Hammerer Aluminium : Rob van Gils: Der Hai-Man

"An dem Tag, als der Anruf kam, gingen viele Türen auf."
Rob van Gils, CEO und Miteigentümer Hammerer Aluminium Industries
Aktive Mitgliedschaft erforderlich
Das WEKA PRIME Digital-Jahresabo gewährt Ihnen exklusive Vorteile. Jetzt WEKA PRIME Mitglied werden!

"An dem Tag, als der Anruf kam, gingen viele Türen auf."
Rob van Gils, CEO und Miteigentümer Hammerer Aluminium Industries
Sie haben bereits eine PRIME Mitgliedschaft?
Bitte melden Sie sich hier an.
Rob van Gils lässt den Blick über das Werksgelände Ranshofen von Hammerer Aluminium Industries (HAI) schweifen. Er kann nicht anders, als geschäftliche Chancen zu erblicken: Die Investition in neue Strangpresslinien am rumänischen Produktionsstandort Cris und hier am Hauptsitz im Innviertel bringt einen Kapazitätssprung.
Mehr dazu hier: Hammerer Aluminium investiert in Ranshofen
Ebenfalls heuer - der Motor des Aluminiumhalbzeugeherstellers brummt - wird ein 14.000 Quadratmeter großes Logistikzentrum fertiggestellt sein. Ranshofen in den Augen des 13 Jahre alten Rob indes: ein veritabler Kulturschock. Anfang der 1990er warb die Amag seinen Vater Carl van Gils - einen Alcoa-Manager - ab, der Blitzübersiedelung aus der niederländischen Stadt Neer an den Inn konnte sich der Filius auch durch "Verstecken im Wald" nicht entziehen, erzählt van Gils mit einem Grinser im Gesicht.
Sehen Sie hier, wo sich Rob van Gils unter den Topmanagern in Oberösterreich findet
Er hat leicht lachen. Das Innviertel umschloss den Niederländer mit rauem, aber liebenswerten Charme. Beim Landesligist SV Schalchen, dessen Obmann van Gils seit Jahren ist, schoss er als Mittelstürmer die Tore und schloss Freundschaften fürs Leben. Die grenznah zu Deutschland domizilierte Industriestadt Ranshofen sollte dagegen Konstituens einer Karriere werden, die van Gils, der schnell spricht und nicht als Zauderer bekannt ist, mit hoher Pace vorantrieb.
Rob van Gils ist neuer stellvertretender Vorsitzender von European Aluminium
Als studierter Maschinenbauer heuerte er erst als Assistent in der Gießerei bei Amag an. Bald erregte der Niederländer, auch dank hoher Eigen- und Fremdmotivatorik, in der Position des Produktionsleiters im kontinuierlichen Verbesserungsprozess Aufsehen. "Ohne große Investitionen erzielten wir Produktionssteigerungen", sagt van Gils.
"Was, wenn man in eine Phase kommt, in der man am Ruder sitzt, aber es greift immer wieder einer rein?"Rob van Gils, CEO und Miteigentümer Hammerer Aluminium Industries
Vor allem einer wurde aufmerksam: Jürgen Hammerer, Filius des Amag-Sanierers Klaus Hammerer und damals bei der Amag für die Unternehmenspotenzialentwicklung zuständig. Mit dem - in der Verlängerung - doch geglückten Verkauf der Amag an Constantia 2007 sollte nach der Eigentümerfamilie Gießerei und Strangpresswerk in Familienhand verbleiben.
Dass Jürgen Hammerer den Niederländer bat, "ihn auf dem Weg der Abspaltung zu begleiten", war dessen Riecher geschuldet. Der Holländer hatte damals schon eine Strategie zur Expansion in Osteuropa parat. Er startete als Gießereibetriebsleiter in die HAI. Der Aubau des rumänischen Standorts in Santana - der erste in Osteuropa und heute im Hammerer-Verbund nicht wegzudenken - sicherte van Gils seine erste Beteiligung.
Lesen Sie auch hier: HAI-Chef van Gils: "Wir produzieren auf Anschlag"
Nach dem Rückzug Jürgen Hammerers aus dem Tagesgeschäft - er ist bis heute Aufsichtsratsvorsitzender und mit Gemahlin Simone 75-Prozent-Eigentümer - leitet van Gils seither operativ - und mittlerweile als 25,1-Prozent-Eigner - das Unternehmen. Und er gab ein Versprechen ab, an das er sich hielt: "Jürgen, du wirst zwar von nun an weniger Anteile halten, doch ich werde dafür sorgen, dass sie mehr wert sind als die früheren 100 Prozent".
