Sie haben gerade die Halbleiter-Branche oder die pharmazeutische Industrie angesprochen. Warum beschäftigt sich das ASCII schwerpunktmäßig mit diesen Sektoren – inklusive Automotive?
Klimek: Das sind die Sektoren, wo momentan am ehesten der Schuh drückt: Bei den Life Sciences gab es etwa durch den Medikamentenmangel Probleme. Bei der Automobilzulieferindustrie ist eben der bereits angesprochene Wechsel hin zum elektrischen Antriebsstrang ein Thema. Wie kann und soll das tatsächlich funktionieren? Wenn in zehn Jahren Neuzulassungen vor allem elektrisch sein sollen, was heißt das für österreichische Unternehmen? Was wird sich in den Produktionsketten ändern, wenn fast ausschließlich noch elektrische Autos verkauft werden sollen? Wo gibt es Gewinner, wo Verlierer, wo gibt es Möglichkeiten für neue Märkte, bei denen wir in Österreich Kompetenzen hätten, solche Nischen zu besetzen – und wie erkennen wir das schnell genug?
Das Thema Halbleiter ist wiederum auch getrieben durch den European Chips Act, der mit 43 Milliarden Euro die Chipproduktion in Europa stärken soll. Da stellen sich ganz ähnliche Fragen. Natürlich ist uns aber auch klar, dass sich die drängenden Themen im Jahres-, Monats-, wenn nicht sogar Wochentakt ändern. Wichtig ist also die übergeordnete Mission, die hinter dem ASCII steht: Infrastruktur aufzubauen, damit wir bei zukünftigen Anlassfällen eine höhere Geschwindigkeit haben, um bei der Entscheidungsfindung evidenzbasierte Inputs zu geben.
Welche Tools und Technologien sind für das Management von Lieferketten essentiell und warum?
Klimek: Die grundlegende Schwierigkeit ist, dass die globalen Lieferketten nicht bekannt sind, wir aber stark von denen abhängen. Meist merkt man diese Abhängigkeiten erst, wenn einmal etwas nicht mehr funktioniert. Weiters haben auch nur die wenigsten Unternehmen eine derartige Verhandlungsmacht, dass Sie ihre Zulieferer dazu bringen können, deren Lieferketten sichtbar zu machen.
Wir müssen daher neue Modelle entwickeln um die internationale Sichtbarkeit von Lieferketten zu erhöhen. Dabei geht es darum Wege zu finden, dass einerseits die Unternehmen keine kritischen Informationen bekannt geben müssen, andererseits aber Daten so ausgetauscht werden können, dass systemische Risiken aber auch Potenziale durch Transformationen in Richtung größerer Nachhaltigkeit sichtbar und dadurch managebar werden.