Kriegsfolgen : Agrana: Wie der Ukraine-Krieg die aktuellen Gewinne einbrechen lässt

Markus Mühleisen, CEO Agrana

Agrana-Chef Mühleisen: Trotz guter Prognosen von Ukraine-Krieg eingeholt

- © Agrana

Bereits rund drei Wochen nach Kriegsbeginn musste Agrana mit schlechten Nachrichten an die Öffentlichkeit. Der börsenotierte Frucht-, Stärke- und Zuckerkonzern Agrana kam da bekannt, wegen des Ukraine-Kriegs und den Russland-Sanktionen einen Abschreibungsbedarf von 65 bis 85 Mio. Euro zu erwarten. Die Agrana hat mehrere Fruchtverarbeitungswerke in der Ukraine und in Russland.

Nun gab das Unternehmen Details bekannt. Agrana will die Dividende fürs abgelaufene Geschäftsjahr 2021/22 auf 0,75 Euro absenken. Fürs vorangegangene Geschäftsjahr hatte es 0,85 Euro je Aktie gegeben. Vom Aufsichtsrat braucht es noch die entsprechende Beschlussfassung des Aufsichtsrates. Das Ergebnis ist laut vorläufigen Zahlen eingebrochen, die Firma macht Sondereinflüsse aus dem Ukraine-Krieg geltend. Der Start ins neue Geschäftsjahr 2022/23 sei aber "gut" verlaufen.

Die Veröffentlichung des Geschäftsberichtes für 2021/22 ist für 13. Mai 2022 angekündigt. Nach Abschluss der internen Werthaltigkeitsprüfungen erzielte die Agrana im Geschäftsjahr 2021/22 (1. März 2021 bis 28. Februar 2022) einen Einbruch beim Ergebnis der Betriebstätigkeit (EBIT) auf 24,7 Mio. Euro (Vorjahr: 78,7 Mio. Euro). Die Sondereinflüsse aus dem Ukraine-Krieg betrugen letztlich minus 72,4 Mio. Euro, so das Unternehmen.

Trotz aller Herausforderungen sei das Unternehmen abr gut ins neue Geschäftsjahr 2022/23 gestartet, betont Agrana. Man erwarte erwartet fürs erste Quartal eine sehr deutliche EBIT-Verbesserung. Fürs Gesamtjahr 2022/23 wird ebenfalls mit einem sehr deutlichen Anstieg beim EBIT gerechnet. Beim Konzernumsatz geht Agrana auch von einem deutlichen Anstieg aus. Dieser Prognose liegt aber die Annahme zugrunde, dass der Krieg in der Ukraine temporär und regional begrenzt bleibt, die physische Versorgung mit Energie und Rohstoffen gewährleistet ist und sich innerhalb des Geschäftsjahres 2022/23 die Absatz- und Beschaffungsmärkte wieder teilweise normalisieren. "Agrana erwartet auch, die insbesondere im Rohstoff- und Energiebereich deutlich gestiegenen Preise in neuen Kundenkontrakten weitergeben zu können."

Der Dividendenvorschlag des Vorstandes braucht noch einen entsprechenden Beschluss vom Aufsichtsrat. Dann soll er bei der 35. ordentlichen Hauptversammlung am 8. Juli erfolgen. Die Agrana bekenne sich "weiterhin zu einer berechenbaren, zuverlässigen und transparenten Dividendenpolitik, die auf Kontinuität ausgerichtet ist", so das Unternehmen.

Sanktionenerprobt und russlanderfahren

In den letzten Wochen hat Agrana immer wieder betont, dass das Geschäft des Unternehmens von allfälligen Sanktionen gegen Russland unberührt bleibt, da man bereits seit der Annexion der Krim in den russischen Werken mit Rohstoffen produziere, die nicht von den Sanktionen erfasst sind. Man produziere dort auch nur für den russischen Binnenmarkt. Seit den Krim-Sanktionen bezieht Agrana, Kirschen, die man im russischen Werk in Serpuchow verarbeitet, statt aus dem EU-Land Polen aus Serbien, Pfirsiche kommen statt aus Spanien aus Asien. Das Werk in Serpuchow, in dem für den lokalen Markt produziert wird, will das Unternehmen weiterhin offenhalten. Immerhin fast 100 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet Agrana in Russland und der Ukraine und beschäftigt dort rund 1.100 Mitarbeiter.

Im Vorjahr konnte Agrana seinen Zuckerertrag, der zum Kern des Unternehmens und vom Ukraine-Krieg auch aktuell weitgehend unberührt bleibt, über alle insgesamt sieben Fabriken in Österreich, Ungarn, Tschechien, der Slowakei und Rumänien um 200.000 Tonnen auf rund 850.000 Tonnen steigern. Davon stammten aus Österreich 455.000 Tonnen.

Der Zucker wurde aus 5,7 Mio. Tonnen (Vorjahr: 4,8 Mio. Tonnen) Rüben erzeugt. Bei einer Gesamterntefläche von 85.700 Hektar lag der durchschnittliche Hektarertrag bei rund 67 Tonnen und damit um 5 Tonnen über dem Vorjahr. In Österreich wurden auf einer Erntefläche von rund 37.850 Hektar aus rund 3 Mio. Tonnen Rüben (Vorjahr: 2,1 Mio. Tonnen) 455.000 Tonnen Zucker gewonnen. Der durchschnittliche Hektarertrag in Österreich stieg auf 80 Tonnen (Vorjahr: 79 Tonnen). Witterungsbedingt stiegen auch die Zuckergehalte der Rüben hierzulande und in den benachbarten Ländern auf 17,2 Prozent (Vorjahr: 15,4 Prozent bzw. 15,1 Prozent).

Die 3 Mio. Tonnen Rüben in Österreich sind für die Agrana die Zielgröße, um weiterhin beide hiesigen Zuckerfabriken zu betreiben. Der Betrieb jener in Leopoldsdorf am Marchfelde in Niederösterreich wackelte ja gehörig, ist aber zumindest auch für heuer gesichert, sagte Mühleisen.