Auch andere Einsatzfelder sind mit der Technologie möglich. Das Revolutionäre liegt also auch in der Fülle an Möglichkeiten...
Brandmayr: Ja, die Technologie ist tatsächlich in allen Lebensbereichen von Modern Living über New Mobility, Gaming bis Smart Home Lösungen einsetzbar. Ich denke da beispielsweise an revolutionäre Bedienkonzepte, etwa für Maschinensteuerungen in der Industrie bis zu intuitiven Bedienelementen im Haushalt oder an innovative Lenk- oder Sicherheitsysteme in der Mobilität.
Ein neues Produkt spült sehr unmittelbar Kapazitäten in ein Werk. Wie flexibel ist eine Autoteile-Produktion eigentlich umrüstbar?
Brandmayr: Kurzfristig besteht keine Notwendigkeit, Maschinen im großen Stil umzurüsten, die konventionelle Teileproduktion ist mittelfristig gesichert. Wichtiger als neues Produktionsequipment wie Investitionen in neue, große Serienanlagen ist es, am Mind-Set der Mitarbeiter zu investieren. Wir müssen viel kurzzyklischer werden, wegkommen von den Zehnjahreszyklen in der Zulieferindustrie. Entscheidend ist die positive Emotionalisierung der Mitarbeiter - egal ob in der Entwicklung oder Produktionsplanung.
Wie schnell geht so etwas?
Brandmayr: Uns helfen enorm quick wins. Ich meine keine kaufmännischen quick wins, keine schnellen Umsätze oder Investitionsförderungen. Sondern solche, die die Emotion schüren. Unser Besuch auf der Unterhaltungselektronikfachmesse CES in Las Vegas 2019 war so ein quick win. Das spornt an, an die Grenzen zu gehen.
Peter Sticht, Stiwa: "Seit damals sind wir anders"
Als Aussteller der CES wird man von der alteingesessenen Industrie wohl hauptsächlich noch belächelt....
Brandmayr: Die mitteleuropäische Industrie war über Jahrzehnte höchst erfolgreich, und ist es nach wie vor. „More oft the same“ wird aber nicht die Zukunft sein. Auf der CES waren afrikanische Gemeinschaftsstände vertreten, asiatische sowieso. Nicht vertreten waren aber im Startup-Bereich deutsche oder österreichische Länderstände. Das stimmt bedenklich. Wir müssen weg vom Einzelkämpfertum zu netzwerkartigem Agieren.
Das heißt, die Mentalität der kontinuierlichen Verbesserung, eigentlich eine Ingenieurstugend, hat sich in Teilen überlebt?
Brandmayr: Bei den neuen Themen in der Advanced Products reicht KVP nicht mehr aus. Es braucht Innovation durch Disruption. Wir müssen wirklich an die Grenzen gehen, um Quantenspünge zu schaffen.