Welches Investitionsverhalten legt man in einer solchen Zeit an den Tag?
van Gils: Wir haben für heuer ein 50 Millionen schweres Investitionspaket geschnürt und freigegeben. Dabei bleibt es, diese Investitionen werden nicht gebremst. Anorganisches und organisches Wachstum sind in unserer Gruppe stark verwachsen.
Und darüber hinaus? Was sind Pläne, die über ein paar Wochen hinausgehen, aktuell wert?
van Gils: Für den Herbst gibt es wenig bis keine Planungssicherheit. Das Kostenthema beschäftigt natürlich auch uns. Jeder kann sich ausmalen, wie die Tarifabschlüsse im Herbst die Inflation befeuern werden. Und der russische Krieg in der Ukraine drückt aufs Gemüt, das spüren wir im Investitionsverhalten unserer Kunden. Es herrscht große Vorsicht.
Wieweit ließe sich Ihre Produktion mit reduzierten Gaslieferungen weiter betreiben?
van Gils: Für viele wäre ohne Erdgas Schicht im Schacht. Die Effekte einer Kontingentierung würden nahezu eins zu eins in die GuV schlagen. Wir selbst haben das Glück, bei unseren Sekundärprozessen nur etwa fünf Prozent des Energieverbrauchs der Primärwertschöpfung in der Aluminiumerzeugung zu benötigen. Wir brauchen anteilsmäßig weniger Energie als bei der Elektrolyse, aber bewegen trotzdem riesige Mengen. Ein Teil der Lösung muss der laufende Ausbau des Alu-Recyclings sein.
Wird Europa das energiepolitisch hinbekommen?
van Gils: In Europa wurde jahrelang verabsäumt, sich strategisch zu rüsten. Nun ist es nötig, sich Zeit zu kaufen bis die erneuerbaren entsprechend ausgebaut worden sind. Dazu braucht es vor allem schnellere Genehmigungsverfahren. Und wohl leider auch unpopuäre Maßnahmen wie Laufzeitverlängerungen und Reaktivierungen im Bereich der Kohlekraftwerke.