Mit Erfolg. Der Holländer hat Hammerer zu einem Spezialitätenladen für Aluminumprodukte umgebaut, statt auf Cost Cutting zu setzen. Er vervielfachte den Umsatz, und auch um die Zukunft steht es trotz knallharter Kostenkalkulationen gut. Der Transformationswerkstoff Aluminium ist durch E-Mobilität und Green Deal, aber auch Automatisierung - Stichwort Linearführungen - gefragter denn je.
Flankiert ist van Gils von einem Team mehrheitlich langjähriger Weggefährten und dem einen oder anderen Vertreter der Holland-Achse "nur drei Mitarbeiter von 2000 - die aber in führenden Positionen". COO Markus Schober, 2010 von der Amag zur HAI gestoßen, hält ihm "als rechte Hand" den Rücken frei. 2022/23 schrammte das auf 2.000 Mitarbeiter herangewachsene Unternehmen haarscharf an der Umsatzmilliarde vorbei. Eine Wachstumsstory, zu der die Gründung des ersten Joint Ventures in Übersee mit dem koreanischen Unternehmen LS C&S ein weiteres Kapitel ergänzen soll.
Entdecken Sie jetzt
- Lesen
- Videos
-
Podcasts
- XPeng und GAC: Produzieren die Chinesen bald bei Magna Steyr in Graz? | INDUSTRIEMAGAZIN 26.03.2025
- Milliardenverlust: VW-Softwaretochter Cariad entlässt 30 Prozent der Belegschaft | INDUSTRIEMAGAZIN 19.03.2025
- Panzer statt Volkswagen: Wie die Industrie in Europa auf Rüstung umstellt | INDUSTRIEMAGAZIN 12.03.2025
"Alles hart diskutieren"
Der Holländer hat einen eigenen Führungsstil beim Aluminumhalbzeugehersteller geprägt.
INDUSTRIEMAGAZIN: Herr van Gils, HAI erzielte 2021-22 tolle Umsätze, Sie kratzten an der Umsatzmilliarde. Aber die Energiekosten knabberten doch am Ergebnis, oder?
Rob van Gils: Wir konnten den Schaden begrenzen. Wir zehrten an bereits bezogenen Energiemengen. Zugleich mussten wir wie viele andere sehr teuer am Spotmarkt zukaufen. Die Mehrkosten gaben wir ziemlich konsequent in den Markt weiter. Ohne Energiekostensprung wäre das Ergebnis sicherlich noch besser ausgefallen.
In der Gesamtbranche brach die Aluminiumhalbzeugeproduktion 2022 um elf Prozent ein. Halb so schlimm, weil 2023 ein Aufholjahr wird?
van Gils: Halb so schlimm, weil der Erholungseffekt nach Covid deutlich schneller eintrat als erwartet. Wird 2023 alles gutmachen? Es ist zu früh für ein Urteil. Es wird jedenfalls ein anspruchsvolles Jahr. Einzelne Jahre, in denen es schlecht läuft, dürfen Unternehmer aber nicht vom Weg abbringen.
HAI im Reputation-Report 2022: Die besten der Metallindustrie
Es schadet jetzt sicher nicht, ein kerngesundes Unternehmen wie HAI zu leiten. Es hat sich also ausgezahlt, dass sich Jürgen Hammerer damals dafür stark gemacht hat, die Anteile an der Amag nicht zu Geld zu machen, sondern die Extrusion und Teile der Gießerei zu behalten?
van Gils: Ja, das lässt sich so zusammenfassen. Jürgen Hammerer hatte entschieden, seine Anteile an der Amag – er war von Anfang mit acht Prozent an der Amag beteiligt - nicht zu Geld zu machen, sondern aus der Extrusion und Teilen der Gießerei ein Unternehmen zu machen – die HAI. Der Weg dorthin war jedoch durchaus ein steiniger. Nach der Abspaltung gingen wir durch eine Phase, in der der Extrusionsmarkt stark gebeutelt worden ist. Einer der größten Märkte für Strangpressprofile, Europas Solarindustrie, ist von einem Tag auf den anderen weggebrochen. Heute wissen wir, wie fatal das Aussetzen der Förderungen war: Wir haben uns in die Abhängigkeit Chinas begeben. Für Hammerer Aluminium gab es dann zwei, drei sehr harte Jahre. Im wesentlichen aufgrund dieses Ereignisses habe ich nach meinem Einstieg als CEO die Strategie umgekrempelt. Was wir heute bei HAI sehen, ist das Ergebnis von Entscheidungen, die wir damals getroffen und konsequent umgesetzt haben.
