

Fill:
Einbußen gibt es auf allen Ebenen. Die aktuellen Projekte in der Ukraine und Russland sind für uns überschaubar und auch kalkulierbar. Der zum Teil dramatische Anstieg der Energie, Rohstoffe und Zukaufkomponenten geht natürlich zu Lasten des Betriebserfolges. Die fehlenden Lieferaussagen bei wesentlichen Zukaufkomponenten lassen die Planbarkeit gegen null gehen. Die Situation ist aktuell vergleichbar mit dem Ausbruch der Covid-Pandemie. Damals wusste man für ein paar Tage oder Wochen nicht wirklich, wie es weitergeht. Zum Unterschied vor zwei Jahren erfreuen wir uns aber einer wesentlich besseren Auftragslage.

Einbußen gibt es auf allen Ebenen.

Welche Konsequenzen ziehen Sie auf dem russischen Markt?

Fill
: Wir haben alle unsere Aktivitäten im Vertrieb eingestellt und unsere Mitarbeiter auch aus Russland heimgeholt.

Dass die Globalisierung politischen Fanatismus einhegt, war offenbar ein Irrglaube.


Fill:
Irrglaube ist ein gutes Stichwort. Politisch verwirrte Alphamännchen zeigen uns doch seit Jahren, wie einfach es ist, sich über Grenzen hinwegzusetzen. Globalisierung hin oder her.

Wie schnell muss Europa raus aus der Gasabhängigkeit?


Fill:
Jede Abhängigkeit birgt ein Risiko. Im Unternehmen setzen wir seit jeher auf eine hohe Fertigungstiefe und regionale Wertschöpfung. 80 Prozent Abhängigkeit von einem einzigen Land sind in jedem Fall viel zu viel.

"Jede Abhängigkeit birgt ein Risiko. Deshalb setzen Unternehmen auf hohe Fertigungstiefe."

Wie muss Europa jetzt agieren, um die Energiesouveränität zu erlangen?

Fill:
Taten setzen.

Wie berechenbar ist in der Situation China?


Fill:
Genauso (un)berechenbar wie jede andere Diktatur auf dieser Welt.

Fill ist ein international führendes Maschinenbau-Unternehmen mit Sitz in Gurten, Oberösterreich. Das Unternehmen mit 950 Mitarbeitern liefert komplexe Hightech-Anlagen und individuelle Lösungen für die produzierende Industrie der Bereiche Metall, Kunststoff und Holz. Das Unternehmen befindet sich zu 100 Prozent in Familienbesitz und wird von Andreas Fill (CEO), Martin Reiter (CSO), Alois Wiesinger (CTO) und Günter Redhammer (COO) geführt. 2021 erzielte Fill einen Umsatz von rund 180 Millionen Euro. Es gab im selben Jahr Rekord-Auftragseingänge in der Höhe von 218 Millionen Euro.