Europas Auto-Industrie in der Krise : Ford-Stellenabbau in Köln: 2.900 Jobs in Gefahr
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Der US-Autobauer Ford will fast jeden vierten Job an seinem wichtigsten europäischen Standort Köln abbauen.
- © FordDer US-Autobauer Ford plant einen drastischen Stellenabbau an seinem wichtigsten europäischen Standort in Köln. Bis Ende 2027 sollen in Deutschland 2.900 Arbeitsplätze gestrichen werden, fast ausschließlich in Köln. Dort beschäftigt das Unternehmen derzeit rund 12.000 Menschen. Auch in Großbritannien sollen 800 Stellen wegfallen, während in anderen EU-Ländern 300 Arbeitsplätze betroffen sind. Diese Maßnahmen sollen laut Ford dazu beitragen, Kosten zu senken und die Wettbewerbsfähigkeit in Europa zu sichern.
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Stellenabbau trotz Milliardeninvestitionen in Elektromobilität
In den letzten Jahren hat Ford knapp zwei Milliarden Euro in seinen Kölner Standort investiert, um die Produktion von Elektroautos voranzutreiben. Die Fertigung des Verbrennermodells Fiesta wurde eingestellt, und stattdessen werden nun zwei rein elektrische Modelle produziert. Doch die Erwartungen an die Elektromobilität wurden bislang nicht erfüllt.
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Im Pkw-Segment hat Ford in Europa erhebliche Verluste erlitten. Gründe hierfür sind hohe Umstellungskosten auf Elektroautos, wachsende Konkurrenz durch neue Anbieter sowie strikte CO₂-Emissionsziele. Gleichzeitig erschweren der Wegfall staatlicher Förderungen und die zurückhaltende Nachfrage nach Elektroautos den Markt.
Der angekündigte Stellenabbau hat am Standort Köln große Empörung ausgelöst. Der Betriebsrat sprach von einem "schwarzen Tag für Ford". Betriebsratschef Benjamin Gruschka kritisierte das Vorgehen des Managements scharf und betonte, dass betriebsbedingte Kündigungen laut Betriebsvereinbarung bis 2032 ausgeschlossen seien. Dennoch zeigt sich Ford-Manager Marcus Wassenberg entschlossen, die Kürzungen umzusetzen: „Wir müssen schwierige, aber notwendige Maßnahmen ergreifen, um die Wettbewerbsfähigkeit von Ford in Europa zu sichern.“
Herausforderungen für die Automobilindustrie
Während Köln im Fokus der Kürzungen steht, ist der Standort Saarlouis von den neuen Plänen nicht direkt betroffen. Dort wird die Produktion von Verbrennermodellen jedoch bereits Ende 2025 eingestellt, was ebenfalls zu einem deutlichen Personalabbau führt.
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Die Ankündigung sorgte auch in der Politik für besorgte Reaktionen. NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüstbezeichnete die Entscheidung als schweren Schlag für Mitarbeiter, Familien und den Automobilstandort Deutschland. Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker sprach von den "Leidtragenden des Strukturwandels" und forderte, dass Ford seiner Verantwortung gerecht werde.
Die Probleme bei Ford sind Teil einer größeren Krise in der europäischen Automobilindustrie. Der Wegfall staatlicher Förderprogramme, wirtschaftliche Unsicherheiten und Kaufzurückhaltung belasten die gesamte Branche. Marcus Wassenberg appellierte an die Politik: „Wir brauchen verlässliche Rahmenbedingungen, eine stärkere Ladeinfrastruktur und Maßnahmen, um die Wettbewerbsfähigkeit unserer Schlüsselindustrie zu sichern.“
Ford befindet sich mitten in einem Schrumpfkurs: 2018 beschäftigte das Unternehmen in Köln noch 20.000 Menschen, bis Ende 2027 könnte diese Zahl auf weniger als die Hälfte sinken. Trotz Milliardeninvestitionen in Elektromobilität bleibt der Erfolg bisher aus.