Die Zeiten, in denen Ford in Europa eine bedeutende Größe war, sind vorbei. Die Verkaufszahlen für 2024 zeigen deutlich, wie sehr die strategischen Einschnitte – insbesondere die Streichung mehrerer Modelle – die Nachfrage belastet haben. Laut dem Verband der europäischen Automobilhersteller (ACEA) ist der Absatz im Vergleich zum Vorjahr um 17 Prozent eingebrochen.
Ford hat im Jahr 2024 insgesamt rund 426.000 Fahrzeuge in der Europäischen Union, der EFTA (Island, Liechtenstein, Norwegen und Schweiz) sowie im Vereinigten Königreich verkauft. Das sind über 87.000 Fahrzeuge weniger als im Vorjahr. Ein wesentlicher Grund: 2024 war das erste volle Jahr ohne den Ford Fiesta in der Modellpalette. Der Kleinwagenklassiker, über Jahrzehnte ein Verkaufsschlager, wurde ersatzlos gestrichen – und hinterlässt nun eine deutliche Lücke in den Absatzzahlen.
Auch 2025 steht unter keinem guten Stern, denn der Konzern will nun auch den Ford Focus aus dem Portfolio streichen: laut Daten von Dataforce wurde der Focus in Europa über 85.000 Mal verkauft – damit stemmt das Modell im Alleingang nahezu 20 Prozent aller Europa-Verkäufe im vergangenen Jahr. Mit der bevorstehenden Schließung des Ford-Werks in Saarlouis - wo der Focus gefertigt wurde - geht eine Ära zu Ende: Der beliebte Kompaktwagen, 1998 als Nachfolger des Escort und direkter Konkurrent zum VW Golf auf den Markt gebracht, verlässt nach 27 Jahren die europäische Bühne. Entwickelt in Köln, wurde der Focus zu einem weltweiten Erfolg – über 12 Millionen Mal verkauft und in den letzten 25 Jahren gleich viermal das meistverkaufte Auto der Welt.
Fiesta, Ka, Mondeo, S-Max, Galaxy, Ecosport – die Liste der dem Rotstift zum Opfer gefallenen Modelle der letzten fünf Jahre ist bei Ford erschreckend lang. Angesichts des schrumpfenden Portfolios ist der sinkende Marktanteil in Europa wenig überraschend: von vier Prozent im Jahr 2023 auf nur noch 3,3 Prozent im vergangenen Jahr. Damit reiht sich Ford im Ranking der größten Autobauer in Europa auf Rang acht ein und liegt damit nun auch hinter den beiden koreanischen Marken: Hyundai und Kia die jeweils 4,1 Prozent des Marktes für sich beanspruchen. Renaults Billigmarke Dacia ist mit einem Anteil von 4,5 Prozent ebenfalls deutlich beliebter. Die Muttergesellschaft der rumänischen Marke erreichte einen Anteil von 5,4 Prozent, während Skoda das Jahr mit 5,9 Prozent abschloss. Toyota kam auf einen Anteil von 7,2 Prozent, während VW mit 10,6 Prozent unangefochtener Spitzenreiter war.
Warum reduziert Ford sein klassisches Modellangebot so drastisch? Für CEO Jim Farley ist die Antwort klar: Der Konzern wolle „aus dem Geschäft mit langweiligen Autos aussteigen und sich auf das Geschäft mit ikonischen Fahrzeugen konzentrieren“. Zwar räumt er ein, dass Modelle wie der Fiesta und der Focus „von vielen Kunden geliebt wurden“, doch seien diese nicht profitabel genug, um weiter auf sie zu setzen.
Statt auf bewährte Klassiker setzt Ford alles auf die Elektromobilität – doch der wirtschaftliche Erfolg bleibt bislang aus.
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