Übernahme : Constantia Flexibles erwirbt Mehrheit an Tojners Aluflexpack

Investor Michael Tojner

Über die Montana Tech kontrollierte bisher der österreichische Unternehmer Michael Tojner mehr als die Hälfte an Aluflexpack.

- © Wolfram Schroll

Der österreichische Verpackungshersteller Constantia Flexibles übernimmt vom österreichischen Investor Michael Tojner die Mehrheit am schweizerisch-kroatischen Verpackungshersteller Aluflexpack. Gleichzeitig gab das Unternehmen am Freitag bekannt, dass es ein Übernahmeangebot für die restlichen Anteile abgeben wird. Zwischen 15 und 18,75 Franken (15,82 bis 19,77 Euro) liegt das Barangebot der Constantia Flexibles. Der Verwaltungsrat empfehle die Annahme des Angebots, so die Mitteilung.

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Das Angebot entspreche gegenüber dem Schlusskurs der Aluflexpack-Aktie am 15. Februar 2024, dem letzten Handelstag vor der Voranmeldung des Angebots, einer Prämie von 72 bis 115 Prozent. Zusätzlich beinhaltet das Angebot eine Prämie von 78 bis 123 Prozent auf den volumengewichteten Durchschnittskurs der letzten 60 Handelstage vor der Voranmeldung des Angebots. Das Übernahmeangebot stehe unter dem Vorbehalt bestimmter Bedingungen, einschließlich behördlicher Genehmigungen, teilte Constantia Flexibles weiter mit.

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Auch Constantia wurde kürzlich übernommen

Constantia Flexibles mit Sitz in Wien ist seit Jänner 2024 vollständig im Besitz der New Yorker Private-Equity-Gesellschaft One Rock Capital Partner. Im Oktober genehmigte die EU-Kommission die Mehrheitsübernahme. Bereits im November 2022 gab es erste Verkaufsgerüchte um das österreichische Verpackungsunternehmen. Zu diesem Zeitpunkt war von einem Wert des Unternehmens in Höhe von rund zwei Milliarden Euro die Rede.

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Constantia Flexibles ist spezialisiert auf die Herstellung von dünnen, flexiblen Verpackungen aus Kunststoff, Aluminium und Papier, beispielsweise für Lebensmittel oder pharmazeutische Produkte. Das Unternehmen ist der zweitgrößte Verpackungshersteller in Europa. Es verfügt über 36 Produktionsstandorte und beschäftigt rund 7.650 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. 2022 erwirtschaftete Constantia Flexibles einen Umsatz von 1,95 Milliarden Euro.

Constantia Flexibles hat sich nun rund 57 Prozent der Anteile an Aluflexpack gesichert. Dazu hat es die entsprechenden Aktienpakete der Montana Tech Components und der Xoris GmbH übernommen. Mehr als die Hälfte von Aluflexpack kontrollierte bisher der österreichische Unternehmer Michael Tojner über Montana Tech.

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Die Aluflexpack AG ist darauf spezialisiert, Aluminium und Kunststoff zu Verpackungsmaterial zu verarbeiten. Das Unternehmen produziert unter anderem Behälter für Kaffee, Tee, Süßwaren oder Tiernahrung. Partner sind Lebensmittel- und Pharmakonzerne wie Nestlé, Bayer oder Dr. Oetker.

Headquarter Oesterreich Rivergate Constantia Flexibles
Constantia Flexibles-Zentrale in Wien - © Constantia Flexibles

Zuversichtlicher Blick ins Jahr

Aluflexpack ist im abgelaufenen Geschäftsjahr weiter gewachsen. Der Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahr um 6,5 Prozent auf 380,3 Millionen Euro. Das Jahr war geprägt von einer schwachen Nachfrage und einem inflationsbedingten Lagerabbau bei den Kunden. Dies teilte das Unternehmen. Dennoch habe der Konzern in allen Märkten Absatzsteigerungen erzielt.

Am stärksten war das Wachstum bei den Molkereiprodukten (+14 Prozent) und bei den Süsswaren (+12 Prozent). Bei den Molkereiprodukten profitierte das Unternehmen von einer starken Nachfrage im Private-Label-Geschäft bei bestehenden Kunden, von Marktanteilsgewinnen in den Heimmärkten sowie von zusätzlichen Volumina bei der akquirierten Tochtergesellschaft in der Türkei. Bei den Süsswaren konnte der Umsatz durch Geschäftsausweitungen mit bestehenden Kunden gesteigert werden. An dritter und vierter Stelle folgten Kaffee und Tee (+7%) sowie das Geschäft mit Heimtiernahrung (+4%).

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Aluflexpack hat mit den Umsatzzahlen das obere Ende der angepeilten Guidance von 360 bis 390 Mio. Euro erreicht. Die Erwartungen der Analysten konnten damit leicht übertroffen werden. Die Veröffentlichung der Ergebniszahlen ist für den 28. März geplant. Für das operative Ergebnis Ebitda vor Sondereffekten präzisierte der Konzern die bisher angepeilte Spanne von 45 bis 50 Mio. Euro auf 46 bis 49 Mio. Euro.

Zuversichtlich zeigt sich das Management auch für das laufende Jahr 2024. Man sei weiterhin von der Stabilität und den Zukunftsperspektiven des Unternehmens überzeugt. "Angesichts unseres Engagements für Innovation und Operational Excellence, des Starts der kommerziellen Produktion in unserem neuen Werk in Drniš (Kroatien) und der erwarteten Normalisierung der Nachfrage sind wir für 2024 optimistisch", lässt sich CEO Johannes Steurer zitieren.

Aluflexpack Produktion
Produktion im Werk in Kroatien - © Aluflexpack

Über die Montana Tech Components GmbH

Im Jahr 2006 wurde die Montana Tech Components AG von Michael Tojner als Beteiligungsholding gegründet. Die Varta Microbattery, eine Tochter des deutschen Batterieherstellers Varta AG, bildete den Auftakt seiner zahlreichen Akquisitionen. Es folgten die Mehrheitsübernahme der Alu Menziken Gruppe und der MNI Gruppe. An der MNI Gruppe war Global Equity Partners bereits seit 2004 beteiligt. Im Jahr 2010 wurde für kurze Zeit über einen Börsengang des Unternehmens spekuliert, dieser wurde jedoch wieder vom Tisch genommen.

Im Jahr 2011 hat die Montana Tech Components GmbH die Varta AG vollständig übernommen und alle Aktivitäten im Bereich der Batterien in der Varta Holding AG zusammengefasst. Im Jahr 2012 wurden der kroatische Verpackungshersteller Aluflexpack sowie die auf die Herstellung von Kupferdraht spezialisierte ASTA-Gruppe übernommen.