Automotive : Zulieferer Vitesco: auf lokale Produktion setzen

Vitesco Mitarbeiter

Viele Mitarbeiter bei Vitesco wurden bereits weiterqualifiziert.

- © YouTube/ Vitesco Technologies

Viele Zulieferer der Automobilbranche leiden seit längerem unter dem Teilemangel und anderen Lieferkettenschwierigkeiten. Vitesco, spezialisiert auf Antriebstechnologie, will das Problem nun für sich so lösen: Regionalisierung.

Laut CEO Andreas Wolf spricht der Automobilzulieferer mit Kunden darüber, wie die Liefernetze stärker gemacht werden können – auch zu höheren Kosten.

"Ganz konkret sprechen wir mit Kunden darüber, die Vorprodukte aus China beziehen, und fragen: Was würde es denn kosten, wenn man diese Vorproduktion in Europa oder in den USA direkt hätte?", sagt Wolf.

Vitesco hat seinen Hauptsitz in Regensburg und laut dem Unternehmen hat Deutschland bei der Beschaffung von Komponenten gegenüber anderen Ländern und Regionen einen Kostennachteil. "Ich denke aber, dass man Kosten, die man bisher nie so richtig berücksichtigt hat, dazu addieren muss - zum Beispiel unterbrochene Lieferketten und Störungen der eigenen Produktion", so Wolf. "Die Sicherheit der Lieferkette ist ein ganz wichtiger Hebel für uns."

Mangel an Bauteilen ist derzeit ein großer Sorgenfaktor für die frühere Continental-Tochter. Das Auftragsbuch ist voll, die Aufträge können teilweise nicht bearbeitet werden. "Für die Zukunft gehe ich davon aus, dass Lieferketten stärker regionalisiert werden", sagt Wolf.

Lieferkettenreaktion

Der Vitesco-Chef geht auch ins Detail: Turbolader oder Hochdruckpumpen für Einspritzsysteme hätten keine langfristigen Chancen mehr auf Wachstum oder Weiterentwicklung. Grund dafür seien Umstellungen durch die Elektrifizierung. "Entsprechende Standorte werden runtergefahren oder geschlossen", so Wolf. Andere Produkte hingegen seien technologisch anspruchsvoll, profitierten von der Nähe zur Entwicklung und seien auch nicht sehr lohnintensiv. "Diesen Schritt planen wir in Nürnberg."

Auf welche Mitarbeiter setzt Vitesco in Zukunft?

Was die Kosten von Mitarbeitern angeht, wählt Vitesco auch andere Schritte: Im Nürnberger Werk werden bis zu zwei Drittel der Stellen abgebaut. 800 von 1.160 Stellen werden gestrichen. „Wir können die Rahmenbedingungen wie Lohn- oder Energiekosten nicht ändern“, sagt Wolf.

Ingenieure werden möglichst in der Belegschaft gehalten. Die Umschulung im Bereich Elektronik sei machbar, gut 1.000 Mitarbeiter bereits weiterqualifiziert.

Vitesco versucht, alle Ingenieure mitzunehmen. Die Reklamation in der Elektronik ist relativ einfach. Tausend gute Mitarbeiter haben sich neu qualifiziert.

"Es gibt aber auch Standorte, wie zum Beispiel in Korea, die künftig komplett mit Produkten für die Elektrifizierung gefüllt werden, obwohl sie heute noch Verbrennerkomponenten fertigen", so Wolf. "Dort werden wir sogar Mitarbeitende einstellen." Wie viele Mitarbeiter tatsächlich vom Umbau betroffen sein werden, sei schwer vorherzusagen.

Im vergangenen Jahr hat Vitesco mit 37.000 Mitarbeitern an 50 Standorten 8,3 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftet. Derzeit gehen bei Vitesco rund 80 Prozent der Aufträge bereits für Elektroautoteile ein - das werde auch so bleiben, sagte Wolf. Beim Umsatz stehen die Elektroteile allerdings noch lediglich für rund 10 Prozent des Geschäfts. 2024 oder 2025 soll es rund ein Drittel sein, bis 2030 soll der Anteil auf über 70 Prozent anziehen.