Verkehr : Kapsch Traffic Com: Neues Maut-System für norwegische Straßen

Georg Kapsch

Kapsch TrafficCom tüftelt am Mautsystem der Zukunft.

- © Kapsch TrafficCom

Norwegen verzeichnet einen rapiden Rückgang an fahrzeugbezogenen Steuereinnahmen. Dies ist nicht zuletzt auf die hohe Verbreitung von Elektroautos zurückzuführen. Um diese Lücke zu füllen, werden in Norwegen neue Mautsysteme gesucht.

Das österreichische IT-Unternehmen Kapsch TrafficCom hat dort gemeinsam mit seinem Partnerunternehmen Aventi Intelligent Communication in einem Pilotprojekt das Mautsystem der Zukunft getestet. Die Gebühren für Pkw sollen vom Emissionsstatus der Fahrzeugen, der zurückgelegten Strecke und dem Fahrzeugtyp abhängen, geht aus einer Aussendung des Unternehmens hervor.

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Das Projekt erfüllt alle relevanten Datenschutz-Richtlinien und sammelt ausschließlich die für die Abwicklung der Fahrt notwendigen Daten. "Insgesamt wurden mehr als zwei Millionen Kilometer an Fahrten analysiert, das sind umgerechnet ca. 50 Erdumrundungen. Das System war in der Lage, mit den schwierigen und sehr spezifischen Bedingungen des norwegischen Straßennetzes umzugehen, Routen abzugleichen und Tarife mit einer Genauigkeit von über 99 Prozent zu berechnen", sagte Alfredo Escriba, Chief Technical Officer bei Kapsch TrafficCom.

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Das Projekt fließt in die von den norwegischen Behörden beauftragte "Konzeptauswahlstudie" ein. Letztlich geht es darum, neue Wege für das künftige Mautsystem zu finden. Denn eine nutzungsbasierte Abrechnung kann den Ausfall von fahrzeugbezogenen Steuern, etwa beim Treibstoff, kompensieren und bietet ein faires und transparentes Gebührensystem für Straßennutzer. Während diese Art der Gebührenerhebung bei Lkws bereits etabliert ist, könnte das getestete System erstmals ein praktikables und nutzerfreundliches Instrument für Pkw bieten.

Verlust trotz Umsatzplus

Der Mautsystembetreiber hat im ersten Quartal seinen Umsatz um 2,9 Prozent auf 130,5 Mio. Euro gesteigert, der operative Gewinn (EBIT) ist jedoch im vergleich zum Startquartal des Vorjahres von 6,6 Mio. auf 0,5 Mio. Euro zusammengeschmolzen. Der Periodenergebnis drehte von 3,2 Mio. Euro auf -1,3 Mio. Euro in die Verlustzone, wie das Unternehmen mitteilte.

Für den Rückgang des operativen Ergebnisses macht Kapsch TrafficCom höhere, zum Teil inflationsbedingte operative Kosten verantwortlich. Eine günstige Entwicklung der Wechselkurse, allen voran des US-Dollar gegenüber dem Euro, habe zu einem beinahe ausgeglichenen Finanzergebnis geführt (Vorjahr: -2 Mio. Euro). Das Ergebnis je Aktie drehte von 0,24 Euro auf -0,10 Euro ins Minus.

73 Prozent seines Umsatzes macht das Unternehmen im Mautsegment, 27 Prozent entfallen auf das Geschäftssegment Verkehrsmanagement. Der Umsatz wurde zu 48 Prozent in der Region Europa-Mittlerer Osten-Afrika (EMEA), zu 46 Prozent in der Region Americas (Nord-, Mittel- und Südamerika) und zu 6 Prozent in der Region Asien-Pazifik (APAC) erwirtschaftet.

Verkauf eines Geschäftsbereiches

Kapsch TrafficCom verkauft seinen spanischen Geschäftsbereich "öffentlicher Verkehr" an den Linzer IT-Dienstleister Kontron AG (ehemals S & T). Der Verkauf erfolge vorbehaltlich behördlicher Freigaben. Der vereinbarte Kaufpreis "entspreche den Erwartungen des Managements", hieß es in einer Aussendung des Unternehmens.

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Der Bereich öffentlicher Verkehr zähle nicht zum strategischen Kerngeschäft von Kapsch TrafficCom, daher habe sich das Unternehmen entschieden, diesen Geschäftsbereich zu verkaufen, hieß es in der Aussendung weiter. Der Wiener Mautspezialist hatte die Transportation-Sparte von Schneider Electric im Jahr 2016 erworben. Diese enthielt unter anderem auch Aktivitäten im Bereich öffentlicher Verkehr (insbesondere Fahrkartenautomaten und Zugangskontrollen) in Spanien. Im Geschäftsjahr 2021/22 erwirtschaftete dieser Geschäftsbereich Unternehmensangaben zufolge einen Umsatz von rund 11,2 Mio. Euro und beschäftigte mehr als 115 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Für Kontron stelle die Transaktion "eine willkommene Gelegenheit dar, das bestehende Geschäft im Bereich öffentlicher Verkehr weiter auszubauen". Der spanische Geschäftsbereich, gebündelt in der Konzerngesellschaft "Arce Mobility Solutions", werde eine komplementäre Erweiterung des Kontron-Produktportfolios, Ingenieurskapazitäten einbringen und darüber hinaus die Präsenz der Gruppe im iberischen Markt, der bereits im Bahnsegment abgedeckt werde, stärken.

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