Halbleiter : DevOps bei Infineon in Villach: "Bringt kulturellen Wandel"

Infineon Villach Shopfloor

Shopfloor im Villacher Infineon-Werk: "Das Teilen von Wissen ist unerlässlich"

- © ALEXANDRA SCHWARZ-GOERLICH / REUTERS / picturedesk.com

INDUSTRIEMAGAZIN: Herr Schuntermann, welche Rolle spielt DevOps bei Infineon in Villach?

Jörg Schuntermann: DevOps ist für uns ein wichtiger Ansatz in unserer Softwareentwicklung und Bereitstellung, welcher Zusammenarbeit und kontinuierliche Verbesserung fördert. Wir interpretieren DevOps entsprechend dem CAMS Modell als Kombination aus Culture, Automation, Measurement und Sharing und konnten bereits diverse Erfahrungen insbesondere im Bereich der Automatisierung und des Sharings sammeln. Generell legen wir den Fokus bei unseren Teams auf Continuous Integration/Continuous Delivery (CI/CD), automatisiertes Testen sowie einer offenen Fehlerkultur.

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Wie ist DevOps organisatorisch im Unternehmen aufgesetzt?

Schuntermann: Wir befinden uns aktuell in der Einführungsphase von DevOps. Ziel ist, Teams entlang des Value Streams zu etablieren, die an einem gemeinsamen „Produkt“ arbeiten. Dies bedeutet, dass Entwicklungs-, Produktions- und weitere Teams effektiv und effizient mit dem Anspruch zusammenarbeiten, ein Produkt zu Beginn des Lebenszyklus gemeinschaftlich zu designen und zu entwickeln, nach der Inbetriebnahme zu warten, kontinuierlich zu verbessern und schlussendlich am Ende des Lebenszyklus auch wieder kontrolliert auszuphasen bzw. zu ersetzen.

Insbesondere in den Bereichen Culture und Measurement sehen wir noch Potential und fokussieren uns daher mittels VSM (Value Stream Mapping) Workshops sowie in Projekten auf Optimierungsmöglichkeiten.

Ziel ist es auch, die Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen den Teams losgelöst von prozessorientierten Strukturen zu optimieren und hier weitere Effizienzen zu heben.

Jörg Schuntermann, Senior Director Factory Integration, Infineon Technologies IT-Services
"Die bisherige Einführung von DevOps brachte bereits einen kulturellen Wandel": Jörg Schuntermann, Senior Director Factory Integration, Infineon Technologies IT-Services - © Infineon

Kulturellen Wandel erfahren

Was ist schon erreicht worden?

Schuntermann:
Durch die bisherige Einführung von DevOps haben wir bereits einen kulturellen Wandel erfahren. Wir haben gelernt, im Sinn einer effektiven Zusammenarbeit bereits am Anfang von Entwicklungszyklen existierende Silos aufzubrechen: Entwicklungs- und Produktion-Teams arbeiten über den gesamten Produktlebenszyklus hinweg gemeinschaftlich und mit demselben Ziel. Operative Aspekte werden bereits bei den Anforderungen berücksichtigt, Lösungen werden damit stabiler und skalierbarer. Entwicklungszyklen können verkürzt, und Ressourcen effektiver genutzt werden.

Welche sind die größten Herausforderungen, die Prinzipien der schlanken Fertigung in die Welt der IT zu übertragen?


Schuntermann:
Lean Production ist eine bewährte Methode, um Verschwendung („Waste“) in der Produktion zu minimieren und Effizienz zu maximieren. Die Übertragung dieser Prinzipien in die IT- Welt birgt Herausforderungen – in unserem Fall insbesondere die Vielfalt der Anforderungen, die Diversität der Produktionsstandorte sowie die Komplexität unserer Lösungslandschaft.

Weiterhin lassen sich in der IT-Welt – im Gegensatz zur Produktion – Prozesse nicht direkt und „hautnah“ beobachten, was häufig unser eigenes Verständnis diesbezüglich limitiert. Mit der Etablierung von VSM Workshops versuchen wir daher, Abläufe in unseren Teams sowie unseren IT-Systemen und übergreifenden Prozessen transparent zu gestalten und laufend zu optimierten. Dafür visualisieren wir Wertströme, analysieren existierende Probleme in den einzelnen Schritten und erarbeiten gemeinsam Lösungen zur Optimierung der Abläufe.

Welche Unternehmenskultur braucht es - und welche Praktiken und Werkzeuge kombinieren Sie?


Schuntermann:
Für DevOps wird eine Unternehmenskultur benötigt, die insbesondere auf Zusammenarbeit und kontinuierlicher Verbesserung ausgerichtet ist. Die Bereitschaft der Mitarbeiter*innen über Abteilungsgrenzen hinweg zusammen-zuarbeiten ist wesentlich, das Teilen von Wissen, aber auch das Lernen aus Best Practice-Beispiel ist notwendig.

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Wir kombinieren unter anderem DevOps mit weiteren agilen Methoden wie SCRUM oder KANBAN, Build- und Deployment-Vorgänge mit der Automatisierung von Tests, wie auch CI/CD-Praktiken mit einer serviceorientierten Architektur. Wir verwenden spezialisierte Tools für Entwicklung, Test, Deployment, Architektur- und Lifecycle Management, sowie Virtualisierung wie Containerization für den Betrieb.