INDUSTRIEMAGAZIN: Herr Mühlbacher, eine Teuerungswelle hat die Industrie erfasst. Mit welchen Maßnahmen steuert Innio Jenbacher der Vervielfachung der Preise bei Strom und Gas entgegen?
Martin Mühlbacher: Wir haben uns frühzeitig auf eine Gasmangellage vorbereitet. Unser umfassendes Maßnahmenpaket zur Vorbeugung möglicher Auswirkungen auf unser Geschäft steht. Unsere Teams arbeiten außerdem kontinuierlich daran, zu einer zuverlässigen Gasversorgung beizutragen. Wir bieten hocheffiziente Lösungen, die einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung der Gasknappheit leisten.
Bis zu 95 Prozent der eingesetzten Primärenergie werden genutzt. Es geht also kaum Gas verloren. Und wir haben mehr als 8.500 Anlagen ausgeliefert, die aus Abfällen Strom und Wärme erzeugen. Zudem bieten wir unseren Kunden Wartungskonzepte, um den Betrieb ihrer Anlagen ganzjährig zu optimieren und kontinuierlich Strom und Gas zu sparen. So leisten wir kurzfristig einen Beitrag, die Speicher zu füllen.
Das klingt nach mehr als einem durchschnittlichen Maßnahmenmix....
Mühlbacher: Vor Ort in Jenbach haben wir verschiedene Initiativen umgesetzt, so etwa werden Maschinen am Wochenende abgestellt und wir konnten so unseren eigenen Stromverbrauch bereits um zehn Prozent reduzieren. Außerdem arbeiten wir daran, den Gasverbrauch am Standort in Jenbach zu senken: Hier steht unter anderem die Reduktion des Gasverbrauchs bei den Abnahmetests im Fokus.
Wie handhaben Sie die Kostensteigerungen entlang der Lieferkette?
Mühlbacher: Wir haben unsere Beschaffung diversifiziert. So konnten wir zum Beispiel eine unsere Bezugsquellen erweitern. Und wir haben alternativen Technologien mit unseren Lieferanten weiterentwickelt. Unsere Produktion läuft gesichert weiter. Wir sind im stetigen Austausch mit unseren Lieferanten. Durch ein vorausschauendes Beschaffungsmanagement konnten wir Lieferengpässe bisher in großen Teilen kompensieren.
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Unser Service-Angebot, wie etwa das Warten und die Umrüstung von bestehenden Anlagen läuft unverändert weiter und trägt zu einer Stabilisierung des Geschäfts bei.
Worin sehen Sie die Politik gefordert?
Mühlbacher: Die aktuelle Lage erfordert von Politik und Wirtschaft in Europa, mit Sachverstand und Entschlossenheit die richtigen Dinge zu tun. Wir müssen Rahmenbedingungen schaffen. Für Versorgungssicherheit und eine erfolgreiche Energiewende. Allen ist klar, dass wir schnell handeln müssen, um die Energiekrise und die gleichzeitig voranschreitende Klimakrise zu bewältigen. Wir brauchen Rahmenbedingungen, die die Wasserstoffwirtschaft ankurbeln und unsere Energieversorgung mit einer nachhaltigen Lösung für heute und morgen sichern.
Dazu zählen unter anderem Umsetzungspläne, Fördersysteme, Infrastruktur und Technologieoffenheit. Österreich ist auf dem richtigen Weg: Man denke nur an die New Energy For Industry (NEFI) Förderprogramme oder die Förderung der COMET 1 Zentren. Aber wir müssen noch mehr tun. Wir brauchen Technologieoffenheit, um die Klimaschutzziele zu erreichen. Wir benötigen Erdgas als Brückentechnologie für erneuerbare Energien wie Wind und Sonne.