Andreas Weinhengst : Primetals und der Weg zu Green Steel
Für Primetals Technologies war 2020 kein Krisenjahr. Das sagt zumindest Andreas Weinhengst, CFO beim Linzer Anlagenbauer. Damals konnte das Unternehmen einen Rekordauftragseingang verzeichnen. Und heute hält dieser immer noch an.
„Als Anlagenbauer für die Stahlindustrie erleben wir derzeit eine Sonderkonjunktur und die große Überschrift darüber lautet: Green Steel Making“, sagt Weinhengst im exklusiven Interview mit Factory. Im April hat Primetals eine „Green Steel“-Taskforce gestartet. Zumindest rein technologisch sollte bis 2030 die karbonfreie Stahlproduktion breitflächig möglich sein.
Um von der Hochofentechnologie wegzukommen und beim Stahlerzeugungsprozess wesentlich weniger oder kaum mehr CO2 zu produzieren, bietet Primetals verschiedene Anlagentypen. Eine davon ist die Direktreduktionsanlage – sie verwendet heute zwar noch Erdgas, ist aber schon in der Lage Wasserstoff zu verwenden.
Für eine zusätzliche CO2-Reduktion in weiteren Verarbeitungsstufen wird ein Elektrolichtbogenofen benötigt. „Dieser braucht zwar relativ viel Strom, hat aber nur sehr wenig CO2-Ausstoß und ist mit erneuerbarer Energie zu betreiben“, erklärt Weinhengst. „Deshalb ist es wichtig, dass auch Strom überwiegend mit nachhaltiger Technologie wie etwa aus Wind und Wasser produziert wird, das braucht aber noch Zeit.“
Auch wenn Weinhengst Primetals nicht vom Krisenjahr betroffen gesehen hat – Herausforderungen gab und gibt es freilich auch für den Anlagenbauer. Stichwort Lieferketten. „Die Nichtverfügbarkeit von Schiffen hat uns getroffen, weil wir relativ viel in China produzieren lassen“, so der CFO.
Auch Sensoren und Chips machten Probleme. Zwar soll es keinen Zeitpunkt gegeben haben, an dem sie gar nicht verfügbar waren, doch sie wurden zeitverzögert geliefert. Trotzdem ist die Automatisierung in der Stahlindustrie nach wie vor ein höchst präsentes Thema. Und Digitalisierungsprojekte werden weiter vorangetrieben.
Im ungekürzten Prime-Interview spricht Andreas Weinhengst über diese, aber auch über die Abkehr von China, Energiekosten, den Kampf gegen den Fachkräftemangel und mehr!