ABB Österreich Geschäftsführer im Interview : ABB-Österreich-Chef Kohlmaier: "Nachhaltigkeit quer durch die Palette"

Kohlmaier ABB

ABB-Österreich-Chef Kohlmaier: "Selbst kleinste Verbesserungen können sich signifikant auf das große Ganze auswirken."

- © ABB

Herr Kohlmaier, wann kommt der Konjunkturmotor wieder in Schwung?

Martin Kohlmaier: Ich glaube grundsätzlich, dass sich die Bauwirtschaft unter anderem durch das ein oder andere Förderprogramm vom Staat erholen kann. Sehr zuversichtlich bin ich allgemein was die Themen „Energieeffizienz“ und „Nachhaltigkeit“ betrifft, die als treibende Kraft für die wirtschaftliche Entwicklung dienen können, unabhängig von Wirtschaftskrisen und Rezession.

Welche Technologien verleihen Ihrem Österreich-Geschäft Stabilität?

Kohlmaier: ABB deckt ein großes Spektrum an Lösungen für den Automatisierungs- und Digitalisierungssektor ab. Erwähnenswert ist hier definitiv unser Angebot an kollaborativen Robotern. Hier wird neben den Produkten der Fokus auf die intuitive Programmierung und Bedienung der Roboter als auch auf die Offline-Anlagensimulation mit Hilfe unseres Simulationssoftware RobotStudio™ gelegt. Die Zusammenarbeit mit Bildungseinrichtungen, um die Grundlagen der Roboterprogrammierung vermitteln zu können, wird weiterhin forciert.

Neben unseren zahlreichen Hard- und Softwarelösungen in der Prozessautomatisierung sind ebenfalls unsere Technologien gefragt, die helfen, am Energiesektor entscheidende Effizienzoptimierungen vorzunehmen, sowie Ressourcen- und Kosteneinsparungen zu ermöglichen. In diesem Zusammenhang, im Rahmen dieses erweiterten optimierten, digitalen Fertigungsprozesses spielen selbstverständlich auch unsere CyberSecurity-Lösungen eine essenzielle Rolle.

Welche sind schnell wachsende Märkte?

Kohlmaier: Hier sind definitiv Segmente zum Thema „Nachhaltigkeit“ und „Recycling“ zu nennen. Innovationen in diesen Bereichen haben in den letzten Jahren, ja sogar Jahrzehnten großen Anklang gefunden und werden auch in Zukunft von entscheidender Bedeutung sein. Die Forcierung einer Kreislaufwirtschaft, sowie die effektive und emissionsarme Produktion von nachhaltigen Produkten ist ein wichtiger Schritt, um unsere Kunden bei der Reduzierung der jährlichen CO2 Emissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette auch weiterhin unterstützen zu können.

Wie läuft es in Automotive?


Kohlmaier:
Unser Bestreben nach Nachhaltigkeit, welches tief in der Unternehmensphilosophie von ABB verankert ist, erschließt sich über alle Märkte. In der Automobilindustrie unterstützt ABB mit dem umfangreichen Know-How bei der Produktion von Elektromobilen, als bei der stetigen Weiterentwicklung von Ladetechnologien, Infrastrukturen und Lademanagementsystemen, zumal die E-Mobilität neben PKWs, auch andere Fahrzeuge beinhaltet. Durch die Elektrifizierung von Kommunalgeräten oder Fahrzeugen des öffentlichen Nahverkehrs wird eine weitere Chance geboten, eine ressourcenschonendere Zukunft für nachfolgende Generationen zu ermöglichen.

Stichtwort Usability: Was tut sich hier?


Kohlmaier:
Durch den stetig zunehmenden Grad an Digitalisierung und den Einsatz von digitalen Produkten und Lösungen in Produktionen könnte man annehmen, dass die Komplexität der Bedienbarkeit ebenfalls zunimmt. ABB legt hier größten Wert auf die Einfachheit der Anwendung und eine intuitive Handhabung. Die Einbindung bestehender Technologien wie die Bedienbarkeit durch das eigene Smartphone oder durch Remote Services, sowie das Nutzbarmachen neuer Technologien, wie etwa Augmented Reality (AR) sollen dabei helfen, die Einrichtung, Bedienbarkeit und die Wartung für unsere Kunden zu erleichtern und zu optimieren. In diese Richtung geht die Entwicklung und das muss sie auch in Zukunft gehen.

Sind bei der Energieeffizienz von Automatisierungstechnik weiter große Sprünge zu erwarten?


Kohlmaier:
Hier muss man sich die Frage stellen, was ist momentan der Status Quo und welche Bereiche möchte man noch erschließen. Konkret will ich damit sagen, neben dem unglaublichen Forschungs- und Entwicklungspotenzial im Bereich Energieeffizienz, gibt es bereits jetzt eine große Palette an bestehenden und verfügbaren Produkten und Lösungen, die dabei helfen Prozesse zu optimieren, Kosten einzusparen und Ressourcen optimal einzusetzen. Es benötigt natürlich auch den Willen diese verfügbaren Technologien entsprechend anzuwenden.

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Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Fragestellung, wie mit dem aktuellen Energieverbrauch umgegangen wird und wie bestehende Prozesse optimiert werden können. Relevant ist hier ein Überdenken der eigenen Produktion und der Einsatz von Ressourcen. Hier spannt sich der Bogen über alle möglichen Bereiche, beginnend beim Energie- und Lichtmanagement in (Büro-)Gebäuden bis hin zur Forcierung von Energierückgewinnung, vergleichbar der Rekuperation bei einem E-Auto. Wie können beispielsweise Bewegungen und Kräfte, wie Schwungmasse oder die Erdanziehung genutzt werden, um Prozesse zu optimieren und Energie zu sparen, beziehungsweise rückzugewinnen. Selbst kleinste Verbesserungen können sich signifikant auf das große Ganze auswirken.

"ABB legt hier größten Wert auf die Einfachheit der Anwendung": Martin Kohlmaier, ABB

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