Mineralölkonzern : OMV könnte Teile des Öl- und Gasgeschäfts an Finanzinvestor veräußern

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OMV: Das US-Finanzunternehmen Carlyle prüft einem Agenturbericht zufolge ein Angebot für einen großen Teil Upstream-Geschäfts.

- © OMV Solutions GmbH

Im September wurde bekannt, dass sich ein norwegisches Konsortium aus vier Unternehmen für Teile der OMV Öl- und Gasförderung interessiert. Auch ein US-Unternehmen soll, so hiess es damals, Interesse bekundet haben. Nun wurde bekannt, dass es sich dabei um den US-Finanzinvestor Carlyle handelt, der einem Agenturbericht zufolge ein Angebot für einen großen Teil des Öl- und Gasgeschäfts des teilstaatlichen OMV-Konzerns gelegt haben soll. Die Private-Equity-Firma habe ein Auge auf die Upstream-Aktivitäten der OMV in diversen Ländern geworfen, berichtete die Agentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen.

Ausdrücklich nicht interessiert ist Carlyle offenbar die Aktivitäten der OMV in Österreich, die Beteiligung an der rumänischen Petrom sowie natürlich die Russland-Aktivitäten der OMV, die derzeit ausserhalb des stark sanktionierten Landes kaum veräusserlich seien. Die Gespräche seien, so Bloomberg, noch im Gange und es sei nicht sicher, dass sie zu einer Transaktion führen würden. Die OMV wollte sich auf Anfrage dazu nicht äußern.

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Das teilstaatliche Unternehmen hat offiziell keine Pläne, sein Öl- und Gasgeschäft zu verkaufen. Allerdings sieht die langfristige Strategie einen Rückzug aus fossilen Rohstoffen bis 2050 vor. Bis 2030 soll die Öl- und Gasproduktion um rund ein Fünftel reduziert werden. Bis dahin soll das ertragreiche Öl- und Gasgeschäft den Konzernumbau in Richtung nachhaltige Kraftstoffe, Chemikalien und Recycling unterstützen. Der österreichische Staat hält über die Staatsholding ÖBAG 31,5 Prozent, weitere rund 25 Prozent gehören Mubadala, dem Staatsfonds aus Abu Dhabi. Die beiden Kernaktionäre hatten 2020 ihren Syndikatsvertrag auf weitere zehn Jahre verlängert. Auch andere Investoren zeigten bereits Interesse an dem Öl- und Gasgeschäft der OMV. Allerdings zog sich die norwegische Aker, die Teil eines Bieterkonsortiums war, bereits wieder zurück.

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Upstream-Portfolio der OMV: Bis 2030 soll die Öl- und Gasproduktion um rund ein Fünftel reduziert werden. Bis dahin soll das ertragreiche Öl- und Gasgeschäft den Konzernumbau in Richtung nachhaltige Kraftstoffe, Chemikalien und Recycling unterstützen. - © OMV

Wert: 5,5 bis 7 Milliarden Dollar?

Mitte Oktober formierte sich ein norwegische Konsortium, das die Öl- und Gasförderung der OMV übernehmen wollte. Konkret hätten ein mittelständischer norwegischer Produzent, ein Private-Equity-Fonds und ein Öl- und Gashändler Interesse daran bekundet, die Mehrheit an der Öl- und Gasproduktion (E&P) der OMV zu übernehmen, hieß es damals. Das Konsortium verspreche die Versorgungssicherheit Österreichs mit Gas. Als "großer Player" wurden damals die Aker ASA + DNO, eine Holding, die an der Börse in Oslo notiert sowie die Tochter Aker BP angegeben. Zusätzlich seien damals die Finanzinvestoren Bluewater und Trafigura an Board gewesen.

Das Konsortium schätzte damals den Wert der 51 Prozent am Upstream-Bereich der OMV auf 5,5 bis 7 Milliarden Dollar. Schon damals war die OMV-Tochter Petrom in Rumänien, wo im Schwarzen Meer große Gasvorkommen lagern sowie die Geschäfte der OMV in Russland nicht inkludiert.

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Zuletzt hat man bei der OMV betont, man wolle keine größere Rolle bei der Gasversorgung Österreichs, als man sie derzeit schon habe. "Wir haben 45 Prozent Marktanteil bei Gas, wir betreiben die einzige Raffinerie und produzieren die Hälfte des Treibstoffs", so OMV-Chef Alfred Stern in den "Salzburger Nachrichten" Mitte November. Der Staat halte zwar 31,5 Prozent am Unternehmen, das heiße aber eben auch, dass 68,5 Prozent der Anteile nicht von der Republik Österreich gehalten werden. "Wir als Vorstand sind allen Aktionärinnen und Aktionären gleich verpflichtet", so Stern. Der OMV-Anteil an Österreichs Gasspeichern von 25 Terawattstunden oder 25 Prozent des Jahresbedarfs sei "mehr als voll", so Stern. Die OMV schaue schon auf den nächsten Winter. "Wir werden uns gut vorbereiten, damit wir wieder erreichen, was wir benötigen."

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