Zulieferer : AVL List kündigt 70 Mitarbeiter und spart 130 Stellen ein

ABD0021_20240227 - GRAZ - ?STERREICH: ++ ARCHIVBILD/THEMENBILD ++ ZU APA0096 VOM 27.2.2024 - Eine Au?enaufnahme des Werksgel?ndes von AVL List, aufgenommen am Freitag, 21. April 2023, in Graz. Der steirische Technologiekonzern AVL List wird noch im M?rz 2024 am Hauptsitz in Graz 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter k?ndigen sowie bis Jahresende weitere 130 Jobs nicht besetzen, die beispielsweise durch Pensionierungen frei werden. (ARCHIVBILD VOM 21.4.2023) - FOTO: APA/ERWIN SCHERIAU

Die AVL Graz wird bis Jahresende 130 Stellen streichen

- © APA/ERWIN SCHERIAU

Der steirische Technologiekonzern AVL List wird noch im März 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Stammsitz in Graz kündigen. Weitere 130 Stellen, die etwa durch Pensionierungen frei werden, sollen bis Jahresende nicht nachbesetzt werden. Das gab das Unternehmen am Dienstag gegenüber der APA bekannt. Neben der Einsparung von rund 200 Arbeitsplätzen konnte auch eine Einigung mit dem Betriebsrat über den Personalabbau erzielt werden: Zur Anwendung kommen soll die Wettbewerbs- und Beschäftigungssicherungsklausel.

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Die "hohen Personal- und Energiekosten" seien für ein international tätiges Industrieunternehmen eine Herausforderung, sagte Konzernsprecher Markus Tomaschitz zur APA. Auch mit Blick auf die schwächelnde deutsche Autoindustrie meinte er, dass sich auch die "vor diesen Entwicklungen nicht verschließen" könne. Betroffen sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Stammsitz in Graz. Sie sind bei der AVL List GmbH angestellt. Der Personalstand wird bis Ende 2024 von 4.300 auf rund 4.100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sinken.

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Gehälter werden weniger stark steigen als im KV vereinbart

In der Mitteilung heißt es: "Die globale Automobilindustrie befindet sich in einem investitionsintensiven Transformationsprozess. Gleichzeitig stellen hohe Energie-, Personal-, Material- und Zinskosten die Branche vor große Herausforderungen. AVL reagiert mit kontinuierlichen Anpassungen des Leistungsangebots und Investitionen in die Weiterentwicklung neuer Technologien. Um dem Transformationsprozess gerecht zu werden, reduziert AVL ihre Belegschaft um 70 Stellen am Standort Graz."

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Insgesamt werden bis Jahresende weitere 130 Mitarbeiter pensionsbedingt und durch Personalabbau ausscheiden, hieß es weiter. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien am Dienstag darüber in Kenntnis gesetzt worden. Hinzu komme die in den Kollektivverträgen enthaltene Wettbewerbs- und Beschäftigungssicherungsklausel, hieß es: Da bei der AVL rund 94 Prozent der Bruttowertschöpfung die Personalkosten betreffen, werden die Löhne und Gehälter nicht gleich hoch wie bei anderen Unternehmen in der Metallindustrie steigen, sondern nur um 7 Prozent und maximal 280 Euro brutto, statt 400 Euro. Dem müssen noch die Sozialpartner zustimmen. Mit dem Betriebsrat habe man sich aber geeinigt, sagte Tomaschitz. Die Zustimmung sei daher nur mehr Formsache.

AVL List HQ
Insgesamt werden bis Jahresende 130 Mitarbeitende ausscheiden - © AVL List
Um dem Transformationsprozess gerecht zu werden, reduziert AVL ihre Belegschaft um 70 Stellen am Standort Graz.

Investitionen in neue Geschäftsfelder geplant

AVL hat nach eigenen Angaben in den vergangenen fünf Jahren rund 1,3 Milliarden Euro in den Transformationsprozess investiert. Bis 2026 sollen weitere 700 Millionen Euro in den "Ausbau ihrer Innovationskraft" fließen. "Nach zwei Jahren des Wachstums - mit 10 Prozent im letzten Jahr - müssen wir nun die Ertragskraft des Unternehmens stärken, um die notwendigen Mittel für die Investitionen in die Zukunft bereitzustellen. Die ökonomischen Rahmenbedingungen und der starke internationale Wettbewerb machen diese Kapazitätsanpassung notwendig und schaffen die notwendigen Voraussetzungen für das Vorantreiben neuer Technologien. Ziel ist es, die Position von AVL als innovationsgetriebener, globaler Technologieführer im Mobilitäts- und Energieumfeld weiter auszubauen", so Vorstandsvorsitzender Helmut List.

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Mit weltweit rund 12.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (2022: 11.200), davon 4.300 in Graz, rund 200 mehr als 2022, erwirtschaftete AVL im Jahr 2023 einen Umsatz von 2,05 Mrd. Euro (2022: 1,86 Mrd. Euro). Das entspreche einem Wachstum von rund 10 Prozent, nach einem Wachstum von 18 Prozent im Jahr 2022, hieß es von Seiten der AVL. "In den nächsten Jahren sind weitere Investitionen in neue Geschäftsfelder abseits der Automobilindustrie geplant. Auf der Agenda stehen neue Forschungs- und Entwicklungsleistungen in den Bereichen Bahn, Schifffahrt und Energie. Bewährte (Antriebs-)Technologien und Lösungen für das Gesamtfahrzeug werden künftig noch stärker durch Software bzw. KI und Automation getrieben. Priorität haben weiterhin grüne Innovationen auf dem Weg Richtung Klimaneutralität. Die vor kurzem abgeschlossene exklusive Kooperation mit Microsoft verdeutlicht die Marktposition und Kompetenz des Unternehmens im Bereich der Digitalisierung", betonte das Unternehmen.

Helmut List, Geschäftsführer der AVL List
Helmut List, Geschäftsführer der AVL List - © Christian Jungwirth