Börsengang : Tiroler Gasmotorenhersteller Innio soll an die Börse gehen

Olaf Berlien neuer Innio CEO ehemals Osram

Olaf Berlien, Innio-CEO

- © Sven Hoppe / dpa / picturedesk.com

Neben den Plänen mit dem Tiroler Gasmotorenhersteller Innio an die Börse zu gehen, scheint es auch einen Auftrag des Eigentümers und US-Finanzinvestor Advent geben, der die Investmentbank Lilja damit beauftragt hat, Banken für die Begleitung der möglichen Neuemission zu suchen, so das "Handelsblatt".

Mit rund 3500 Mitarbeitern erwirtschaftete Innio 2020 einen Umsatz in Höhe von rund 1,4 Milliarden Euro. Finanzkreisen zufolge peilt die Firma für 2022 ein Betriebsergebnis (Ebitda) von 350 Millionen Euro an. Advent erhofft sich eine Bewertung von mehr als dem 14-Fachen des erwarteten Ebitda.

Angesichts des Ukrainekriegs und der sprunghaft gestiegenen Gaspreise haben Innio-Produkte derzeit an Attraktivität eingebüßt. Langfristig gelten sie aber als Brückentechnologie zum Ausgleich von Angebotsschwankungen beim Strom. Wenn Atom- und Kohlekraftwerke abgeschaltet und zunehmend durch die volatilen Energiequellen Solar und Wind ersetzt werden, braucht es Mini-Kraftwerke, um das Netz stabil zu halten.

Die hohen Kursschwankungen machen geplante Börsengänge derzeit unmöglich. Zu den genaueren Details des Börsegangs, der möglicherweise im Herbst in Angriff genommen werden kann, wollte sich das Unternehmen auf Anfrage von INDUSTRIEMAGAZIN NEWS nicht weiter äußern.

Alternativ zu einem Börsengang soll Advent mögliche Käufer ansprechen – darunter Siemens Energy, Cummins oder auch MAN Energy Solutions. Angesichts seines starken Digitalprofils gilt Innio für MAN als interessant. Wer sich am Ende zu einem Gebot entschließen wird, ist aktuell unklar.

Auch andere Finanzinvestoren gelten als mögliche Käufer, wie das Handelsblatt berichtet. Allerdings achten viele Private-Equity-Häuser bei Investments darauf, die ESG-Aspekte im Auge zu behalten. ESG steht für ökologische und soziale Kriterien sowie eine gute Unternehmensführung. Investitionen in Firmen, die mit fossilen Brennstoffen in Verbindung stehen, fallen für viele Investoren durch das Raster.

Langsamer Ausstieg aus fossilen Brennstoffen

Innio stellt Gasmotoren der Marken Jenbacher und Waukesha her. Gasmotoren kommen in der Stromerzeugung und der Kraft-Wärme-Kopplung - zur Stromerzeugung und gleichzeitigen Beheizung von Gebäuden - ebenso zum Einsatz wie als Notstromaggregate etwa für Rechenzentren und Krankenhäuser.

Dabei verbrennen die Motoren zumeist Erd- oder Biogas. Seit heuer können Kunden allerdings auch Motoren bestellen, die mit Wasserstoff betrieben werden, der etwa klimaneutral aus Windkraft oder Solarenergie gewonnen werden kann. Das Unternehmen arbeitet intensiv daran, künftig fossile Brennstoffe immer mehr durch Alternativen zu ersetzen. Zuletzt schloss das Unternehmen bei der Dubai Expo 2020 eine Absichtserklärung mit der malaysischen Concord Group ab. Demnach solle Innio insgesamt acht Biogasmotoren liefern, die zu hundert Prozent mit dem bei der Palmölproduktion anfallenden Methan betrieben werden. Damit unterstütze man Malaysia beim Ausstieg aus fossilen Brennstoffen.

Ein österreichisches Traditionsunternehmen

Obwohl die Firma unter dem heutigen Namen Innio keine lange Geschichte aufweist, gehen ihre eigentlichen Ursprünge bis ins Jahr 1487 zurück. Und somit zählt sie zu den österreichischen Traditionsbetrieben. 1939 wurde das Werksgelände durch Ernst Heinkel erworben und das Werk wurde durch die Produktion von Leichtmetall-Flugzeugteile und Raketenmotoren zum größten Rüstungsbetrieb Tirols.

Wegen der Verfügbarkeit von entsprechenden Fachleuten und Facharbeitern wurde entschieden, die „Jenbacher Werke“ nach dem Zweiten Weltkrieg auf die Produktion von Dieselmotoren zu spezialisieren. In den 1990er Jahren wurden die großen, vorwiegend Diesel-Zweitaktmotoren allerdings durch und vorwiegend gasbetriebene Turbo-Viertaktmotoren verdrängt. Jenbach hatte stets Komplettanwendungen mit Kompressoren, Pumpen und Stromgeneratoren produziert.

Erst 1959 wurde die Firma als Jenbacher Werke AG konstituiert. 1991 kam es dann zur Aufteilung in die Jenbacher Energiesysteme AG (JES) und die Jenbacher Transportsysteme AG (JTS).

Nachdem einem Verlust von über 22 Millionen Euro, wurde die Schienenfahrzeugsparte 2001 an Connex abgestoßen. Der andere Firmenteil wurde 2003 an General Electric verkauft und agierte unter dem Namen GE Jenbacher.

Im Zuge einer Restrukturierung im Jahr 2018 verkaufte der US-Konzern dann das Tiroler Unternehmen an den amerikanischen Investor Advent. Seit Juli 2019 betreuen die Geschäftsbereiche Waukesha und Jenbacher als eigenständige Einheiten unter der Dachmarke Innio weltweit ihre Kunden in verschiedenen Branchen.