KTM Insolvenz : KTM übertrifft Ziele für 2025 – 100.000 Motorräder verkauft
Inhalt
- KTM stellt ein – Fachkräfte in Österreich und international gesucht
- Neustart bei Pierer Mobility: Produktion steht, Hoffnung wächst
- KTM plant Turnaround nach Rekordverlust – Sanierung soll Kehrtwende bringen
- KTM-CEO Neumeister skizziert strategische Ausrichtung nach Sanierung
- KTM startet unter neuer Führung – Bajaj übernimmt zentrale Rolle
- Wachstum ohne Puffer: Warum KTM ins Straucheln geriet

Blick in die KTM-Produktion am Standort Mattighofen: Nach monatelangem Stillstand soll das Werk Ende Juli 2025 den Betrieb schrittweise wieder aufnehmen.
- © YouTube/Oberbank AGDie Motorradmarke KTM hat im ersten Halbjahr 2025 weltweit deutlich mehr Maschinen verkauft als prognostiziert. Mit rund 100.000 verkauften und 50.000 ausgelieferten Einheiten übertraf der Absatz die eigenen Erwartungen deutlich. Die hohe globale Nachfrage erlaubte nicht nur eine deutliche Reduktion der Lagerbestände, sondern auch die Reaktivierung der Lieferketten.
„Die letzten sechs Monate haben gezeigt, dass der Rückhalt der Motorrad-Community für die Marke KTM ungebrochen ist“, so CEO Gottfried Neumeister. KTM war nach dem abrupten Ende des Corona-bedingten Nachfragehochs ins Straucheln geraten. Hohe Lagerbestände trafen auf sinkende Verkäufe – ein toxischer Mix für die Bilanz. Jetzt scheint sich das Blatt zu wenden: Die Talsohle scheint durchschritten - die Weichen stehen auf Neustart.
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KTM stellt ein – Fachkräfte in Österreich und international gesucht
Mit dem Aufschwung zieht KTM auch personell nach: Der Motorradhersteller sucht aktuell verstärkt nach qualifizierten Mitarbeiter:innen, insbesondere am Stammsitz in Mattighofen.
„KTM ist wieder auf Wachstumskurs und sucht engagierte Fach- und Führungskräfte für alle Standorte“, so CEO Gottfried Neumeister. Bewerber erwartet bei KTM ein international geprägtes Umfeld – inklusive Umzugsservice und regionalem Onboarding.
Neustart bei Pierer Mobility: Produktion steht, Hoffnung wächst
Nach monatelanger Unsicherheit ist die finanzielle Sanierung der KTM AG abgeschlossen – die Gläubiger von Pierer Mobility sind ausbezahlt. In insgesamt rund 1.300 Transaktionen wurden rund 525 Millionen Euro überwiesen, um die vereinbarte 30-Prozent-Quote an Banken und Lieferanten zu erfüllen. Doch trotz des finanziellen Befreiungsschlags stehen die Bänder in den KTM-Werken Mattighofen und Munderfing weiterhin still.
Ein Wiederanlauf der Produktion ist für den 28. Juli geplant. Bis dahin gelten Übergangsregelungen: Seit Mai arbeiten die rund 3.800 Beschäftigten auf Basis einer 30-Stunden-Woche – geregelt über eine Betriebsvereinbarung. Mit dem Wiederhochfahren der Fertigung soll auch die Rückkehr zur Vollzeit erfolgen.
Die starke Nachfrage beschleunigt den Lagerabbau – ob das ausreicht, um die operativen Ziele für 2025 zu erreichen, bleibt abzuwarten.
KTM plant Turnaround nach Rekordverlust – Sanierung soll Kehrtwende bringen
Nach dem historischen Einbruch im Geschäftsjahr 2024 blickt Pierer Mobility wieder optimistischer in die Zukunft: Der operative Verlust von 1,2 Milliarden Euro – ausgelöst durch monatelangen Produktionsstillstand – markierte den bisherigen Tiefpunkt. Doch für 2025 rechnet das Unternehmen mit einem deutlichen Turnaround.
