New Work Konzepte : Neue Studie zeigt: Flexible Arbeitsformen steigern Jobvermittlung und Produktivität
Inhalt
- New Work prägt die Zukunftswirtschaft
- Potenziale für Arbeitsmarkt durch flexible Arbeitsformen
- Was ist New Work?
- Beispiele der Anwendung von New Work bei jungen Unternehmen
- Beispiel für New Work bei der Österreichischen Post AG
- Beispiel für New Work bei der Brau Union
- Beispiel für New Work bei Telekom Austria
- Nachteile der New Work-Modelle

Flexible Arbeitsmodelle steigern die Produktivität und erleichtern die Jobvermittlung, wie eine Studie von EcoAustria im Auftrag der Jungen Wirtschaft zeigt.
- © Fotolia / IM GrafikNew Work prägt die Zukunftswirtschaft
Flexible Arbeitsformen können die Vermittlung von Jobs verbessern und neue Arbeitskräfte mobilisieren. Eine Studie des wirtschaftsnahen Thinktanks EcoAustria, im Auftrag der Jungen Wirtschaft in der WKÖ (JW), kommt zu diesem Ergebnis. Laut der Studie ermöglichen neue Arbeitsformen, die unter der Definition "New Work" zusammengefasst werden, ein besseres "Matching" zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern. Auch die Produktivität der Arbeitszeit bestehender Arbeitskräfte wird dadurch gesteigert.
Die Studie definiert "New Work" als neue Arbeitsformen oder Beschäftigungsverhältnisse, die sich von den traditionellen Arbeitsformen unterscheiden. Dazu gehören Telearbeit, flexible Arbeitszeiten ohne festen Rahmen, die Beschäftigung bei mehreren Arbeitgebern oder grenzüberschreitendes Arbeiten, wie bei den "digitalen Nomaden".
Potenziale für Arbeitsmarkt durch flexible Arbeitsformen
Die Studie sieht viele Potenziale für den Arbeitsmarkt durch flexible Arbeitsformen. Menschen, die bisher wegen Betreuungspflichten nicht arbeiten konnten, könnten mobilisiert werden, wenn sie ihre Arbeitszeit frei einteilen oder ortsunabhängig arbeiten könnten. Ein weiteres Beispiel nennt die Studie: Personen, die sonst weite Anfahrtswege hätten, könnten von zu Hause aus arbeiten. Arbeitnehmer mit speziellen Qualifikationen wären nicht mehr nur an einen Arbeitgeber gebunden, und Unternehmen könnten Arbeitskräfte aus einem global vernetzten Markt rekrutieren.
"Insgesamt besteht mit New Work die Aussicht auf eine Steigerung der betrieblichen und systemischen Wettbewerbsfähigkeit, höhere Beschäftigung, bessere Exportchancen und eine erleichterte Einbindung österreichischer Unternehmen in internationale Wertschöpfungsketten", so Studienautorin Monika Köppl-Turyna. Voraussetzung dafür sei, dass neben den traditionellen Arbeitsformen auch Raum für zeitliche und räumliche Flexibilität geschaffen werde.
Dies könne auch nur einzelne Rollen in Unternehmen betreffen, da New Work nicht auf jeden Beruf übertragbar sei. Köppl-Turyna erwartet, dass die Digitalisierung, der Abbau hierarchischer Unternehmenskulturen, die demografische Entwicklung und der gesellschaftliche Wertewandel in Richtung Vereinbarkeit von Beruf und Familie neue Arbeitsformen fördern werden.
Was ist New Work?
Der Begriff "New Work" wurde von dem amerikanischen Sozialphilosophen Frithjof Bergmann in den 1980er Jahren geprägt und beschreibt ein neues Verständnis von Arbeit, das sich durch die Digitalisierung, Globalisierung und den demografischen Wandel entwickelt hat. New Work stellt traditionelle Arbeitsmodelle infrage und fördert eine flexible, autonome und sinnorientierte Arbeitsweise. Ziel ist es, die Bedürfnisse der Arbeitnehmer in den Mittelpunkt zu stellen und gleichzeitig die Effizienz und Innovationskraft von Unternehmen zu steigern.