Klaus Hammerer ließ damals um ein Haar den Verkauf an Constantia platzen. Er hätte nun seine Meinung geändert und würde die Amag fünf Jahre weiterführen, hieß es aus Verhandlerkreisen. Constantia-Chef Hanno Bästlein war vermutlich not amused. Angeblich soll es sich am Preis gespießt haben.
van Gils: Ich saß nicht am Verhandlungstisch. Aber ich glaube - und es hat sich ja auch bestätigt: Die Amag war ein sehr gutes Investment. Und auch die Familie Hammerer wusste: Wir müssen nicht verkaufen. Weil das Unternehmen wird in fünf Jahren nicht weniger wert sein. Und dann ist es nur logisch, wenn zwei am Verhandlungstisch sitzen und einer Preisregionen ins Spiel bringen will, die für den anderen aus künftiger Ertragssicht nicht mehr zu einer realistischen Erwartungshaltung passen, dass so eine Option wieder auf den Tisch kommt. Aber Jürgen Hammerer war von Anfang an aktiv in die Verhandlungen mit eingebunden und war wohl auch der „Schlichter“ im Streit um den Kaufpreis.
Kurz nach der Abspaltung geriet das Geschäftsmodell der Hammerer Aluminium aber unter Druck…
van Gils: Wir haben damals konsequent alles in Frage gestellt und keinen Stein auf dem anderen gelassen. Wir haben Hammerer komplett neu ausgerichtet hin zu deutlich mehr Komplexität und Wertschöpfung. Mit Standardprodukten hätten wir nicht überlebt. Wir brachten 70 Jahre Aluminium-Knowhow hier am Standort sehr gewinnbringend strategisch in neue Märkte ein.

Statt Costcutting, wie es ein weiterer Kandidat um den Chefsessel bei Hammerer damals durchziehen wollte, bauten Sie Hammerer zum Spezialitätenladen um. Was gab Ihnen die Zuversicht, dass das klappt?
van Gils: Der feste Glaube daran, dass der Werkstoff Aluminum erst am Anfang steht. Auch heute sehen wir: Die Anwendungen nehmen stark zu, aufgrund hervorragender Eigenschaften wie unendlicher Rezyklierbarkeit ohne Qualitätsverlust wird der Werkstoff auch in den nächsten Dekaden in neuen Anwendungen seinen Weg machen. Daran haben wir nie gezweifelt.
Sie kamen frisch von der Uni, voller Elan. Meinen Sie, Klaus Hammerer hat sich in Ihnen wiedererkannt?
van Gils: Nein, das muss ich komplett verneinen. Die Entscheidung, dass ich heute hier sitze, hat sein Sohn Jürgen getroffen. Ich begann bei Amag als Assistent in der Gießerei, dann bin ich sehr jung Produktionsleiter geworden und konnte schnell punkten: Mit KVP konnte ich das Team super abholen, wir sind zusammen durchs Feuer gegangen. Mit schnell gesteigerter Produktion ohne große Investitionen war ich am Schirm. Jürgen, damals bei der Unternehmenspotenzialentwicklung bei Amag tätig, fragte mich, ob ich ihn auf dem Weg der Abspaltung begleiten wolle. Und so wurde ich im ersten Schritt Betriebsleiter für die Gießerei bei HAI.
Dabei blieb es nicht lange.
van Gils: An diesem Tag, als der Anruf kam und ich mich entschieden hatte, gingen viele Türen auf. Ich war auf einmal in einem neuen, jungen, dynamischen Unternehmen mit mehr Möglichkeiten als in einer gesetzten Struktur. In einem jungen Unternehmen, in dem sich alles neu sortiert, ergeben sich ganz neue Möglichkeiten. Von der Hammerer-Geschäftsführung kam klar der Wunsch, mit Projekten zu kommen. Und so konnte ich mit meiner Strategie zur Osteuropaerschließung punkten und baute die mittlerweile schon drei Mal erweiterte, europaweitziemlich einzgartige Gießerei in Santana auf, an deren Erfolg ich beteiligt worden bin.

