Wenn MFL-Chef Herbert Decker in diesen Tagen von einem stattlichen Aufragseingang erzählt, muss er vorerst vage bleiben. Noch darf Decker, seit fast 35 Jahren im Unternehmen tätig und seit 2014 Managing Director, weder Kundennamen noch Aufragsvolumen nennen. Nur soviel: Es wird Weiterentwicklungen im Unternehmen brauchen, um den Auftrag, der das Segment Maschinenbau betrifft und im Bereich hochwertiger Schweißbaugruppen für den personenschützenden Bereich angesiedelt ist, abarbeiten zu können.
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Doch abgesehen von einer größeren Investition - und erforderlichen Zulassungen, die man gerade erwirbt - wird es vor allem auf Assets ankommen, die das Unternehmen schon sein eigen nennt: "Leistungsfähigkeit, Know-how und Qualität sind in unserer DNA verankert und deshalb bedarf es keinen total neuen Aufbaus von Kapazitäten und Prozessen", sagt Decker. Anders gesagt: Es kann losgehen. Denn schon von 2026 bis 2028 soll die Auslieferung der Komponenten mit Zielmarkt Verteidigungsindustrie erfolgen.
Eine Zäsur. Denn wenn auch die von Erwin Haider und Heinrich Obernhuber 1994 gegründete Maschinenfabrik Liezen und Gießerei GesmbH stets geringfügig Umsatz im Rüstungsbereich erwirtschaftete - unter anderem wurden gepanzerte Strukturelemente für militärische Fahrzeuge gebaut - so soll das Geschäft mit Verteidigungstechnik nun deutlich ausgebaut werden. Womöglich eine Reaktion auf die in Teilen der Industrie grassierende Nachfrageschwäche?
"Schwächeln tut bei uns gar nichts", sagt Decker dem INDUSTRIEMAGAZIN. Freilich: Die aus dem Ruder laufenden Kosten des heimischen Wirtschaftsstandorts erfordern die konsistente Suche nach neuen Märkten. "Es herrscht derartiger Wachstumsdruck, dass wir gar nicht anders können als uns uns laufend zu verbreitern", sagt Decker. Doch es sei vor allem der geopolitischen Situation geschuldet, "dass wir als Teil der Verteidigungsgüterindustrie von nun an Fähigkeiten zur Verfügung stellen wollen", so Decker.
Die Aggression des russischen Despoten sei offensichtlich, dass Europa, das gerade um seinen engsten Verbündeten der Nachkriegsordnung bangt, sich verteidigungsfähig machen müsse, "nicht ernsthaft zu bezweifeln". Man habe zu lange von der Friedensdividende gelebt und sich der Hoffnung ergeben, "dass die Menschheit friedlicher geworden ist", sagt Decker. Jetzt von "Aufrüstung" in Europa zu sprechen sei schlichtweg die falsche Zustandsbeschreibung: Es handle sich vielmehr um "Nachrüstung".