Führungspersönlichkeit : Fronius – als Photovoltaik die Schweißtechnik überholte
Geplant war keiner der Schritte, sagt Elisabeth Engelbrechtsmüller-Strauß, die CEO von Fronius, mit einem Lachen. Weder, als Finanzbuchhalterin im Familienunternehmen zu beginnen, noch 2012 die Firmenleitung zu übernehmen. Ob sie den von ihr eingeschlagenen Weg aber bereut? Wohl kaum, hat sie sich doch irgendwann eben „in die Firma verliebt.“
Ein verliebenswerter Fakt über den Hersteller von Schweißtechnik, Photovoltaik und Batterieladetechnik wäre zum Beispiel folgender. Fronius wartet Schweißgeräte, die bereits in den 80ern gebaut wurden – und die Wartung zahlt sich immer noch aus. Ein klares Zeichen von Nachhaltigkeit.
„Gehen von zweistelligem Wachstum im Solarbereich aus“Elisabeth Engelbrechtsmüller-Strauß
Als Solarbereich bei Fronius Schweißtechnik überholte
Eben auf dem Gedanken der Nachhaltigkeit fußte die Unternehmensgründung, so Engelbrechtsmüller-Strauß. Sie steht in dritter Generation da, wo einst ihre Großeltern und später Mutter und Onkel standen. Vielleicht hatte sie die Übernahme nicht geplant gehabt, weil es sie als Kind furchtbar nervte, wenn daheim über die Arbeit gesprochen wurde. Dafür hält sie es heute anders: „Im Privaten wird über das Unternehmen nur mehr in Ausnahmefällen geredet.“
Den Erfolg beeinträchtigt das nicht. So wächst etwa der Solarbereich stark, auch dank europäischem Green Deal. 2019 zog die Solarsparte bei Fronius sogar an der Schweißtechnik vorbei. Der Markt sei hier kompetitiv, aber: „Wir gehen davon aus, hier weiterhin zweistellig zuzulegen.“
Wechselrichter als Ergebnis der Krise
Stichwort Zahlen. 2021 schaffte das Unternehmen mit Sitz in Pettenbach in Oberösterreich fast die Umsatzmilliarde. Und das kein Jahrzehnt, nachdem Engelbrechtsmüller-Strauß übernahm und damals ausgerechnet die Sparte Solartechnik wegen Überhitzung in der Krise war.
„Wir bekamen zu hören, wir hätten ein Kostenproblem. Ich sagte, falsch, wir haben ein Umsatzproblem.“ Der entscheidende Unterschied: Kein Kaputtsparen, sondern Einsparungen gepaart mit Investitionen. Die frische CEO ließ die internationalen Vertriebskanäle offen und intensivierte Forschung und Entwicklung. „Das Ergebnis war der Launch einer neuen Generation von Wechselrichtern, von dem sechs Jahre später in Sattledt schon der einmillionste produziert wurde.“
Ein ähnlicher Kurs wurde 2020 gefahren, als die Sparte Schweißtechnik kurzzeitig um ein Drittel einbrach. Wieder wurde viel in Innovation gesteckt, heraus kam ein neuer Hybridwechselrichter.
„Kein Kostenproblem – ein Umsatzproblem“Elisabeth Engelbrechtsmüller-Strauß
6.000 Mitarbeiter – und mehr?
Jetzt sollen eben an diesem Standort binnen fünf Jahren die Kapazitäten verdoppelt werden. „Natürlich geht es immer auch kleiner – es geht aber auch größer“, zeigt sich Engelbrechtsmüller-Strauß als Coolness in Person. Als Big Player sieht sie Fronius noch nicht, eher als Mittelständler. 6.000 Mitarbeiter werden hier momentan beschäftigt. Als das Unternehmen 1980 in die zweite Generation wechselte, waren es noch 250 – dann kam die Internationalisierung. Fertigungen gibt es derzeit in Österreich und Tschechien. Mittelfristig sei eine Dezentralisierung denkbar. Doch noch sieht die Unternehmensleiterin das größte Wachstum in Europa. Also dort, wo 1945 in einer alten Militärbaracke alles begann.
Die ganze Geschichte zu Fronius und das ausführliche Interview mit Engelbrechtsmüller-Strauß lesen Sie im neuen INDUSTRIEMAGAZIN. Die Ausgabe erscheint am 2. Februar!