Münzer Bioindustrie-Chef über Transformation : Ewald-Marco Münzer: "China hat den Green Deal offenbar am akribischsten gelesen"
Mit Spannung - und hohen Ansprüchen - erwartet Ewald-Marco, Chef des größten heimischen Biokraftstoffproduzenten Münzer Bioindustrie, das Programm und vor allem die Zusammensetzung der neuen EU-Kommission. Besonders auf die Ausformulierung des Green Deals und dessen Aufladung mit Standpunkten der Wirtschaft ist er neugierig, denn: "Die Notwendigkeit der ökologischen Transformation ist unbestritten. Diese muss jedoch ökonomisch verträglich sein, sonst wird das Projekt scheitern. Ein Pol, der bisher viel zu wenig durch Brüssel aufgeladen wurde," sagt der Unternehmer, denn "in seiner jetzigen Ausformung müsse man aufpassen, dass der Green Deal nicht zu einem "Chinese Green Deal" mutiere."
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Die - deutlich zweistellige - Zahl der aktuell laufenden Außenwirtschaftskontrollverfahren gegen China würde Bände sprechen. Bei einem jüngst zum Abschluss gebrachten Verfahren war Münzer durch seine Verbandsarbeit direkt involviert. So flutete China Europas Märkte mit Biodiesel, ein Schutzzollverfahren für alternative Kraftstoffe wurde angestrengt.
Seit 16. August sind die Zölle nun in Kraft. Münzer, der protektionistischen Tendenzen grundsätzlich wenig abgewinnen kann, spricht von Selbstschutz der EU: Diese würden nur das Level Playing Field sicherstellen. "Ich gewinne manchmal den Eindruck, China hat den Green Deal am akribischsten von allen gelesen", sagt er. E-Fahrzeuge, alternative Kraftstoffe, Großspeichermedien: Es sei wohl kein Zufall, dass Europa ausgerechnet mit diesen grünen Produkten aus China geflutet werde.
Von plumpem Brüssel-Bashing hält Ewald-Marco Münzer, aktuell Präsident des Europäischen Biokraftstoffverbands EWABA (European Waste-based & Advanced Biofuels Association), trotzdem nichts. So will er die Erneuerbaren Energien Richtlinie (RED) aus dem Hause Europa aus einem einfachen Grund nicht mit der Zuschreibung Bürokratiemonster versehen: "Wenn Verordnungen kolportiert werden, wonach Pkw ab einem gewissen Alter nicht mehr repariert werden dürfen, dann können schon Zweifel aufkommen".
Die RED habe aber "einen vernunftbetonten Rahmen vorgegeben, in dem sich eben Erneuerbare unter monetären Anreizen entwickeln konnten", sagt Münzer. Und dass, obwohl die Richtlinie von einem knackigen Dreiseiter in ihrer dritten Auflage mächtig angeschwollen ist. "Mit Ordnungspolitik, die mit Verboten anstelle von Anreizen arbeitet, ist Europa noch nie gut gefahren," so Münzer.