Halbleiter : Ams Osram stößt nächste Beteiligung ab - Hintergründe einer Bereinigung

AMS Osram HEADQUATER IN Unterpemstätten

Zentrale von ams-Osram: Unnötigen Ballast loswerden

- © Austriamicrosystems

Der steirische Sensorspezialist ams Osram hat sich von seinem Tochterunternehmen Traxon getrennt. Traxon Technologies, das dynamische Beleuchtungen produziert, werde von der Prosperity Group aus Hongkong übernommen, hieß es am Dienstag in einer Aussendung. Angaben über den Verkaufspreis wurden keine gemacht.

Zuvor hat ams Osram den Verkauf seines Beleuchtungssystem-Geschäfts für die Pflanzenzucht namens Fluence abgeschlossen. Käufer ist die Lichttechnikfirma Signify mit Sitz in Eindhoven in den Niederlanden. Auch hier nannte ams Osram keinen Kaufpreis.

Fluence baut energieeffiziente LED-Beleuchtungssystemen für die Pflanzenzucht. Die verkaufte Tochter ist laut ams-Osram-Angaben ein Pionier in der Erzeugung von weißem Licht, das dem Spektrum des Sonnenlichts nachempfunden ist.

Scon im März trennte sich ams Osram von seinem kriselnden Geschäft mit LED-Licht für Autos. Die Automotive Lighting Systems GmbH (AMLS), werde um 65 Millionen Euro an den französischen Autozulieferer Plastic Omnium verkauft, teilten beide Unternehmen am Freitag mit.

AMLS war der Rest eines Gemeinschaftsunternehmens des Lichttechnik-Konzerns mit Continental, das das Autolicht der Zukunft entwickeln sollte. Nach nur zwei Jahren war es 2020 aber wieder aufgelöst worden, weil die Erwartungen beider Partner nicht erfüllt wurden. Sie hatten sich mit dem digitalen Licht einen mittleren dreistelligen Millionenumsatz erhofft. Abschreibungen bei den beiden Eigentümern waren die Folge.

Ams hatte nach der Übernahme von Osram schon angedeutet, dass die Sparte nicht mehr zum Kerngeschäft zähle. AMLS kam im vergangenen Jahr mit 770 Mitarbeitern auf einen Umsatz von 148 Millionen Euro. "Nach unserer Kenntnis war das Geschäft nicht profitabel", schrieben die Analysten von Credit Suisse.

Die herkömmliche Fahrzeugbeleuchtung behält ams Osram dagegen im Portfolio. Man werde Plastic Omnium auch weiterhin mit LED-Produkten und optischen Komponenten beliefern, hieß es in der Mitteilung.

Neue Margenziele als Hintergrund

Hintergrund der Verkäufe und Bereinigungen sind die neuen Margenziele des Unternehmens. Der steirische Sensorenhersteller ams Osram hat das langfristige Profitabilitätsziel bestätigt. Angestrebt wird eine bereinigte Marge auf Basis des Gewinns vor Zinsen und Steuern von 20 zumindest Prozent.

Der Weg dahin wurde inzwischen präzisiert. So soll im Jahr 2024 ein Zwischenziel erreicht werden. Konkret peilt die Gesellschaft dann eine Marge von 15 Prozent oder höher an. Zum Vergleich: Für das erste Quartal wurde eine Marge von 8 bis 11 Prozent als Ziel genannt.

Basis für die verbesserte Profitabilität ist ein neu ausgerichtetes Portfolio, wie es weiter heißt. So soll 2024 über den Daumen gepeilt ein Umsatz von 4,9 Milliarden Euro erzielt werden - "plus/minus 300 Millionen". Im letzten Jahr wies die Gesellschaft Verkäufe in der Höhe von 5,04 Milliarden Euro aus.

Wachstum hat somit für die nächsten drei Jahre keine Priorität. Außerdem ist bekannt, dass sich ams Osram von weiteren margenschwachen Osram-Bereichen trennen will. Die Übernahme des deutschen Unternehmens Osram durch ams ging vor gut einem Jahr über die Bühne. Seither wurden auch schon verschiedene Osram-Bereiche abgestoßen. Nach 2024 soll es dann aber wieder Wachstum geben. Das langfristige Zielmodell sehe unverändert im Durchschnitt ein jährliches zweistelliges Umsatzwachstum vor, so die Mitteilung. Es sei nach wie vor das Ziel, die Gesellschaft zum führenden Anbieter optischer Lösungen zu machen.

Dafür braucht es auch noch einmal große Investitionen. So will das Unternehmen in Malaysia für bis zu 800 Millionen Euro eine neue Fabrik bauen. In dieser sollen laut den Angaben 8-Zoll-Frontend-LED hergestellt werden. Hintergrund der Investition sei, dass wegen des erwarteten Wachstums bei hochwertigen LED-Technologien zusätzliche Kapazitäten bereitgestellt werden sollen.