Methoden der Management 3.0 : So geht Unternehmensführung 3.0

Barbara Stöttinger, Dekanin der WU Executive Academy

"Das gesamte System muss sich ändern": Barbara Stöttinger, Dekanin der WU Executive Academy

- © @Raimo Rudi Rumpler

Das Waldviertler Unternehmen Sonnentor ist ein Paradebeispiel für Nachhaltigkeit und Gemeinwohlorientierung. Es beschäftigt 320 Menschen, exportiert Biotees und Gewürze in 53 Länder weltweit und macht rund 45 Millionen Euro Jahresumsatz. Neben fairen Gehältern drückt der Chef der mittelständischen Firma, Johannes Gutmann, seine Wertschätzung unteranderem auch dadurch aus, dass er alle persönlich kennt.

Da Sonnentor eigentümergeführt und nicht börsennotiert ist, ist es nicht dem Diktat der Quartalszahlen der Shareholder unterworfen. Generell achten eigentümergeführte Unternehmen mehr auf ihre Werte, agieren nachhaltiger und denken langfristiger.

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Stakeholder-Orientierung: Mehr als nur Moral

Wer jedoch glaubt, die Orientierung an allen Stakeholdern, der Gesellschaft, der Umwelt und Werten sei nur etwas für Gemeinwohlunternehmen, der irrt. Sich in einer globalisierten Welt nur auf den eigenen wirtschaftlichen Fortbestand zu fokussieren, ist zu wenig. Wer nur an die Shareholder denkt, denkt nicht weit genug.Jedes Unternehmen muss sich heute gut überlegen, welche Auswirkungen ihr Handeln hat und dafür auch die Verantwortung übernehmen. Hier schadet es nicht, folgende Überlegungen anzustellen: Wie behandle ich die Menschen, die mir ihre Arbeitskraft zur Verfügung stellen?

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Woher beziehe ich meine Rohstoffe? Von wem lasse ich mich beliefern? Und was ist jenen wichtig, die bei mir kaufen? Kann ich es mir leisten, bei meinen Führungsentscheidungen die Menschenrechte oder andere soziale Aspekte gänzlich außer Acht zu lassen? Nachhaltiges und verantwortungsvolles Handeln sollten mehr sein als nur leere Schlagworte, auch um negative Bumerangeffekte zu vermeiden. Dass Werteorientierung und wirtschaftlicher Erfolg vereinbar sind, zeigt unter anderem Sonnentor. Und nicht nur das, oftmals wird gerade der Fokus auf Nachhaltigkeit zum USP.

Kollaboration statt Konkurrenz: Wie Unternehmen gemeinsam den Wandel gestalten

Natürlich ist der Wandel vom Profit hin zum Sinn nicht immer einfach. Das gesamte System muss sich ändern und alte Strukturen und Hierarchien aufgebrochen werden. Incentives sollten sich an den neuen, langfristigen Werten ausrichten. Und in Punkto Zusammenarbeit geht die Entwicklung weg vom Konkurrenzdenken hin zu Kollaboration. Auch für Führungskräfte werden Sinn und die Gestaltung positiver Veränderungen wichtiger als Status oder Karriere.

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Sustainable Leadership: Die Zukunft der Wirtschaft

Wichtig ist, sich vor Augen zu führen, dass dieser Wandel bei uns selbst beginnen muss. Als Business School sind wir dafür verantwortlich, unseren Studierenden Sustainable Leadership näher zu bringen, weil es für die Wirtschaft von morgen unverzichtbar ist.In unseren Programmen geben wir daher Führungskräften essenzielles Rüstzeug auf drei wesentlichen Ebenen mit: profit, people and planet. Wahre Leader sollten ihren Impact auf die Gesellschaft bestmöglich sinnstiftend und selbstbestimmt einsetzen.Studierende unserer Executive MBA Programme beschäftigen sich etwa in CSR & Ethics-Modulen mit sozialer und ethischer Führungsverantwortung und können dabei ihre persönlichen Werte mit jenen ihres Unternehmens abgleichen.

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In unserem einzigartigen Leadership Lab können sie Lerninhalte wiederholen und reflektieren, was für einen positiven Einfluss ihr Führungsverhalten und ihre Karriereziele auf ihr Leben, ihre Organisation und die Gesellschaft im Allgemeinen haben können. Ein wesentlicher Faktor dabei ist auch das Lernen voneinander in den sehr diversen Klassen mit den unterschiedlichsten Menschen aus bis zu 30 Nationen. So werden unsere Studierenden verantwortungsvolle Führungskräfte für ein nachhaltigeres Morgen.

Barbara Stöttinger, Dekanin der WU Executive Academy