Rob van Gils, 44
Seine Eltern übersiedelten mit dem damals 13-jährigen ins Innviertel, nach Maschinenbausstudium und einer Blitzkarriere bei der Amag holt ihn Jürgen Hammerer zu HAI. Dort saniert er das Unternehmen und vervielfacht den Umsatz. Als CEO hält er 25,1 Prozent der Anteile. van Gils ist als Vertreter der Aluminiumindustrie sehr aktiv. Auf europäischer Ebene als Mitglied des Exekutivkomitees der European Aluminium, wo er Vorsitzender der Extrusion Division ist. Auf nationaler Ebene ist er Beauftragter des Fachverbandes der Nicht-Eisen-Metallindustrie der WKO sowie Präsident der Aluminium Deutschland (AD) und Vizepräsident der Wirtschaftsvereinigung Metalle (WVM).
Hammerer Aluminium Industries beschäftigt 2.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das 2007 gegründete Unternehmen hat seinen Hauptsitz im oberösterreichischen Ranshofen sowie sieben weitere Standorte in Deutschland, Rumänien und Polen. HAI blickt zurück auf eine besondere Erfolgsgeschichte. Hier vereinen sich Dynamik und Innovationsgeist eines jungen Unternehmens mit der Erfahrung eines Traditionsbetriebs. Für 2022 erzielte die HAI-Gruppe in den drei Produktionsbereichen Casting (Gießerei), Extrusion (Strangpressen) und Processing (mechanische Weiterverarbeitung) einen Umsatz von 990 Millionen Euro. Die Produkte der HAI Gruppe findet man sowohl im Baubereich als auch in der Automobil- und Transporttechnik, in der Elektrotechnik sowie im Maschinen- und Anlagenbau.

Zwei Jahre nach der Abspaltung zog sich Jürgen Hammerer aus dem operativen Geschäft zurück, Sie kamen als nicht ganz 31-jähriger ans Ruder.
van Gils: Für mich war das ein riesiger Vertrauensbeweis von Jürgen und seiner Gattin Simone. Zunächst hatte ich meine Bedenken: Tut er das wirklich? Oder kommt man in eine Phase, in der man am Ruder sitzt, aber es greift immer wieder einer rein? Aber Jürgen Hammerer hat von Tag eins an nicht operativ eingegriffen. Er ist als Eigentümer und Aufsichtsratschef freilich zu 100 Prozent bei der Sache und investiert Rekordsummen ins Unternehmen. Er könnte ja auch sagen: "Schütten wir mehr aus, dass ich mehr Geld auf mein Konto bekomme." Das Gegenteil aber ist der Fall. Der absolut überwiegenden Großteil geht wieder ins Unternehmen, um es weiterzuentwickeln.
Viel mehr als Bilder von der Pferdezucht spuckt das Web zu ihm nicht aus....
van Gils: Er hat ein breites Spektrum an Aktivitäten. Ist viel unterwegs. Und er hat sich bewusst dazu entschieden, sich aus der Öffentlichkeit herauszuhalten. Was ich sagen kann: Er ist ein absolut vertrauenswürdiger Mensch. Was mit ihm vereinbart ist, das hält.
Gibt es innerhalb der Familie Hammerer Nachwuchs, der Ihnen - als familienfremder Quereinsteiger - einmal salopp formuliert zum Problem werden kann?
van Gils: Davon ist aus heutiger Sicht nicht auszugehen. Es gibt Nachwuchs, aber der geht auch seine eigenen Wege.
Hat der Crash der Solarindustrie Hammerer erst zum Topunterrnehmen gemacht?
van Gils: Im Nachhinein: Wahrscheinlich. Eine Strategie komplett umzukrempeln macht man natürlich eher, wenn man sieht, dass das bestehende Geschäftsmodell nicht mehr funktioniert. Die Verlockung für ein Unternehmen ist natürlich viel größer, einmal so im ruhigen Fahrwasser weiterzugleiten, wenn dabei vernünftige Zahlen rumkommen. Die damalige Krise hat die Bereitschaft, gewisse disruptive Dinge anzugehen, deutlich erhöht.
