Seltene Erden und Halbleiter aus China : China-Streit spitzt sich zu: EU plant strategische Abkehr bei Seltenen Erden

Seltene Erden EU Ursula von der Leyen

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat auf eine Abkehr der EU vom Verlass auf China beim Import kritischer Rohstoffe wie Seltene Erden gepocht.

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Im Handelskonflikt mit China um Exportbeschränkungen für Seltene Erden und Halbleiter wächst der politische Druck aus Brüssel. Ein Verhandlungsteam aus Peking wird am Donnerstag in der EU-Hauptstadt erwartet. Laut einem Sprecher der EU-Kommission sind „hochrangige Gespräche auf technischer Ebene“ geplant. Ein direktes Treffen zwischen Handelskommissar Maros Sefcovic und Chinas Handelsminister Wang Wentao ist aktuell nicht vorgesehen.

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EU-Strategie für kritische Rohstoffe: Weniger Abhängigkeit von China im Fokus

Bereits im Vorfeld der Gespräche hatte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auf eine tiefgreifende Neuausrichtung der europäischen Rohstoffpolitik gedrängt. „Das Ziel ist, kurz-, mittel- und langfristig den Zugang zu alternativen Quellen von kritischen Rohstoffen für unsere europäischen Industrien sicherzustellen“, sagte sie am Samstag bei der Konferenz Berlin Global Dialogue.

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Die EU arbeite an einem umfassenden Plan zur Verringerung der Abhängigkeit von China bei der Versorgung mit kritischen Rohstoffen. Dabei orientiere sich Brüssel „an der Initiative, die uns geholfen hat, gemeinsam die Energiekrise zu überwinden, nachdem (Russlands Präsident Wladimir) Putin uns den Zugang zu russischen fossilen Brennstoffen verwehrt hatte.“

Ein zentrales Element sei dabei das Recycling. „Manche Unternehmen können bis zu 95 Prozent von kritischen Rohstoffen und Batterien recyceln“, betonte von der Leyen. Gleichzeitig werde die EU „Partnerschaften zu kritischen Rohstoffen mit Ländern wie der Ukraine, Australien, Kanada, Kasachstan, Usbekistan, Chile und Grönland“ anstreben.

Ein wichtiger Aspekt des Plan ist laut von der Leyen das Recycling

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Seltene Erden: China verschärft Exportkontrollen deutlich

Der Hintergrund des aktuellen Konflikts: China hatte Anfang Oktober seine Exportkontrollen für Seltene Erden deutlich verschärft. Seither benötigen Unternehmen eine staatliche Genehmigung, um Maschinen und Technologien zur Förderung und Verarbeitung dieser Rohstoffe aus dem Land auszuführen. Für ausländische Firmen gelten zusätzlich verschärfte Auflagen – auch der Export von Produkten, die Seltene Erden enthalten, ist genehmigungspflichtig.

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Die EU setzt weiterhin auf Dialog mit China, schließt jedoch auch ein härteres Vorgehen nicht aus. „Wir glauben, dass China als verantwortungsvoller Partner handeln muss“, betonte der Kommissionssprecher.

Exportbeschränkungen für seltene Erden aus China: Chinas Handelsminister Wang Wentao

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Nexperia im Zentrum des Streits: China reagiert mit Exportstopp

Ein weiterer Streitpunkt in den Verhandlungen ist der niederländische Chip-Hersteller Nexperia. Die Regierung in Den Haag hatte kürzlich in einem ungewöhnlichen Schritt die Kontrolle über das Unternehmen übernommen, das dem chinesischen Wingtech-Konzern gehört. Als Reaktion verhängte Peking einen Exportstopp für Nexperia-Produkte aus China – mit spürbaren Folgen: In der Automobilbranche kommt es zunehmend zu Engpässen, auch der Maschinenbau schlägt Alarm. Deutsche Hersteller warnen bereits vor drohenden Produktionsausfällen.