ABB investiert künftig weniger in China : ABB: Gute Gewinne, schlechtes China-Geschäft
Der Schweizer Elektrotechnikkonzern ABB sieht sich trotz eines schwächelnden China-Geschäfts auf Kurs zu mehr Umsatz und operativem Gewinn im laufenden Jahr. "Wir glauben, dass viele der Investitionen, die ursprünglich für China gedacht waren, nun stattdessen in Indien landen", sagte Konzernchef Björn Rosengren am Donnerstag.
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So seien die Bestellung im zweitgrößten Markt des Unternehmens im zweiten Quartal um 9 Prozent gesunken, während die Orders in Indien zunahmen. "Eine gewisse Verschiebung, die wahrscheinlich ganz natürlich ist, wenn man die geopolitischen Herausforderungen in China bedenkt", erläuterte der Schwede.
Die Alarmglocken läuten
Die zunehmenden Spannungen zwischen Peking und dem Westen und das zuletzt abgeschwächte Wachstum in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt lassen bei vielen Unternehmen die Alarmglocken läuten. Die deutsche Regierung etwa drängt Firmen zu einem Risikoabbau in dem Land. Siemens hat jüngst angekündigt, mehr in Anlagen in Deutschland, den Vereinigten Staaten und anderen Teilen Asiens zu investieren, um seine Widerstandsfähigkeit zu erhöhen, auch wenn der ABB-Konkurrent China nicht ausdrücklich erwähnt.
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Rosengren sagte, dass die Auftragssituation in Asien im zweiten Vierteljahr praktisch stabil war und die Bestellungen in Indien angezogen hätten. In China hätte sich ABB nach dem Ende der strikten Einschränkungen zur Eindämmung der Coronapandemie indes mehr erhofft. "Das hat sich nicht erfüllt", sagte Rosengren, der darauf setzt, dass die Regierung in Peking die Konjunktur mit Stimulierungspaketen ankurbeln wird.
Auch in Deutschland holte ABB weniger Aufträge herein, während es im größten Markt Amerika mehr Bestellungen gab. Insgesamt blieb die Kundennachfrage Rosengren zufolge "robust". In Summe stieg der Auftragseingang im Zeitraum April bis Juni auf vergleichbarer Basis - bereinigt um Akquisitionen, Bereichsverkäufe und Sonderfaktoren - gegenüber der Vorjahresperiode um 2 Prozent auf 8,67 Milliarden Dollar (7,7 Mrd. Euro).
Gute Umsätze
Die Ergebnisse von ABB gelten als ein Indikator für die Industriekonjunktur, weil die Motoren, Antriebe, Steuerungen und Elektrifizierungsprodukte des Konzerns aus Zürich in Verkehrssystemen und Fabriken eingesetzt werden.
Den Umsatz steigerte ABB im zweiten Vierteljahr um 17 Prozent auf 8,16 Mrd. Dollar und das operative Ergebnis (Ebita) um 26 Prozent auf 1,43 Mrd. Dollar. Die Ebita-Marge verbesserte sich um 2 Prozentpunkte auf 17,5 Prozent. Unter dem Strich stand mit 906 Mio. Dollar mehr als doppelt so viel Nettogewinn, unter anderem weil anders als vor einem Jahr keine Sonderkosten das Ergebnis schmälerten.
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Für das gesamte Jahr stellte der Konzern weiterhin ein Umsatzwachstum auf vergleichbarer Basis um mindestens zehn Prozent in Aussicht. Darauf gestützt soll sich die Ebita-Marge auf mehr als 16 Prozent verbessern - womit ABB die Renditeprognose präzisiert: Bisher hieß es, die operative Marge solle über dem Vorjahresniveau von 15,3 Prozent liegen.
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ABB schnitt mit dem Quartalsergebnis besser ab als von Analysten erwartet. Bei den Anlegern kam das gut an. Die ABB-Aktien erholten sich von einer anfänglichen Schwäche zum Handelsauftakt und setzten sich mit einem Kursplus von 2,9 Prozent an die Spitze der Schweizer Standardwerte. Sie zählten auch zu den größten Gewinnern unter den europäischen Industriewerten. "Wir sehen die heutige Veröffentlichung als positiv für ABB und als positives Signal für andere Unternehmen, die erst noch ihren Bericht vorlegen müssen", erklärten die Analysten von Berenberg.