Rund 1,2 Milliarden Euro an Sanierungsgewinn sollen das Unternehmen wieder in die Gewinnzone führen. Auch das Eigenkapital, das im Vorjahr auf minus 193,7 Millionen Euro abgesackt war, soll sich spürbar erholen. Pierer Mobility erwartet, es in den hohen dreistelligen Millionenbereich zurückzuführen.
KTM-CEO Neumeister skizziert strategische Ausrichtung nach Sanierung
Nach dem Abschluss der Sanierung bei Pierer Mobility hat sich KTM-CEO Gottfried Neumeister zur weiteren Ausrichtung des Unternehmens geäußert. Ziel sei es, die operative Stabilität wiederherzustellen und die Position von KTM im internationalen Markt langfristig zu sichern.
Zentrale Rolle spielen dabei weiterhin die bestehenden Werke in Mattighofen und Munderfing. Diese sollen laut Neumeister fester Bestandteil der künftigen Produktionsstrategie bleiben. Spekulationen über eine mögliche Verlagerung erteilte er eine klare Absage.
KTM startet unter neuer Führung – Bajaj übernimmt zentrale Rolle
Mit dem Abschluss der Sanierung beginnt für KTM ein neues Kapitel. Das Unternehmen ist finanziell neu aufgestellt, der Aufsichtsrat neu besetzt, die Produktion soll in Kürze wieder anlaufen. Der langjährige Unternehmenslenker Stefan Pierer hat sich zurückgezogen, die indische Bajaj-Gruppe übernimmt die Kontrolle.
Ob das Unternehmen diese neue Aufstellung in nachhaltigen Markterfolg übersetzen kann, wird sich in den kommenden Monaten zeigen.
Wachstum ohne Puffer: Warum KTM ins Straucheln geriet
Anfang 2024 präsentierte sich KTM noch als stabiler Akteur im internationalen Motorradmarkt. Die Konzernmutter Pierer Mobility AG meldete solide Verkaufszahlen, eine starke Markenposition und eine weltweit vernetzte Marktpräsenz. Branchenanalysten zählten KTM weiterhin zu den innovativen Kräften im globalen Zweiradsegment.
Doch hinter den Kulissen mehrten sich bereits die Risiken. Investitionen in Entwicklung und Marktexpansion trafen auf eine spürbar nachlassende Nachfrage – insbesondere in Europa, dem zentralen Absatzmarkt des Konzerns. Konsumzurückhaltung, wirtschaftliche Unsicherheiten und eine abkühlende Konjunktur verstärkten den Druck.
Gleichzeitig belasteten externe Faktoren wie Lieferengpässe, steigende Rohstoffpreise und die globale Inflation die operativen Abläufe. Die Kostenstruktur blieb hoch, während die Umsätze zurückgingen – ein Ungleichgewicht, das sich im Verlauf des Jahres zuspitzte.
Im Herbst 2024 erreichte die wirtschaftliche Schieflage einen kritischen Punkt: Die Verbindlichkeiten überstiegen 1,8 Milliarden Euro, offene Forderungen gegenüber Lieferanten häuften sich. Das Unternehmen sah sich gezwungen, ein gerichtliches Sanierungsverfahren einzuleiten.
Pierer trat infolgedessen von der operativen Führung zurück. Die Unternehmensstruktur wurde gestrafft, neue Managementstrukturen etabliert und eine strategische Neuausrichtung angestoßen. Die Diskussion über mögliche Produktionsverlagerungen und die Suche nach frischem Kapital zur Stabilisierung des Betriebs kennzeichneten die folgenden Monate.
Die Insolvenz mündete schließlich in die vollständige Übernahme durch den langjährigen Partner Bajaj aus Indien. Damit beginnt ein neues Kapitel für das Traditionsunternehmen, das über Jahrzehnte als Symbol österreichischer Industriekompetenz galt.