Sie haben den Umsatz von Hammmerer vervielfacht, der Transformationswerkstoff Aluminium ist durch E-Mobilität und Green Deal, aber auch Automatisierung gefragter denn je. Das alles klingt nach einer schönen Wachstumsstory.
van Gils: Wir sind sehr optimistisch. Im Automobilbau gebuchte Aufträge spiegeln sich immer erst drei Jahre später im Ergebnis wider. Heuer rechnen wir mit einer Seitwärtsbewegung, weil die Gesamtkonjunktur - speziell aber im Bau - wohl etwas auf die Stimmung drückt. 2024 werden wir einen Wachstumsschub erfahren. Als gesetzter Partner für Leichtgewichtsanwendungen im Bereich der Elektromobilität ist rasantes Wachstum vorprogrammiert. Sofern es die OEMs dann auch schaffen, die Projekte an den Markt zu bringen - Stichwort Lieferketten. Vor einigen Tagen setzten wir mit einem Joint Venture in Südkorea erstmals eine Duftmarke in Übersee.
Sie stemmten dazu immer wieder - auch kreditfinanziert - Investitionen wie Zukäufe in Rumänien oder Deutschland. Und brachten dabei persönliche Opfer?
van Gils: Das geht ja nicht anders. Ich habe die Anteile wie vereinbart auf 25,1 Prozent aufgestockt. Ich musste mich persönlich stark verschulden, um das möglich zu machen, und daran werde ich noch zu knabbern haben. Ich sitze auf einem riesigen Schuldenberg, das haben Simone und Jürgen Hammerer ja nicht mehr. Mir ist wichtig, dass HAI funktioniert. Es stärkt die Zusammenarbeit auf Gesellschafterebene, wenn Simone und Jürgen Hammerer wissen, der wird sich schon gut überlegen, was er macht (lacht).
Entsprechend genau behalten Sie die Kennzahlen im Auge?
van Gils: Wir wachsen sehr stark. Aber unsere finanziellen Kennzahlen lassen wir nicht aus den Augen. Wir wachsen nicht um jeden Preis. Es geht um rentable Projekte. Bei aller Euphorie und allem Wachstum wollen wir immer auch die Stabilität im Blick haben. Wir halten Eigenkapital und Verschuldung in einem engen Korridor - was uns ermöglicht, ordentliche Investitionspakete umzusetzen.
Nach welchen Gesichtspunkten formen Sie Ihr Team, was muss ich mitbringen, um bei HAI anfangen zu können?
van Gils: Das erste - und allerwichtigste - ist ein sehr hohes Maß an Eigenverantwortung mitzubringen. Wir sind ein sehr dynamisches Team mit dynamischem Geschäft. Und man kann sich vorstellen, dass das nicht geht, wenn man keine Entscheidungen treffen will. Entsprechend gibt es in den Strategiemeetings keine Tabus. Etikette - die ist natürlich zu wahren. Doch es darf alles diskutiert, hart diskutiert werden.
Maßgeblich den KVP vorangetrieben hat COO Markus Schober, den Sie 2010 von der Amag zu sich holten. Und dann gibt es die Hollandachse. John van den Nieuwelaar ist etwa als Technikchef bei Hai Extrusion an Bord.
van Gils: Das Entscheidungskriterium war und ist stets die Qualifikation, nicht die Nationalität. In Summe haben wir bei 2.000 Mitarbeitern nur drei Niederländer an Bord. Aber sie sitzen auf wichtigen Stühlen.
Zuletzt konnten Sie die Anteile von 17,6 auf 25,1 Prozent erhöhen. Was macht die Familie Hammerer eigentlich so sicher, dass Sie das operative Geschäft nicht auch anderen überlassen?
van Gils: Mittlerweile fragt mich vom Markt schon gar keiner mehr, weil sie ohnehin wissen, dass ich nicht gehen werde (lacht). Also, das kann ich abkürzen: Egal, was passiert, egal ob in zehn oder 20 Jahren: Simone und Jürgen Hammerer sowie ich wissen unsere einzigartige Konstellation, die gar nicht so einfach herzustellen ist, zu schätzen. Wir können uns auf unser wesentliches Umfeld konzentrieren.
Sie bauen sich also nicht klammheimlich ein zweites Leben in Holland auf?
van Gils: Nein.
Welchen Bezug haben Sie eigentlich zu Ihrem Geburtsland? Ihre Eltern leben ja auch in Österreich?
van Gils: Große Teile der Verwandtschaft sind noch in Holland. Aber die kommen zum Urlaub alle nach Österreich.
Sie selbst kamen mit 13 nach Ranshofen. Wie erlebten Sie Ihre Kindheit in Oberösterreich?
van Gils: Das war absolut ein Kulturschock, meine Eltern packten ein Reisemobil voll und holten mich aus meinem Versteck im Wald (lacht). Doch ich wurde in Österreich super aufgenommen und in dem Alter waren die Sorgen auch bald vergessen.