5 Kernprinzipien von New Work
- Flexibilität und Autonomie: Arbeitnehmer haben mehr Freiheiten bezüglich ihrer Arbeitszeit und des Arbeitsorts. Homeoffice und Remote Work sind zentrale Bestandteile dieses Prinzips, wobei Vertrauen und Eigenverantwortung der Mitarbeiter im Vordergrund stehen.
- Sinnorientierung: Arbeit soll nicht nur ein Mittel zum Lebensunterhalt sein, sondern auch als erfüllend und sinnstiftend erlebt werden. Dies erfordert, dass Unternehmen ihren Mitarbeitern Aufgaben und Projekte bieten, die ihren persönlichen Werten und Interessen entsprechen.
- Partizipation und Mitbestimmung: Mitarbeiter sollen stärker in Entscheidungsprozesse eingebunden werden. Flache Hierarchien und agile Arbeitsmethoden fördern die Zusammenarbeit und die Mitgestaltung der Arbeitsprozesse.
- Technologische Unterstützung: Die Nutzung moderner Technologien ermöglicht effizienteres Arbeiten und erleichtert die Kommunikation und Kollaboration über geografische Grenzen hinweg. Digitale Tools und Plattformen sind integraler Bestandteil der neuen Arbeitswelt.
- Kontinuierliche Weiterbildung: Angesichts der raschen technologischen und wirtschaftlichen Veränderungen ist lebenslanges Lernen essenziell. Unternehmen investieren verstärkt in die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter, um deren Kompetenzen zu erweitern und die Innovationsfähigkeit zu sichern.
Beispiele der Anwendung von New Work bei jungen Unternehmen
Laut dem aktuellen Konjunkturbarometer der Jungen Wirtschaft sind neue Arbeitsformen in "jungen Unternehmen" in einigen Bereichen bereits Realität. 45 Prozent der mehr als 1.000 befragten Jungunternehmer haben in den vergangenen drei Jahren Maßnahmen zur Flexibilisierung der Arbeit ergriffen. Die Hälfte der Befragten kann sich New Work im eigenen Unternehmen vorstellen, um Effizienz zu steigern, die Mitarbeiterzufriedenheit zu erhöhen und eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu ermöglichen.
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"New Work ist für uns kein Modethema, sondern ein Ansatz, um die Wettbewerbsfähigkeit unserer Betriebe durch mehr Flexibilität und neue Technologien nachhaltig zu stärken", so JW-Bundesvorsitzende Bettina Dorfer-Pauschenwein. Die Junge Wirtschaft fordert bessere Rahmenbedingungen für flexibleres Arbeiten. Konkrete Forderungen sind der flächendeckende Ausbau der ganztägigen Kinderbetreuung, eine steuerlich absetzbare Bildungsprämie für Weiterbildung, die Schaffung rechtlicher Rahmenbedingungen für flexible Arbeitszeitmodelle und ein Digital Nomad Visum für Drittstaatsangehörige.

Beispiel für New Work bei der Österreichischen Post AG
Die österreichische Post AG hat sich frühzeitig auf den Weg gemacht, New Work-Konzepte in ihrem Unternehmen zu integrieren. Die Einführung von flexiblen Arbeitszeiten und die Möglichkeit zum Homeoffice sind zentrale Maßnahmen, die die Post AG ergriffen hat, um den Bedürfnissen ihrer Mitarbeiter gerecht zu werden. Zusätzlich wurde ein internes Programm zur Förderung der digitalen Kompetenzen ins Leben gerufen, um sicherzustellen, dass die Belegschaft mit den neuesten technologischen Entwicklungen Schritt halten kann.
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Diese Maßnahmen haben zu einer höheren Mitarbeiterzufriedenheit und -bindung geführt. Die Post AG berichtet von einer gesteigerten Produktivität und einer verbesserten Work-Life-Balance ihrer Angestellten, was sich positiv auf das Betriebsklima und die Unternehmensleistung ausgewirkt hat.
