BYD Elektroautos : Elektroauto-Wahnsinn in China: Tausende Neuwagen verstauben – BYD & Co im Strudel der Überproduktion

Die Bilder der sogenannten „Zero Mileage Used Cars“ – offiziell registriert, aber nie gefahren – sind Ausdruck eines tieferliegenden Problems.
- © BYDDrohnenbilder aus China sorgen für Aufsehen: Aufnahmen aus Städten wie Hefei, Chengdu oder Weifang zeigen riesige Parkflächen voller Neuwagen. Tausende Fahrzeuge mit Tageszulassung – ungenutzt, staubig, und seit Monaten offenbar unbewegt. Besonders häufig zu sehen: Modelle von BYD, Nio sowie den Huawei-nahen Marken Seres und Aito. Die Kilometerzähler nahezu bei null.
Solche Bilder gehen derzeit viral – auf Plattformen wie Weibo und Douyin. Bemerkenswert ist dabei nicht nur der Inhalt, sondern auch die Tatsache, dass solche Aufnahmen im stark kontrollierten chinesischen Internet überhaupt kursieren dürfen. Das sei, so Beobachter, „ein Signal dafür, dass etwas im System in Bewegung gerät“.
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Chinas Elektroautoindustrie: Vom Vorzeigeprojekt zur Überproduktionskrise
Lange galt Chinas Elektroautoindustrie als Symbol der industriellen Zukunft: ambitioniert, innovativ, massiv staatlich gefördert. Marken wie BYD, Xpeng oder Nio wurden in Rekordzeit zu globalen Akteuren. Im Jahr 2024 verkauften chinesische Hersteller 10,6 Millionen Elektroautos – mehr als der Rest der Welt zusammen. Der Marktanteil: über 60 Prozent.
Gleichzeitig liefen rund 30 Millionen Fahrzeuge in chinesischen Fabriken vom Band – bei einer theoretischen Produktionskapazität von bis zu 60 Millionen Autos jährlich. Das entspricht mehr als der Hälfte des weltweiten Bedarfs – und verdeutlicht das Ausmaß der Überkapazitäten.
In China buhlen knapp einhundert Autohersteller um Marktanteile. Was lange als Innovationsmotor galt, entwickelt sich nun zur Schwachstelle der Branche. Die viralen Bilder sogenannter „Zero Mileage Used Cars“ – Fahrzeuge mit Zulassung, aber ohne Einsatz – werfen ein grelles Licht auf ein systemisches Problem.
Denn viele Hersteller haben offenbar im großen Stil für die Statistik produziert: Fahrzeuge wurden zugelassen, nie verkauft, aber als Absatz verbucht. Ziel: gute Verkaufszahlen für Investoren und Behörden. Die Zulassungen ermöglichten gleichzeitig den Zugang zu staatlichen Subventionen.
Handelsministerium greift durch – und Branchenintern wächst die Kritik
Vergangene Woche lud das chinesische Handelsministerium Führungskräfte von BYD, Dongfeng und weiteren Herstellern ein – wegen des Verdachts auf Manipulation von Verkaufszahlen über Gebrauchtwagenkanäle. Laut einer Analyse von Bloomberg handelt es sich um ein strukturelles Problem, insbesondere bei stark subventionsabhängigen Herstellern.
Die Parallelen zur chinesischen Immobilienkrise sind nicht zu übersehen. Der Vergleich kommt dabei aus der Branche selbst. Der CEO von Great Wall Motors, dem siebtgrößten Autobauer Chinas, erklärte in einem Interview: „Heute erlebt die chinesische Automobilindustrie ihr eigenes Evergrande.“ Er fügte hinzu: „Im Unterschied zur Immobilienbranche ist die Autoindustrie allerdings bisher nicht zusammengebrochen.“
Der Branchenprimus BYD hat zuletzt drastisch reagiert: Manche Modelle wurden um bis zu 34 Prozent im Preis gesenkt. Das Einstiegsmodell Seagull ist nun schon ab rund 7000 Euro erhältlich – ein aggressiver Preis, der vor allem westliche Hersteller unter Druck setzen dürfte. Doch viele Experten sehen darin weniger eine Kampfansage als einen verzweifelten Versuch, Lagerbestände zu reduzieren und Produktionslinien auszulasten.