Mehr Insolvenzen in Österreich : FFP2-Masken-Hersteller Hygiene Austria ist insolvent

ABD0011_20240122 - WIENER NEUDORF - ?STERREICH: ++ ARCHIVBILD ++ ZU APA0063 VOM 22.1.2024 - Der Mund-Nasen- und FFP2-Schutzmasken-Produzent Hygiene Austria mit Sitz in Wiener Neudorf hat Insolvenz angemeldet. ?ber die 100-Prozent-Tochter des W?scheherstellers Palmers wurde am Landesgericht Wiener Neustadt ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung er?ffnet. Im Bild: Hygiene Austria Mitarbeiter im Rahmen einer Pr?sentation der Palmers und Lenzing AG zum "Start einer Maskenproduktion" am Freitag, 8. Mai 2020, in Wiener Neudorf. (ARCHIVBILD VOM 8.5.2020) - FOTO: APA/ROBERT JAEGER

Der Mund-Nasen- und FFP2-Schutzmasken-Produzent Hygiene Austria mit Sitz in Wiener Neudorf hat Insolvenz angemeldet.

- © APA/ROBERT JAEGER

Über den skandalumwitterten Mund-Nasen- und FFP2-Schutzmaskenhersteller Hygiene Austria mit Sitz in Wiener Neudorf ist ein Insolvenzverfahren eröffnet worden. Wie der Gläubigerschutzverband KSV1870 am Montag mitteilte, wurde über die 100-prozentige Tochter des Wäscheherstellers Palmers am Landesgericht Wiener Neustadt ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung eröffnet. Demnach verteilen sich die Schulden in Höhe von 5,2 Millionen Euro auf 30 Gläubiger. Von der Insolvenz sei nur (noch) ein Mitarbeiter betroffen, hieß es weiter.

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"Die Aktiva müssen erst im Rahmen des Sanierungsverfahrens ermittelt werden", sagte Insolvenzexpertin Brigitte Dostal zur APA. Es ist noch ein Warenlager vorhanden, dessen Bewertung jedoch noch nicht abgeschlossen ist. Das Unternehmen will den Betrieb nach der Sanierung in reduziertem Umfang weiterführen. Den Gläubigern soll innerhalb von zwei Jahren nach Annahme des Sanierungsplans die gesetzliche Mindestquote von 20 Prozent ihrer Forderungen ausbezahlt werden. Ob dies gelingt, ist ebenfalls noch nicht geklärt.

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Insolvenz ging ein Skandal voraus

"Erst konkrete Überprüfungen werden zeigen, ob die Entschuldungsbestrebungen in Form des vorliegenden Sanierungsplanantrages ohne weiteren Schaden für die Insolvenzgläubiger realisiert werden können", so Dostal. Mit Beginn der Covid-19-Pandemie im März 2020 wurde die Schuldnergesellschaft Hygiene Austria LP GmbH gegründet. Sie steht im Alleineigentum der PalmersTextilAG. "Im Jahr 2021 und 2022 stand das Unternehmen im Blickpunkt medialer Berichterstattung", erinnert der Kreditschutzverband. Der Skandal um die FFP2-Masken rund um Hygiene Austria und Palmers hat für großes Aufsehen gesorgt.

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Das Unternehmen war ursprünglich als Joint Venture von Lenzing und Palmers gegründet worden, um Masken in Österreich zu produzieren. Nach außen hin präsentierte sich Hygiene Austria als Unternehmen mit Produkten "made in Austria", ließ hochrangige Politikerdelegationen die Firma besuchen und erhielt umfangreiche Staatsaufträge. Später stellte sich heraus, dass die Masken aus China stammten. Gegen Ende der Pandemie erschütterte zudem ein Finanzskandal das Unternehmen: Im Sommer 2022 berichtete die Tageszeitung "Der Standard" über "öffentlich nicht bekannte, schwere Vorwürfe" betreffend "fortgesetzter Steuerhinterziehung in großem Ausmaß unter Verwendung nachgemachter oder verfälschter Belege". Palmers soll beim Import von Schutzmasken aus China über Palmers Deutschland mindestens 693.000 Euro an Zöllen und Einfuhrumsatzsteuer hinterzogen haben.

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Die Vorwürfe wurden sowohl von Palmers als auch von Hygiene Austria zurückgewiesen. Zudem sei ein diesbezügliches Ermittlungsverfahren der Europäischen Staatsanwaltschaft im April 2023 eingestellt worden, sagte Volkert Sackmann, Anwalt des ehemaligen Hygiene-Austria-Chefs Tino Wieser, am Montagabend der APA.

ABD0012_20240122 - WIENER NEUDORF - ?STERREICH: ++ ARCHIVBILD ++ ZU APA0063 VOM 22.1.2024 - Der Mund-Nasen- und FFP2-Schutzmasken-Produzent Hygiene Austria mit Sitz in Wiener Neudorf hat Insolvenz angemeldet. ?ber die 100-Prozent-Tochter des W?scheherstellers Palmers wurde am Landesgericht Wiener Neustadt ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung er?ffnet. Im Bild: Eine FFP2-Maske des Schutzmasken-Herstellers Hygiene Austria, aufgenommen am Mittwoch, 03. M?rz 2021. (ARCHIVBILD VOM 3.3.2021) - FOTO: APA/HANS KLAUS TECHT
"Made in Austria" stellte sich als "made in China" heraus - © APA/HANS KLAUS TECHT

"Massive Umsatzeinbrüche"

Als Insolvenzursache gibt die Hygiene Austria als Schuldnerin nun "massive Umsatzeinbrüche aufgrund des Auslaufens der Corona-Pandemie und dem damit verbundenen, erheblichen Rückgang bei der Abnahme von Gesichtsmasken sowie diverse anhängige Gerichtsprozesse" an. "Die nächsten Wochen werden zeigen, ob die Sanierungsbestrebungen tatsächlich aufrechterhalten werden können", betonte Dostal. "Das Sanierungsplanangebot wird einer strengen Überprüfung standhalten müssen, damit der vorgelegte Zahlungsvorschlag die Akzeptanz der Gläubiger finden wird."