Ifo-Index : Wettbewerbsfähigkeit im deutschen Maschinenbau auf niedrigstem Stand seit 1994

Wintersteiger Maschinenbau
© Wintersteiger

Der österreichische und deutsche Maschinenbau erlebt derzeit teilweise rasante Produktionsrückgänge. Auch wenn die Aussichten, wie es in den Konjunkturnews der WKO-Sparte Metalltechnische Industrie heißt, "zwar negativ, aber nicht dramatisch" sind, dürfte sich die Rezession, in der sich die Branche befindet zumindest mittelfristig verfestigen. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch der etwas breiter gefasste Konjunkturkompass der Österreichischen Industrie, den INDUSTRIEMAGAZIN gemeinsam mit dem Beratungsunternehmen SynGroup allmonatlich erstellt.

Doch die Schwierigkeiten der Branche dürften auch tiefer gehen. So ist der Index des Wirtschaftsforschungsinstituts Ifo zur Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Maschinenbauer im August auf einen historischen Tiefstwert gefallen: Von minus 7,3 Punkten im April auf minus 14,3 Punkte - dem niedrigsten Wert seit Beginn der Erhebung im Juli 1994. Laut Ifo-Experte Nicolas Bunde ist die Konkurrenz auf Absatzmärkten außerhalb der EU insbesondere aus China für den deutschen Maschinenbau gestiegen.

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Auf Absatzmärkten außerhalb der EU hat die Konkurrenz vor allem aus China besonders zugenommen
Nicolas Bunde, Branchenexperte Maschinenbau, Ifo Institut

Fehlende Fachkräfte und Vorprodukte beeinträchtigen häufig die Produktion, so das Ergebnis einer Umfrage des Ifo-Instituts. Etwa 40 Prozent der befragten Unternehmen gaben dieses Problem an. "Für den deutschen Maschinenbau, der sehr durch den Mittelstand geprägt ist, stellt der Fachkräftemangel eine besondere Herausforderung dar", erklärt Bunde. Viele ältere Mitarbeiter arbeiten in der Produktion, jedoch zeigt der Nachwuchs geringere Bereitschaft zur Arbeit im Schichtbetrieb und die Maschinenbauer sind häufig in ländlichen Regionen ansässig. Hier sollten Arbeitgeber attraktiver werden, um Personal aus den großen Städten zu rekrutieren. Darüber hinaus können die gestiegenen Energie- und Rohstoffkosten den Verkaufspreis laut Wirtschaftsforschern nicht oft erhöhen.

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Warum der Maschinenbau vor einem Strukturwandel steht.

Die Experten des Ifo sehen einen Strukturwandel in der Branche heraufziehen. Zum einen die Verlagerung von Produktion - seit neuestem eher in Richtung Westen. Einer Umfrage des deutschen Verbandes für Maschinenbau VDMA zufolge planen Maschinenbauer, neue Produktionskapazitäten derzeit vor allem in den USA (22 Prozent der befragten Unternehmen bekunden Interesse), in geringerem Ausmaß in Indien (17 Prozent) oder in den ASEAN-Staaten (12 Prozent) - China rangiert mit 11 Prozent nur noch auf den hinteren Plätzen. Die USA locken mit niedrigen Energiekosten und mit dem Inflation Reduction Act über ein großzügiges Förderinstrument zum Wiederaufbau des einst abgewanderten Ingenieurs-Know-Hows.

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Auch die Automobilindustrie trägt zu dem Strukturwandel im Maschinenbau bei: E-Mobilität und die Umstellung von Verbrennungs- auf Elektromotoren haben dem Automotivesektor seit 2013 rund neun Prozent der Fertigungsberufe gekostet, errechnet das Ifo. Weniger Wertschöpfung bedeutet weniger Maschinen made in DACH. Hinzu kommt der technologische Rückstand der wichtigsten deutschen Industriebranche im Wachsumssegment E-Mobility: Mit Tesla haben die USA derzeit den größten Elektroauto-Produzenten der Welt auf dem Markt. Die chinesische Konkurrenz, Produzenten wie BYD oder SAIC gehörten bereits zu den Top 10 der weltweit größten Elektroauto-Herstellern.

Einige Unternehmen aus dem Maschinenbau, so das Fazit der Experten des Ifo-Institutes seien bereits teilweise abgewandert. Es sei jedoch zu früh, von einer Deindustrialisierung in der Branche zu sprechen. Auch weil sich der Maschinenbau mit zunehmender Digitalisierung und Verlängerung der Wertschöpfungskette langsam zu einer Servicebranche wandelt. "Der deutsche Maschinenbau entwickelt sich zu einem sehr spezialisierten Dienstleistungssektor", bemerkt das Institut.

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