Mexiko, Kanada, China, EU : Zoll-Chaos unter Trump: Welche US-Zölle aktuell gelten – und welche nicht

"Unfairer Handel", mangelnde Bekämpfung der irregulären Migration, Schmuggel der tödlichen Droge Fentanyl in die USA: Dies führt US-Präsident Donald Trump als Gründe für zahlreiche neue Zölle auf Einfuhren in die USA an.
- © Jeffrey Phelps / AP / picturedesk.comUS-Präsident Donald Trump hat in seiner zweiten Amtszeit eine Reihe von Handelskonflikten initiiert, die durch die Einführung neuer Zölle auf Importe in die Vereinigten Staaten gekennzeichnet sind. Diese Maßnahmen wurden mit Argumenten wie "unfairer Handel", unzureichender Kontrolle der irregulären Migration und dem Schmuggel der tödlichen Droge Fentanyl in die USA begründet. Einige dieser Zölle sind bereits in Kraft, während weitere angekündigt wurden.
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Handelsstreit innerhalb Nordamerikas
Der Handelsstreit in Nordamerika verschärfte sich Anfang 2025 deutlich, als US-Präsident Donald Trump neue Strafzölle gegen Mexiko und Kanada ankündigte – zwei der engsten Wirtschaftspartner der Vereinigten Staaten. Geplant war ursprünglich, ab dem 1. Februar Einfuhrzölle in Höhe von 25 Prozent auf nahezu alle Warenimporte aus beiden Ländern zu erheben. Die Maßnahme wurde mit dem Schutz nationaler Interessen und der Bekämpfung von Drogen- und Menschenschmuggel an der Südgrenze begründet.
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Kurz vor dem Inkrafttreten verschob Trump die Einführung jedoch um einen Monat, nachdem es zu diplomatischen Gesprächen und ersten Zugeständnissen seitens Mexikos und Kanadas gekommen war. Am 4. März 2025 traten die Zölle schließlich auf bestimmte landwirtschaftliche Produkte wie Avocados, Tomaten und Beeren in Kraft – mit massiven Auswirkungen auf Lieferketten und Lebensmittelpreise. Doch bereits drei Tage später setzte die US-Regierung viele dieser Zölle wieder aus, um den Handlungsspielraum für neue Verhandlungen zu wahren. Produkte, die unter das Freihandelsabkommen USMCA fallen, waren von den Maßnahmen ohnehin weitgehend ausgenommen.
Kanada reagierte mit der Ankündigung, US-Waren im Wert von rund 87 Milliarden Dollar mit Vergeltungszöllen zu belegen. Auch Mexiko bereitete entsprechende Maßnahmen vor. Der Konflikt belastet seither das wirtschaftliche Klima in der gesamten Region.

Liste der angekündigten und umgesetzten Zölle
Seit Januar 2025 hat Präsident Donald Trump eine Reihe von Zöllen angekündigt und implementiert, die erhebliche Auswirkungen auf den internationalen Handel haben. Im Folgenden finden Sie eine aktualisierte und detaillierte Übersicht dieser Maßnahmen:
Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte:
- Ankündigung: Am 10. Februar 2025 unterzeichnete Präsident Trump Dekrete zur Wiedereinführung und Ausweitung der 2018 eingeführten Zusatzzölle auf Stahl- und Aluminiumprodukte.
- Inkrafttreten: Diese Zölle traten am 12. März 2025 in Kraft und betreffen alle Stahl- und Aluminiumimporte, einschließlich der aus der Europäischen Union.
tagesschau.de - Aktueller Stand: Die Zölle sind weiterhin in Kraft.
Zölle auf Importe aus Kanada und Mexiko:
- Ankündigung: Am 1. Februar 2025 kündigte Präsident Trump Zölle von 25 % auf alle Warenimporte aus Kanada und Mexiko an, mit einem reduzierten Satz von 10 % für kanadische Energieexporte.
- Inkrafttreten: Nach einer einmonatigen Aussetzung traten die Zölle am 4. März 2025 in Kraft.
- Aktueller Stand: Die Zölle wurden teilweise umgesetzt, wobei einige USMCA-konforme Waren bis zum 2. April 2025 von den Zöllen ausgenommen sind.
Zölle auf Importe aus China:
- Ankündigung: Ebenfalls am 1. Februar 2025 kündigte Präsident Trump zusätzliche Zölle von 10 % auf chinesische Warenimporte an.
