Energiepreise : APG-Chef Christiner: Was passiert bei „extremer Verknappung" von Strom?

Österreich news: Gerhard Christiner, Vorstand des Austrian Power Grid (APG)

Gerhard Christiner, APG: "Man muss aber aufpassen und sich gut überlegen, wie man hier eingreift."

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Gerhard Christiner, Vorsitzender der Austrian Power Grid (APG), hält das Merit-Order-Prinzip zur Strompreiskalkulation nicht für überholt. Er sieht aber die Politik angesichts der hohen Preise in der Pflicht.

"Natürlich, wenn man jetzt diese extremen Preise sieht, dann ist die Politik gefordert zu handeln. Man muss aber aufpassen und sich gut überlegen, wie man hier eingreift. Sonst richtet man noch größeren Schaden an", sagt Christiner gegenüber dem Kurier.

Er weist aber auch darauf hin, dass das Merit-Order-Prinzip keine Obergrenze habe. So könnten die Energiepreise laut APG-Chefs in den kommenden Monaten im Falle einer „extremen Verknappung" im Winter noch einmal deutlich steigen.

Im Zuge der Wien Energie-Probleme und stark gestiegener Gas- und Strompreise sind in den letzten Tagen und Wochen Rufe nach Systemänderungen laut geworden. Unter anderem bezeichnete ÖBB-Chef Andreas Matthä das System als „nicht mehr zeitgemäß“.

Was ist das Merit-Order-Prinzip?

In der Merit Order bestimmt das teuerste Kraftwerk den Strompreis. Das bedeutet, dass Kraftwerke nacheinander zugeschaltet werden, bis der entsprechende Bedarf gedeckt ist. Zuerst wird das billigste Kraftwerk zugeschaltet, dann das zweitgünstigste usw., bis schließlich genug Strom zur Verfügung steht.

Das zuletzt zugeschaltete Kraftwerk ist also das teuerste. Derzeit sind das Gaskraftwerke. Das bedeutet, dass Betreiber der billigsten Kraftwerke die höchsten Gewinne erzielen.

Was hat Merit Order mit Wien Energie zu tun?

Genau dieses oben erklärte System trug letzte Woche zu den finanziellen Problemen von Wien Energie bei. Nach einem starken Anstieg der Strompreise fehlte die erforderliche Liquidität für die ebenfalls deutlich teurer gewordenen Sicherheitsleistungen am Stromterminmarkt. Das Unternehmen musste daraufhin die Bundesregierung um Hilfe bitten.

Christiner glaubt nicht, dass andere Energieversorger in ähnliche Schwierigkeiten geraten könnten wie Wien Energie. "Ich glaube, wir haben in Österreich nicht so viele Unternehmen, die diese Volumina am Strommarkt bewegen", sagt der APG-Chef.