Konjunkturbremse : Helmenstein (IV): Investitionsgüter zu wenig beachtet

Christian Helmenstein, Chefökonom der Industriellenvereinigung Österreich

IV-Chefökonom Christian Helmenstein: "Minimaler" Beitrag kann aus der Industrie kommen.

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Die heimische Industrie wird heuer nicht mehr jener Konjunkturmotor sein, wie sie es in Österreich zuletzt war - vor allem auch in der Coronakrise. Für die Gesamtwirtschaft erwartet die Industriellenvereinigung (IV) heuer mit 3,25 Prozent ein geringeres Wachstum als Wirtschaftsforschungsinstitute und Notenbank. Damit dieses Wachstum erreicht wird, dürfe sich die Ukraine-Krise nicht verschlimmern und schon gar kein Embargo auf russisches Gas kommen, so IV-Vertreter am Montag.

Die Industrie selbst werde nur mehr wenig zum prognostizierten Wachstum beitragen können, so IV-Generalsekretär Christoph Neumayer und -Chefökonom Christian Helmenstein vor Journalisten in Wien. "Heuer ist kein starker Wachstumsbeitrag der Industrie zu erwarten", sagte Neumayer wegen der Lieferkettenverwerfungen und der Inflation. Helmenstein sprach von einem "minimalen" Beitrag, der aus der Industrie kommen könne.

Die IV sieht aus mehreren Gründen ein geringeres Wachstum für heuer. Ein Grund ist laut Helmenstein, dass man vom Tourismus einen geringeren Wachstumsbeitrag erwarte, als dies Institute wie Wifo, IHS oder OeNB täten. Dabei verwies er auf den Ukraine-Krieg und fehlende Übersee-Touristen. Die Industrie gewichtet auch die immensen Lieferkettenprobleme schwerer als ander Institute oder etwa, dass fehlende Kalisalze aus Russland für Dünger auf viele Branchen wirkten.

Ein weiterer Aspekt ist laut Helmenstein ein bisher wenig beachteter. Russland würde nämlich Investitionsgütereinkäufe in Europa absagen - und gerade Österreich sei ein Investitionsgüterlieferant. So käme es zu keinem "Recycling" der Gas-Ausgaben mehr. Die Gelder würden nicht mehr wie bisher für Produkte aus Österreich zurückfließen. Und auch das gewichte die IV in ihrer pessimistischeren Rechnung stärker - wie sie auch bei den Inflationserwartungen negativere Erwartungen hat. So drohe nicht nur - wie berichtet - heuer eine höhere Inflation als bisher erwartet, sondern vor allem auch fürs nächste Jahr. Hier sei die Prognose der Nationalbank von 2,9 Prozent gar nicht haltbar, war sich Helmenstein sicher. (apa/red)