- Inkrafttreten: Diese Zölle traten am 4. Februar 2025 in Kraft und wurden am 4. März 2025 auf 20 % erhöht.
- Aktueller Stand: Die erhöhten Zölle sind weiterhin in Kraft.
Zölle auf europäische Produkte:
- Ankündigung: Am 2. Februar 2025 äußerte Präsident Trump die Absicht, Zölle auf europäische Waren zu erheben, insbesondere auf alkoholische Getränke wie Wein und Champagner.
- Aktueller Stand: Die Umsetzung dieser Zölle ist noch in Planung, und es finden Verhandlungen mit der Europäischen Union statt.
Untersuchungen zu weiteren Importzöllen:
- Ankündigung: Zwischen Februar und März 2025 leitete Präsident Trump Untersuchungen ein, um mögliche Zölle auf Kupfer, Holzprodukte, Automobile, Halbleiter und Pharmazeutika zu prüfen.
- Aktueller Stand: Die Ergebnisse dieser Untersuchungen stehen noch aus, und es wurden bislang keine konkreten Zölle eingeführt.
Geplante reziproke Zölle:
- Ankündigung: Am 13. Februar 2025 kündigte Präsident Trump die Einführung sogenannter reziproker Zölle an, die ab dem 2. April 2025 gelten sollen. Ziel ist es, Importprodukte in gleicher Höhe zu besteuern, wie entsprechende US-Produkte im Ausland belastet werden.
- Aktueller Stand: Die genaue Umsetzung dieser Zölle wird noch ausgearbeitet.
Zölle auf Ölimporte aus Venezuela:
- Ankündigung: Präsident Trump kündigte einen Zoll von 25 % auf Ölimporte aus Venezuela an, der sich gegen Länder richtet, die weiterhin venezolanisches Öl importieren.
Reuters - Aktueller Stand: Diese Zölle traten am 24. März 2025 in Kraft und betreffen insbesondere Länder wie China und Indien.
Neue US-Zölle auf Stahl und Aluminium
Seit dem 12. März 2025 gelten in den USA neue Importzölle in Höhe von 25 Prozent auf Stahl- und Aluminiumprodukte. Rund die Hälfte des in den USA verwendeten Stahls und Aluminiums stammt aus dem Ausland, wobei die wichtigsten Lieferländer Kanada, Brasilien und die Europäische Union sind. Diese Zölle haben zu erheblichen Spannungen mit den Handelspartnern geführt.
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Kanada reagierte mit Vergeltungsmaßnahmen: Zölle auf US-Waren im Wert von knapp 21 Milliarden Dollar (rund 19,4 Milliarden Euro), darunter Stahl- und Aluminiumprodukte sowie Konsumgüter wie Computer und Sportartikel. Die Provinz Ontario erhob zeitweise einen Aufschlag von 25 Prozent auf Stromexporte in drei US-Bundesstaaten. Trump drohte daraufhin mit einer Verdopplung der Stahlzölle. Letztlich zogen beide Seiten ihre Drohungen zurück.
Auch die Europäische Union setzte Gegenmaßnahmen in Kraft – zunächst geplant ab dem 1. April, dann jedoch auf Mitte April verschoben, da weitere Verhandlungen stattfinden sollten. Die EU-Zölle betreffen ausgewählte US-Produkte wie Jeans, Whiskey und Motorräder. Eine Ausweitung der Zölle wird von Brüssel nicht ausgeschlossen.
Ein möglicher Grund für die Verzögerung der EU-Maßnahmen liegt in Trumps Ankündigung, Importzölle von bis zu 200 Prozent auf alkoholische Getränke wie Wein und Champagner zu verhängen. Dies wäre ein schwerer Schlag für die europäische Exportwirtschaft: Laut Angaben der Welthandelsorganisation (WTO) exportierte Europa allein im Jahr 2023 Wein und Champagner im Wert von knapp 5,2 Milliarden Euro in die USA. Die angedrohten Zölle gelten als direkte Antwort auf die EU-Maßnahmen gegen US-Produkte wie Whiskey.

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Statt unsere Bürger zu besteuern, um andere Länder zu bereichern, werden wir ausländische Länder besteuern und verzollen, um unsere Bürger zu bereichern.