Beispiel für New Work bei der Brau Union
Ein weiteres Beispiel ist die Brau Union Österreich, die ebenfalls innovative Ansätze zur Gestaltung der Arbeitswelt verfolgt. Das Unternehmen hat eine offene Bürokultur eingeführt, die auf Transparenz und Zusammenarbeit setzt. Flache Hierarchien und agile Arbeitsmethoden fördern die Partizipation der Mitarbeiter an Entscheidungsprozessen und ermöglichen eine schnelle Anpassung an Marktveränderungen.
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Die Brau Union setzt zudem auf eine kontinuierliche Weiterbildung ihrer Mitarbeiter, um deren fachliche und persönliche Entwicklung zu unterstützen. Die Erfahrungen des Unternehmens zeigen, dass diese Maßnahmen nicht nur die Innovationskraft stärken, sondern auch die Motivation und das Engagement der Mitarbeiter deutlich erhöhen.
Beispiel für New Work bei Telekom Austria
Auch Telekom Austria gehört zu den Vorreitern in Sachen New Work. Das Unternehmen hat ein umfangreiches Programm zur Förderung der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben entwickelt. Dazu zählen flexible Arbeitszeitmodelle, Homeoffice-Möglichkeiten und Maßnahmen zur Unterstützung der Mitarbeiter in der Familienbetreuung.
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Telekom Austria hat zudem in moderne Arbeitsumgebungen investiert, die auf offenen Raumkonzepten und kollaborativen Arbeitsplätzen basieren. Die positiven Erfahrungen spiegeln sich in einer erhöhten Mitarbeiterzufriedenheit wider, was sich wiederum positiv auf die Produktivität und Innovationsfähigkeit des Unternehmens auswirkt.
Nachteile der New Work-Modelle
- Verwischung von Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben: Die Flexibilität, die New Work bietet, kann dazu führen, dass die Trennung zwischen Beruf und Freizeit schwer fällt. Dies kann zu einem ständigen Gefühl der Erreichbarkeit und letztlich zu Stress und Burnout führen.
- Gefühl der Isolation: Homeoffice und Telearbeit können das Gefühl der Isolation verstärken. Der Mangel an täglicher Interaktion mit Kollegen kann das Zugehörigkeitsgefühl und die Teamdynamik beeinträchtigen, was besonders für extrovertierte Persönlichkeiten herausfordernd sein kann.
- Selbstmanagement: Flexible Arbeitsmodelle setzen ein hohes Maß an Selbstdisziplin und Zeitmanagement voraus. Nicht alle Mitarbeiter sind gleichermaßen in der Lage, ihre Zeit effektiv zu organisieren und produktiv zu arbeiten, wenn sie nicht in einem strukturierten Umfeld sind.
- Technische Probleme: Die Umsetzung von New Work erfordert eine zuverlässige technische Infrastruktur. Probleme mit der Internetverbindung oder der technischen Ausrüstung können die Arbeit erheblich beeinträchtigen und zu Frustrationen führen.
- Ungleiche Chancen: Flexible Arbeitsmodelle sind nicht für alle Berufsgruppen oder Tätigkeiten geeignet. Dies kann zu Ungleichheiten innerhalb des Unternehmens führen, da nicht alle Mitarbeiter die gleichen Vorteile nutzen können.
- Veränderung der Unternehmenskultur: Die Einführung von New Work kann bestehende Unternehmenskulturen verändern und Widerstand bei Mitarbeitern hervorrufen, die sich an traditionelle Arbeitsweisen gewöhnt haben.
- Rechtliche Unsicherheiten: Neue Arbeitsformen können rechtliche Unsicherheiten mit sich bringen, insbesondere hinsichtlich Arbeitszeitregelungen, Datenschutz und Haftung. Diese müssen klar geregelt werden, um Missverständnisse und rechtliche Probleme zu vermeiden.
- Überwachung: Um die Produktivität im Homeoffice zu gewährleisten, setzen einige Unternehmen Überwachungstools ein. Dies kann das Vertrauensverhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer belasten und das Gefühl der Privatsphäre einschränken.