Überproduktion : Chipmangel: Bald zu viele Halbleiter auf dem Markt?

Produktion von Chips für Industrie
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Die aktuelle Knappheit bei Chips könnte sich nach Experten-Einschätzung zum kommenden Jahr in Überkapazitäten umkehren. Grund sei der groß angelegte Ausbau der Produktion, der bald Früchte tragen werde, sagte Branchenanalyst Alan Priestley vom IT-Marktforscher Gartner. Die Branche investiert seit ersten Anzeichen der Engpässe zu Beginn der Corona-Pandemie in neue Fabriken. "Deshalb werden wir wahrscheinlich 2023 oder 2024 Überkapazitäten haben", prognostizierte Priestley.

Dieses Überangebot werde wiederum mit der Zeit von der steigenden Nachfrage aufgezehrt. Dieses Wechselspiel sei an sich typisch für die Chipindustrie, betonte Priestley. "Sobald Nachfrage und Angebot im Gleichgewicht sind, wird investiert, um Kapazitäten für den nächsten Nachfrageschub zu haben." Die aktuelle Chip-Krise sei aber so heftig ausgefallen, weil in einigen Bereichen nicht genug in den Ausbau investiert worden sei - und gleichzeitig die Nachfrage mit dem verstärkten Arbeiten und Lernen in der Corona-Pandemie sprunghaft angestiegen sei.

Die Halbleiter Engpässe sorgten unter anderem für Lieferprobleme bei Computern, Autos, Hausgeräten und auch Elektronik wie Tablets. Wie einige Autobauer diesen Nachteil zum Vorteil machten, lesen Sie hier: Die Strategie von Toyota, BMW und Co.

Bis dahin bedeutet die Knappheit aber noch Preissteigerungen. Die Umsätze mit Halbleitern werden nach Einschätzung von Gartner auch heuer zulegen. Dank höherer Chippreise und abnehmender Engpässe würden die Erlöse um 13,6 Prozent auf 676 Milliarden Dollar (629 Mrd. Euro) steigen.

Voriges Jahr hatte das Plus noch 26,3 Prozent betragen. Gartner-Analyst Priestley rechnet damit, dass sich die Preise im Laufe des Jahres stabilisieren und sich die Lagersituation verbessert.

In der Autobranche würden die Engpässe allerdings noch bis 2023 anhalten - besonders bei Mikrokontrollern und Power-Management-Systemen. Zu den größten Chipherstellern weltweit gehören TSMC, Samsung Electronics und Intel. (apa/red)