Donald Trump in seiner Antrittsrede am 20. Januar 2025
Kein Aufschub für China
Im Gegensatz zu anderen Handelspartnern erhielt China keinerlei Aufschub bei der Einführung neuer US-Zölle. Bereits am 4. Februar 2025 setzte die US-Regierung unter Präsident Donald Trump zusätzliche Importzölle in Höhe von 10 Prozentpunkten auf eine breite Palette chinesischer Waren in Kraft. Nur einen Monat später, am 4. März, wurde dieser Satz auf 20 Prozent erhöht. Die Maßnahme traf vor allem Elektronik, Maschinenbauteile und Konsumgüter – zentrale Exportgüter Chinas. Die Vereinigten Staaten begründen diese Schritte unter anderem mit ihrem anhaltend hohen Handelsdefizit gegenüber China, das im Jahr 2024 bei über 400 Milliarden US-Dollar lag.
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Peking reagierte prompt mit Gegenzöllen in Höhe von 10 bis 15 Prozent auf US-Exporte. Besonders betroffen waren amerikanische Agrarprodukte wie Sojabohnen, Mais und Hirse, die einen wichtigen Bestandteil der US-Außenhandelsbilanz darstellen. Auch Energieexporte – vor allem Flüssiggas – wurden mit Strafzöllen belegt, was insbesondere US-Unternehmen an der Golfküste empfindlich traf.
Präsident Trump verwies zusätzlich auf die unzureichende chinesische Kooperation im Kampf gegen den Drogenschmuggel, insbesondere im Zusammenhang mit dem synthetischen Opioid Fentanyl. China wies diese Vorwürfe entschieden zurück und betonte, man habe mehrfach mit den US-Behörden zusammengearbeitet. Peking erklärte, Handelsmaßnahmen seien kein geeignetes Mittel, um das Drogenproblem zu lösen.
2. April als entscheidendes Datum im Zollkonflikt
Ein zentrales Datum in Trumps Zollpolitik ist der 2. April. Für diesen Tag kündigte der US-Präsident umfassende sogenannte reziproke Zölle an. Ziel ist es, Importprodukte in gleicher Höhe zu besteuern, wie entsprechende US-Produkte im Ausland belastet werden. Dabei sollen nicht nur direkte Zölle, sondern auch nichttarifäre Handelshemmnisse wie Subventionen und Regulierungen in die Bewertung einfließen.
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Trump deutete zudem an, Anfang April könnten weitere Sektoren ins Visier geraten – darunter die Auto-, Pharma- und Halbleiterindustrie. Ein Regierungsvertreter betonte jedoch, dass hierzu noch keine abschließende Entscheidung getroffen worden sei – "die Lage sei derzeit noch im Fluss".
Am selben Tag könnte zudem ein drastischer Strafzoll gegen Länder wirksam werden, die Öl und Gas aus Venezuela importieren. Diese Maßnahme richtet sich vor allem gegen China und Indien – zwei Länder, an die Venezuela unter US-Sanktionsdruck zunehmend Energieexporte verlagert hatte.
Auswirkungen auf die US-Wirtschaft
Die von Präsident Donald Trump eingeführten Zölle haben nicht nur internationale Handelsbeziehungen belastet, sondern auch erhebliche Auswirkungen auf die US-Wirtschaft selbst. Ökonomen warnen, dass diese Maßnahmen zu einem Anstieg der Verbraucherpreise führen könnten, da importierte Waren teurer werden und Unternehmen die erhöhten Kosten an die Kunden weitergeben. Besonders betroffen sind dabei Produkte des täglichen Bedarfs wie Elektronik, Spielzeug und Kleidung, deren Preise aufgrund der Zölle steigen könnten. Dies trifft insbesondere einkommensschwächere Haushalte, die auf preisgünstige Importwaren angewiesen sind.
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Die US-Notenbank Federal Reserve hat ihre Wirtschaftsprognosen für 2025 aufgrund der durch die Zölle verursachten Unsicherheiten nach unten korrigiert. Sie erwartet nun ein Wirtschaftswachstum von lediglich 1,7 %, während die Inflationsrate auf 2,7 % steigen könnte. Diese Entwicklung wird auf die von der Regierung verhängten Handelsbarrieren zurückgeführt, die die Preise erhöhen und das Wachstum hemmen.
Darüber hinaus haben die Zölle negative Auswirkungen auf US-UnterneUhmen. Eine Analyse der Federal Reserve Bank of New York zeigt, dass betroffene Firmen nach der Einführung von Zöllen einen durchschnittlichen Gewinnrückgang von etwa 13 % verzeichneten. Dies führte zu reduzierten Investitionen, geringeren Verkaufszahlen und einem Rückgang der Beschäftigung in diesen Unternehmen.
