Robotik als Produktivitätshebel : Kuka-Manager Nagler: "Haben nicht nur die Automobilhersteller im Auge"

Nagler Kuka

Reinhard Nagler, Kuka:

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INDUSTRIEMAGAZIN: Herr Nagler, welche Automatisierungstechnologien erfahren zur Zeit gerade starke Nachfrage?

Reinhard Nagler:
In unserem Österreich-Geschäft werden insbesondere Automatisierungstechnologien für Klein- und Mittelständische Unternehmen (KMU) wie Robotik, mobile Plattformen und mobile Roboter stark nachgefragt. Getrieben von Facharbeitermangel und steigenden Produktionskosten ermöglicht die Robotik für kleine wie auch große Betriebe, repetitive Aufgaben zu automatisieren und damit die Produktivität sowohl zu sichern als auch zu steigern. Mobile Plattformen und Roboter bringen mehr Flexibilität in Produktion und Logistik.

Sie sind in der Lage, Aufgaben an unterschiedlichen Einsatzorten auszuführen, was die Auslastung von Anlagen verbessert. Flexible Anlagen ermöglichen es, auf sich verändernde Marktanforderungen schnell reagieren zu können, um langfristigen Erfolg zu sichern. Durch clevere Automatisierung kann auch am teuren Standort Österreich wettbewerbsfähig und innovativ produziert werden.

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Welche Technologiesegmente verdienen die Zuschreibung „Wachstumsmärkte“?

Nagler: Technologisch wird sich viel um das Thema Simulation mit Fokus auf Digitalen Zwillingen drehen, dicht gefolgt von KI-basierter Unterstützung und KI-generierten Programmen in all ihren Facetten. Mit Blick auf roboterbasierte Automatisierung werden mobile Roboter immer mehr in die Märkte drängen.

Gibt es selbst in stagnierenden Märkten wie Automotive Wachstumschancen?


Nagler:
Generell wissen wir, dass die Automobilindustrie dynamisch und technologisch sehr oft Vorreiter ist. Die Branche erfordert von Automobil-Produzenten eine extreme Flexibilität. Und: Der Automotive-Markt wird sich weiter elektrifizieren. Das öffnet neue Bereiche für roboterbasierte Automatisierung – wie zum Beispiel E-Mobility oder Battery. Roboter werden bereits heute beim Be- und Entladen, sowie beim Handling von (Lithium-Ionen-)Batterien eingesetzt.

Ein weiteres Wachstumsfeld ist die Logistik, die aktuell noch nicht so stark automatisiert ist wie der Automobil-Rohbau. Flexible Logistiksysteme mit autonomen mobilen Plattformen oder auch mobilen Robotern können schnell angepasst werden und damit auch die immer größer werdende Nachfrage nach Modellvielfalt bedienen. Bei KUKA haben wir dabei nicht nur die großen Automobilhersteller im Auge, sondern blicken natürlich auch auf die Zulieferer-Kette. Hier liegen weitere Wachstumschancen.

Wie steigern Sie die Usability von Automatisierungsprodukten?


Nagler:
Für uns umfasst Usability von unseren Produkten sehr viele Bereiche. So bieten wir mit my.KUKA unseren Kunden ein digitales Rundum-Sorglos-Paket. 24/7 ist es damit möglich, Produktdaten und -verfügbarkeiten abzufragen, Hard- und Software-Produkte zu bestellen, Lizenzen und Supportanfragen zu verwalten oder auch die cloudbasierten Plattformen KUKA Xpert und KUKA Robot Selector zu besuchen. Mit Blick auf unsere Produkte ist es unser klares Ziel, industrielle Automatisierung und Robotik in jeden Winkel der Erde zu bringen und einfachen Zugang dazu zu bieten.

Dabei geht es nicht nur um eine Weiterentwicklung der Automatisierung für Experten, sondern auch darum, dass Einsteiger ohne Automatisierungserfahrung, durch eine intuitive Implementierung und einfache Bedienung von Automatisierungslösungen profitieren können. Neuestes Beispiel dafür ist unsere Software KUKA.MixedReality. Sie verbindet die reale mit der virtuellen Welt und reichert so die Umgebung der Roboterzelle anschaulich und unkompliziert mit digitalen Informationen an. Dadurch wird nicht nur die Installation beschleunigt, die Arbeit mit dem Roboter wird zudem sicherer, da Fehler schnell erkannt und behoben werden können.

Sind bei der Energieffizienz von Automatisierungstechnik weiter große Sprünge zu erwarten?


Nagler:
Energieeffiziente Roboter und Anlagen sind ein wichtiger Hebel zur Reduzierung des Energieverbrauchs in der Anwendung bei unseren Kunden. In unserer eigenen Forschung und Entwicklung ebenso wie in der Zusammenarbeit mit namhaften Partnern aus Industrie und Forschung gehen wir gezielt auf Kundenanforderungen ein und arbeiten kontinuierlich an Lösungen mit dem Ziel, die Verbräuche weiter zu reduzieren.

Energieeffiziente Roboter wie die der KR QUANTEC Serie sparen heute, verglichen mit der Generation von 2010, bis zu 60 % Energie bei unseren Kunden ein. Für die Zukunft wird es der Schlüssel sein, dass vor allem große Anlagen mit ihren einzelnen Maschinen so vernetzt sind, dass ein Blick in die detaillierten Daten direkte Optimierungs-Potenziale offenlegt.

Welches Produkt 2023 / 2024 aus Ihrem Portfolio macht Sie stolz?


Nagler:
Wir sind besonders stolz darauf, dass wir unser Portfolio im Bereich der mobilen Robotik erweitert haben. Mobility im Bereich der Automatisierung und Robotik eröffnet völlig neue Anwendungsbereiche – darunter in der Fertigung, im Gesundheitswesen oder auch im Einzelhandel und im Lager. Autonome mobile Robotik (AMR) ist in der Lage, eigenständig zu navigieren, Hindernisse sicher zu erkennen, ihnen auszuweichen oder alternative Routen zu erstellen. Dazu nutzen wir fortschrittliche Sensorik, setzen auf No-Code-Programmierung und modernste Batterietechnik.



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Was macht Sie für nährt die Zuversicht, dass 2024 ein wirtschaftlich gutes Jahr wird?


Nagler:
Geopolitisch bleibt auch 2024 unsicher und viele Experten prognostizieren eine weitere Stagnation für die Industrie – das wird sich vor allem in der Auftragslage und den verhaltenen Investitionen widerspiegeln. Für uns als global agierendes Unternehmen wird es entscheidend sein, angesichts der sehr unterschiedlichen Konjunkturprognosen immer nah an den Kunden und Märkten zu sein. Automatisierung und Digitalisierung stehen als Trendthemen bei vielen Industrie-Unternehmen im Fokus. Das lässt uns zuversichtlich sein.