Zusätzlich zu den direkten wirtschaftlichen Folgen haben die Zölle auch politische Konsequenzen. Studien zeigen, dass die von China als Reaktion eingeführten Vergeltungszölle gezielt auf landwirtschaftliche Produkte aus republikanisch geprägten Regionen abzielen. Dies hat dort zu wirtschaftlichen Einbußen geführt und könnte die politische Unterstützung für die Regierung in diesen Gebieten beeinträchtigen.
Ein zentrales Argument, mit dem Donald Trump seine aggressive Zollpolitik verteidigt, ist der Kampf gegen den Schmuggel der synthetischen Droge Fentanyl in die Vereinigten Staaten. Trump behauptet, Länder wie China und Mexiko würden nicht genug unternehmen, um die Produktion und den illegalen Export von Fentanyl zu stoppen – einer Substanz, die in den USA jährlich zehntausende Todesopfer fordert. Laut Angaben der US-Gesundheitsbehörde CDC starben im Jahr 2023 mehr als 70.000 Menschen an einer Überdosis synthetischer Opioide, überwiegend Fentanyl.
Trump betont, dass Handelspolitik ein wirksames Druckmittel sei, um internationale Partner zu stärkerem Handeln zu zwingen. Im Februar 2025 sagte er: „Wer nicht hilft, das Fentanyl-Problem zu lösen, wird zahlen – in Form von Zöllen.“Besonders China steht dabei im Fokus, da Vorprodukte für Fentanyl häufig aus chinesischen Chemiewerken stammen. Trotz Pekings Beteuerungen, die Exporte zu kontrollieren und mit den USA zu kooperieren, wirft Trump der chinesischen Regierung mangelnde Konsequenz vor.
Diese Argumentation stößt international auf Kritik: Experten warnen, dass wirtschaftliche Strafmaßnahmen kaum geeignet seien, ein komplexes Problem wie Drogenschmuggel zu lösen. Stattdessen fordern sie verstärkte Zusammenarbeit im Bereich Strafverfolgung und Aufklärung – und warnen vor den wirtschaftlichen Kollateralschäden der Zollpolitik.
Reaktionen der internationalen Gemeinschaft
Die internationale Gemeinschaft hat unterschiedlich auf die US-Zölle reagiert. Während einige Länder direkte Vergeltungsmaßnahmen ergriffen haben, suchen andere den Dialog, um Handelskonflikte zu vermeiden. Die Europäische Union etwa betont weiterhin die Bedeutung eines regelbasierten multilateralen Handelssystems und hat sich in jüngsten Gesprächen mit den USA um eine Deeskalation bemüht. Gleichzeitig bereitet sie jedoch weitere Gegenmaßnahmen vor, sollte Washington seine Zollpolitik ausweiten.
Auch die Welthandelsorganisation (WTO) wurde in die Auseinandersetzungen einbezogen: Mehrere betroffene Staaten haben offiziell Beschwerde eingelegt, um die Rechtmäßigkeit der US-Zölle prüfen zu lassen. Die WTO steht damit unter erheblichem Druck, ihre Handlungsfähigkeit zu beweisen – insbesondere, da Trump wiederholt deren Autorität infrage gestellt hat und sogar mit einem Austritt der USA aus der Organisation gedroht hat.
In Asien reagierten Staaten wie Südkorea und Japan mit diplomatischen Initiativen, um bilaterale Ausnahmeregelungen auszuhandeln. Gleichzeitig stocken sie Investitionen in ihre heimischen Industrien auf, um sich unabhängiger vom US-Markt zu machen. China hingegen nutzt die Situation, um sich als Gegengewicht zu den USA zu positionieren und baut seine Handelsbeziehungen mit anderen Schwellen- und Entwicklungsländern aus.
Insgesamt zeigt sich: Trumps Zollpolitik hat eine globale Kettenreaktion ausgelöst. Während die USA versuchen, durch protektionistische Maßnahmen kurzfristige wirtschaftliche Vorteile zu erzielen, wächst international der Widerstand gegen diese Strategie. Langfristig droht eine Fragmentierung des globalen Handelssystems – mit ungewissen Folgen für Wachstum, Stabilität und politische Zusammenarbeit weltweit.